Ronnenberg.
Hart und gleißend stechen die Lichtstrahlen der Taschenlampen in den dunklen Keller der Johanniter-Dienststelle am Hagacker in Ronnenberg. Niklas Tracht sucht mit seinem Helfertrupp nach „Verletzten“. Sie durchlaufen ein Einsatzszenario, das es in sich hat. In dieser Übung stehen die jungen Johanniter am Ort einer fiktiven Party, die völlig aus dem Ruder lief.
Tracht und die anderen acht Helfer werden es mit insgesamt 24 „Patienten“ zu tun bekommen. Die Diagnosen reichen von Schock über leichten Schwindel bis hin zu inneren Verletzungen. Die Übung wird nicht reibungslos ablaufen: Die Helfer sollen lernen, wie sie als Team bei einem sogenannten „Massenanfall an Verletzten“ (ManV) vorzugehen haben. Und dass sowohl Schnelligkeit als auch Genauigkeit und Achtsamkeit gefordert sind. Die richtige Kombination rettet im Ernstfall Leben.
Übungsleiter Nisse Winkelholz ist Freiwilligendienstleister bei den Johannitern und im Sondereinsatzdienst des Ronnenberger Ortsverbands Deister aktiv. Helfer wie er werden gemeinsam mit anderen Johanniterteams zu Einsätzen gerufen. Winkelholz hat sich das Szenario ausgedacht und die „Verletzten“ im Keller verteilt.
Es sind Zettel mit Patienteninformationen, wie sie auch Einsatzkräfte auf den ersten Blick erkennen müssen. Tracht, mitten in der Ausbildung zum Notfallsanitäter, führt die Suche an. „ManV“ ist eine Situation mit zahlreichen betroffenen Menschen, bei der Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Rettungsdienst Hand in Hand arbeiten. Trachts Mannschaft trainiert an diesem Abend den eigenen Aufgabenbereich. Sie soll jede Person finden und einschätzen, wer in die Notaufnahme kommt und wer noch vor Ort erstversorgt werden muss.
Im Hof steht Lena Köhne bereit, eine frisch ausgebildete Rettungssanitäterin. Sie leitet den Aufbau eines Behandlungsplatzes. Möglichst rasch sollen ein großes Zelt und viel Material bereitstehen – von Tragen, Einsatztaschen, Diagnosegeräten, Sauerstoffflaschen bis hin zu Lampen und Stromversorgung. Dann kommen schon die ersten Patienten. Per Funk stehen Tracht und Köhne in Kontakt. Winkelholz gibt neue Informationen: Die Vitalwerte eines „Patienten“ verschlechtern sich; seine „Überlebenschancen“ sinken rasch. Tracht und Köhne müssen auch das bedenken und ihre Teams umdirigieren. Bald ist das Zelt voller Liegen, sortiert nach Dringlichkeit. Alles ist bereit für die Erstversorgung.
Winkelholz bricht die Übung ab. Gut eine halbe Stunde ist vergangen. „Zu lange“, sagt Tracht selbstkritisch. Die Erfahrensten unter den Helfern sind dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. Kein „Patient“ ist vergessen, der Behandlungsplatz komplett fertig. „Das ist eine respektable Leistung“, sagt Köhne. „Etliche Helfer hatten noch nie einen Behandlungsplatz aufgebaut oder eine Erstsichtung vorgenommen.“ Eine ManV-Situation fordert Rettungskräften alles ab; von der Alarmierung bis zur Erstversorgung müssen hunderte Handgriffe getan und zig Details berücksichtigt werden. Und das in stressiger Atmosphäre. Auch deshalb trainieren die Johanniter immer wieder.
Am Dienstag, 5. November, tauchen die Ronnenberger Ehrenamtlichen bei ihrem Dienstabend noch einmal tief in das Thema „ManV“ ein. Interessierte sind willkommen. Los geht es um 19 Uhr in der Johanniter-Dienststelle am Hagacker 5b in Ronnenberg.