Anzeige
Anzeige
Anzeige

Niedersachsen verzeichnet 2024 niedrigste Verkehrstoten-Zahl seit 70 Jahren

Symbolfoto.

Hannover. Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, hat heute (07.04.2025) die Verkehrsunfallstatistik 2024 vorgestellt. Die Polizei Niedersachsen verzeichnete im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle einen leichten Rückgang um 1,8 Prozent auf insgesamt 209.001 Unfälle. Das sind 3.929 Unfälle weniger als 2023. Bei Unfällen im Straßenverkehr sind 2024 in Niedersachsen 347 Menschen ums Leben gekommen, rund 18 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Damit liegt die Zahl der Verkehrstoten auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 70 Jahren.

Wie bei den Verkehrstoten ist auch die Zahl der Schwerverletzten gesunken – auf 4.961 (2023: 5.150). Ebenso ist die Zahl der Leichtverletzten – von 36.271 auf 36.083 (-0,5 Prozent) zurückgegangen.

.

Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, sagt: „Die historisch niedrige Zahl der Verkehrstoten im vergangenen Jahr ist ausgesprochen erfreulich. Doch trotz dieses statistischen Tiefstands gilt: jeder Mensch, der bei einem Verkehrsunfall stirbt, ist einer zu viel. Auffällig sind die gestiegenen Zahlen der Todesopfer in der Gruppe der jungen Erwachsenen und bei den Baumunfällen. Außerdem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich weiter zu viele Menschen betrunken oder berauscht ans Steuer setzen oder zu schnell unterwegs sind. Gegen diese Entwicklungen werden wir in diesem Jahr weiter mit intensiven Kontrollen und neuen Ansätzen in der Präventionsarbeit vorgehen.“

Unfallursachen

Zu hohe Geschwindigkeit war wieder die Hauptursache für Verkehrsunfälle mit Todesopfern. Außerdem waren Vorfahrtsmissachtung, Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie zu geringer Abstand zwischen den Fahrzeugen maßgebliche Gründe für Verkehrsunfälle.

Risikogruppen

2024 starben sechs Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren bei Verkehrsunfällen und somit vier Kinder weniger in dieser Altersgruppe als im Jahr zuvor. Dagegen kamen bei der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren im Vergleichszeitraum fünf Menschen mehr ums Leben als 2023 – die Zahl der Todesopfer stieg auf 58. Von den tödlich verunglückten jungen Erwachsenen waren 37 Personen mit einem Pkw und 15 Personen mit einem motorisierten Zweirad unterwegs. 28, und somit fast die Hälfte, sind bei einem Baumunfall ums Leben gekommen.

In der Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahren) gab es 126 Todesopfer, das waren 16 Personen weniger als 2023. Damit entspricht der Anteil dieser Personengruppe an den Verkehrstoten insgesamt rund 36 Prozent in Relation zu einem Bevölkerungsanteil von fast 23 Prozent.
2024 waren – ähnlich wie in den Vorjahren – rund 41 Prozent der Todesopfer aus dieser Altersgruppe als Fahrende oder Mitfahrende in einem Pkw unterwegs. Fast die Hälfte starb als sogenannte „ungeschützte Verkehrsteilnehmende“ – sie waren also zu Fuß oder mit dem Fahrrad bzw. Pedelec unterwegs.

In der Gruppe der tödlich verunglückten Fußgängerinnen und Fußgänger sind 2024 neun Menschen weniger – und somit 44 Todesopfer – zu verzeichnen. Davon waren 26 im Alter von 65 Jahren und älter sowie vier im Kindes- bzw. Jugendalter von 5 bis 11 Jahren.

 Im vergangenen Jahr sind mit 49 Personen rund 31 Prozent weniger Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer in Niedersachsen tödlich verunglückt als 2023 (71). Davon waren 38 Seniorinnen und Senioren.

Zum Zeitpunkt des tödlichen Unfalls nutzten 30 Menschen ein Pedelec.

 Die Anzahl der tödlich verunglückten motorisierten Zweiradfahrenden ist im Jahr 2024 auf dem gleichen Niveau des Vorjahres geblieben. Insgesamt kamen 59 Personen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Dabei sind in der Klasse der Motorräder mit mehr als 125 ccm mit 48 getöteten Personen drei mehr als 2023 zu verzeichnen.

Ministerin Behrens: „Der weiterhin hohe Anteil an Todesopfern bei den Motorradfahrenden betrachten wir mit Sorge. Wir werden dieser Entwicklung mit deutlich mehr Präventionsarbeit und auch Kontrollen, gerade in Schwerpunktbereichen, entgegensteuern. Der Start der Motorradsaison steht unmittelbar bevor. Darum müssen wir auch in diesem Jahr wieder frühzeitig und intensiv über die Gefahren aufklären und um gegenseitige Rücksichtnahme werben. Ich wünsche allen Motorradfahrerinnen und -fahrern eine schöne Saison mit wunderbaren Ausfahrten, aber vor allem wünsche ich Ihnen, dass sie auch gesund zurück nach Hause kommen.“

Baumunfälle und Landstraßen

Auch 2024 haben sich rund zwei Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle (insgesamt 256) auf Landstraßen ereignet. Die Anzahl dieser sogenannten Baumunfälle hat sich dabei in Niedersachsen im vergangenen Jahr um rund sieben Prozent auf 3.109 Unfälle reduziert (2023: 3.341).
Dagegen ist die Zahl der bei Baumunfällen tödlich verunglückten Personen um mehr als fünf Prozent gestiegen, von 111 im Jahr 2023 auf 117. Die Zahl der schwer und leicht verletzten Personen nahm wiederum ab: In 2024 gab es 601 Schwerverletzte und damit 116 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Leichtverletzten nahm von 1.671 auf 1.591 ab (- 4,8 Prozent).

Autobahnen in Niedersachsen

Im vergangenen Jahr kamen auf den niedersächsischen Autobahnabschnitten 20 Personen ums Leben, das waren 17 Menschen weniger als 2023.

Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr

Im Jahr 2024 ist die Zahl der tödlich verunglückten Menschen aufgrund einer Beeinflussung durch Alkohol oder anderer berauschender Mittel von 25 (2023) auf 23 zurückgegangen. Ebenso nahm die Gesamtzahl der von der Polizei registrierten Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol oder sonstige berauschende Mittel eine maßgebliche Rolle spielten, ab.

Hier verzeichnet Niedersachsen ein Minus von 4,2 Prozent und damit einen Rückgang auf 4.282 Verkehrsunfälle (- 187 Unfälle).

 Im April 2024 ist in Deutschland die Cannabislegalisierung in Kraft getreten. Der Polizei Niedersachsen liegen noch keine validen Zahlen zu den bisherigen Feststellungen vor. Denn die Änderung der straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften mit Anpassung des Grenzwertes auf 3,5 Nanogramm THC im Blut erfolgte im Spätsommer 2024. Erst danach konnten die erforderlichen bundesweiten Abstimmungen zur einheitlichen Erfassung entsprechender Daten eingeleitet werden.

Darüber hinaus stehen der Polizei aufgrund der THC-Grenzwertanpassung noch keine entsprechend qualitativ hochwertigen Vortestmittel zur Verfügung. Gleichwohl gilt insbesondere für den Straßenverkehr, dass die Auswirkungen der Cannabislegalisierung fortlaufend betrachtet und bewertet werden.   

 Ministerin Behrens: „Die Zahl der Toten bei Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten ist weiterhin zu hoch. Sich betrunken oder im Rausch hinters Steuer zu setzen, ist kein Kavaliersdelikt und muss gesellschaftlich noch stärker geächtet werden! Wer sich dafür entscheidet, kann im nächsten Moment für den eigenen oder den Tod eines anderen Menschen verantwortlich sein. Das müssen wir noch deutlicher in den Köpfen der Fahrerinnen und Fahrern verankern! Im täglichen Einsatz hat die Polizei Niedersachsen auch diese Entwicklung im Blick. Das gilt insbesondere auch im Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis. Unsere Bedenken gegenüber den mittelfristigen Auswirkungen der Teillegalisierung und der Erhöhung des THC-Grenzwertes bleiben bestehen – gerade auch mit Blick auf die Sicherheit im Straßenverkehr.“

 Die Themen Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit bildeten bereits im vergangenen Jahr den Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit in Niedersachsen und stehen auch 2025 weiter im Fokus.

Ministerin Behrens macht deutlich: „Mindestens ebenso gefährlich wie sich mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten ans Steuer zu setzen, ist das zu schnelle Fahren. Es gibt dafür keine Ausrede. Wer zu schnell unterwegs ist, bringt sich und andere in Lebensgefahr. Das muss jeder und jedem klar sein! Im Bereich Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit wird die Polizei ihre Kontrollen daher dieses Jahr nicht nur im alltäglichen Streifendienst verstärken, sondern auch abgestimmte landesweite Kontrolltermine vorbereiten.

An diesen werden dann nicht nur Fahrerinnen und Fahrer von Pkw, Lkw und Bussen, sondern auch Motorrad-, E-Scooter- und Radfahrende kontrolliert.“

 Die Unfalluhr 2024 in Niedersachsen

 - alle 2,5 Minuten nahm die Polizei einen Verkehrsunfall auf

- alle 13 Minuten verunglückte eine Person im Straßenverkehr

- alle 50 Minuten kam ein Fahrradfahrender zu Schaden

- alle 82 Minuten eine Person im Alter zwischen 18 und 24 Jahren

- alle 86 Minuten verunglückte ein älterer Mensch ab 65 Jahren

- alle 2 Stunden verursachte ein fahruntüchtiger Fahrender einen Unfall

- alle 2,5 Stunden war ein verunglückter Motorradfahrender darunter

- alle 2-3 Stunden endete ein Verkehrsunfall an einem Baum

- alle 2-3 Stunden verunglückte ein Pedelec-Fahrender

- alle 3,5 Stunden war die Gesundheit von zu Fuß Gehenden betroffen

- jeden Tag kam mindestens ein Mensch im Straßenverkehr ums Leben

 

Anmerkung: Unter „Verunglückte“ zählen Getötete und Verletzte gleichermaßen.