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Aktionstag gegen häusliche Gewalt - Stadt bringt Plaketten mit Hilfetelefonnummer auf Bänken an

Donna Clara-Mitarbeiterin Nicole Waldmann (hinten v. l.), Bürgermeister Kai Eggert, AES-Schulleiter Christian Augustin, Ratsfrau Hannelore Stendel, Schülerin Kira Wesche (vorne v.l.) und Gleichstellungsbeauftragte Nicole Hendrych machen auf den Aktionstag „Gegen häusliche Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ aufmerksam. Quelle: Stadt Laatzen.

Laatzen. Häusliche Gewalt findet im privaten Raum statt und ist dadurch häufig unsichtbar. Deshalb stärkt das Gleichstellungsbüro der Stadt Laatzen seit vielen Jahren das öffentliche Bewusstsein für die Thematik und informiert über Hilfsangebote für Betroffene. Welche Formen häuslicher Gewalt vorkommen können, welche Auslöser es gibt, und wo betroffene Frauen und Mädchen Hilfe erhalten, haben nun Schülerinnen und Schüler der Albert-Einstein-Schule (AES) in Seminaren in Kooperation mit der Stadt Laatzen erarbeitet..

Lehrerin Maria Fernandéz berichtet von hartnäckigen Mythen und Vorurteilen, die sie gemeinsam mit den Teilnehmenden während der Unterrichtseinheit abgebaut hat: „Vielen Jugendlichen war zu Beginn des Seminars nicht bewusst, dass Gewalt gegen junge Frauen in der Beziehung mehr als ein blaues Auge ist.“ Häufig beginne die Gewalt bei psychischer Misshandlung wie etwa Drohungen, Demütigungen oder Einschüchterungen. Auch Eifersucht und Kontrolle würden dazugehören. Etwa, wenn der Partner darauf bestehe, alle Passwörter zu kennen und zu erfahren, mit wem die Freundin ausgehe. „Das war für viele eine zentrale und wichtige Erkenntnis“, so Fernandéz.

Anlässlich des anstehenden Aktionstages gegen Gewalt an Frauen am 25. November haben nun die Teilnehmenden eine Bank auf dem Pausenhof lila gestrichen und an ihrer Lehne eine Plakette mit der Rufnummer und einem QR-Code des bundesweiten Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ angebracht. Die Idee einer farbigen Bank geht dabei auf die Aktion „Orange the World“ zurück, bei der beispielsweise im öffentlichen Raum in der Signalfarbe gestrichene Bänke als Symbol gegen häusliche Gewalt aufgestellt werden. Neun weiteren Sitzgelegenheiten auf dem Schulgelände der kooperativen Gesamtschule statten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls zeitnah mit diesen Plaketten aus.

Über 30 weitere von ihnen bringt der städtische Betriebshof im Stadtgebiet an Bänken im Park der Sinne, auf Spielplätzen oder auf Mitfahrbänken an. „Die Bänke stehen scheinbar wahllos an den unterschiedlichsten Orten, aber über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Denn häusliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen folgt ebenfalls keinem Muster – sie kommt in allen Altersgruppen und sozialen Schichten vor“, erklärt Gleichstellungsbeauftragte Nicole Hendrych die Idee. „Es ist von zentraler Bedeutung, auf die gravierenden Auswirkungen häuslicher Gewalt für Betroffene aufmerksam zu machen, solidarisch für ihre Rechte einzutreten und gesellschaftliche Aufklärungsarbeit zu leisten", so Hendrych weiter.

159 Fälle von akuter häuslicher Gewalt (BISS) verzeichnete die Donna Clara Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Gewaltsituationen e.V. im vergangenen Jahr in Laatzen. Der Großteil dieser Fälle meldete die Polizei nach Einsätzen, die übrigen meldeten die Betroffenen direkt der Beratungsstelle. Regionsweit erhielt der BISS‐Verbund Region Hannover Kenntnis von insgesamt 1.674 Fällen häuslicher Gewalt, davon betrafen 1.413 Frauen. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.

Die Entwicklung der Fallzahlen, Interventionsmaßnahmen, den Ausbau von Beratungsangeboten und den Fortschritt der Aufklärungsarbeit bespricht für Laatzen der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt regelmäßig. Derzeit gehören diesem Gremium Vertreterinnen und Vertreter des Frauenzentrums, der Polizei, der Arbeiterwohlfahrt Region Hannover, der Lebensberatungsstelle der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, sowie der städtischen Kindertagespflege, des Gleichstellungsbüros sowie der Kinder- und Jugendhilfe an.

Bürgermeister Kai Eggert betont: „An diesem Tag rückt das Thema besonders in den Vordergrund – das liegt in der Natur eines Aktionstages. Wir dürfen das Thema aber auch an all den anderen Tagen im Jahr nicht aus den Augen verlieren. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist keine Privatangelegenheit.“

Wie im letzten Jahr lässt die Stadt die Flaggen mit der Nummer des Hilfetelefons am Marktplatz vor dem Rathaus und vor den Schulen wehen. Außerdem liegen derzeit im Foyer des Rathauses auffällige Sattelschoner mit dem Hinweis auf das Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen aus – eine Aktion der Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten der Region Hannover.

Über das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, ist rund um die Uhr, in 18 Sprachen und an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Unter der Rufnummer 116 016 und über die Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de können sich Betroffene, aber auch Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte beraten lassen – anonym, kostenlos und barrierefrei.

Über den Aktionstag

Der 25. November legt jedes Jahr einen besonderen Fokus auf Frauen: Es ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. In zahlreichen Ländern der Erde finden Aktivitäten und Kundgebungen statt, die Solidarität mit gewaltbetroffenen Frauen bekunden. Ursprung dieses Aktionstages ist der 25. November 1960, an dem die Schwestern Mirabal Opfer eines diktatorischen Mordanschlages wurden. Sie hatten sich für den Sturz des Diktators Rafael Trujillo in der Dominikanischen Republik eingesetzt. UN-Women setzt seit 2008 die Kampagne "Orange the World - Färb die Welt orange, um Gewalt gegen Frauen zu beenden".