Laatzen. Im Oktober fand in der Arche in Laatzen der jährliche Austausch zwischen Vertretern der Stadt Laatzen und evangelischen und katholischen Kirchen statt. Dieser bewährte Dialog dient dazu, aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu erörtern und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln. Im Fokus standen in diesem Jahr die Stadtentwicklung, kirchliche Umstrukturierungen und der Ausbau der Jugendarbeit. Eine zentrale Frage war, wie sich die Kirchen zukünftig aufstellen, um den Bedürfnissen der Laatzener Bürger gerecht zu werden..
Pastor Burkhard Straeck von der St. Marienkirche in Grasdorf eröffnete den Austausch mit einer Erntedankgeschichte über den fiktiven Ali aus Bagdad, der die Vielfalt seiner Stadt an die Wände malt - ein Bild, das sowohl die Gemeinschaft in Laatzen als auch die zunehmende religiöse und kulturelle Vielfalt symbolisierte.
Kirchliche Veränderungen: Zusammenwachsen der Gemeinden
Pastorin Dr. Katrin Dieckow, Vorsitzende des neuen Gesamtkirchenvorstands der evangelischen Gemeinden in Laatzen, berichtete über die Entwicklungen der neu gegründeten Gesamtkirchengemeinde, die am 1. Januar 2024 aus den zuvor fünf eigenständigen Gemeinden hervorging. Sie betonte die positiven Erfahrungen der ersten Monate: "Mit einer ausgewogenen Mischung aus neuen und erfahrenen Mitgliedern im Kirchenvorstand haben wir eine starke Basis für die kommenden Herausforderungen geschaffen. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Ortsteile funktioniert sehr gut und ich freue mich besonders über die Jugendvertreterinnen und -vertreter." Einer der nächsten großen Schritte sei die Zusammenlegung der Gemeindebüros. "Ein zentrales Gemeindebüro in der Arche wird ab 2025 die Arbeit erleichtern und die Erreichbarkeit für unsere Mitglieder verbessern. Eine Außenstelle wird es auch weiterhin in Laatzens ältester Ortschaft, Gleidingen, geben", erläuterte Dieckow.
Auch die katholische Gemeinde befasst sich intensiv mit Veränderungen. Pfarrer Dr. Thomas Kellner berichtete von der laufenden Immobilienfrage, die seit zwei Jahren im Fokus der Gemeinde steht. "Wir rechnen in den kommenden Jahren mit einem erheblichen Verlust an hauptamtlich Mitarbeitenden. Zugleich wird es mehr Quereinsteiger geben, die nicht aus kirchlichen Kontexten stammen. Das stellt uns vor Herausforderungen, insbesondere beim Onboarding neuer Mitarbeitender, die mit dem geistlichen Rahmen oft weniger vertraut sind", so Kellner.
Ein weiterer Schritt, der bereits erfolgreich umgesetzt wurde, sind regelmäßige Wort-Gottes-Feiern am Sonntag, die von Laien durchgeführt werden. "Es haben sich inzwischen so viele Interessierte für die Leitung dieser Gottesdienstform gefunden, dass ich Schwierigkeiten habe, sie alle im Gottesdienstplan unterzubringen. Ein echtes Luxusproblem", meint Kellner mit einem Augenzwinkern.
Von großer Relevanz sei auch die bevorstehende Volksentscheidung am 17. November 2024, so der Pfarrer. An diesem Tag werde die katholische Gemeinde darüber abstimmen, welche Kirche Zukunft haben soll, St. Oliver oder St. Mathilde. "Alle rund 5.000 Haushalte in der Gemeinde wurden informiert, und Wahlberechtigte ab 16 Jahren können ihre Stimme abgeben. Diese Entscheidung wird bindend sein - es wird keine Kirche abgerissen, aber nach dem Entscheid werden keine Investitionen mehr in den Standort erfolgen, der nicht ausgewählt wurde. Für diesen Standort werden wir uns um eine neue Nutzung kümmern", erklärte Kellner. "Es wird eine emotionale Entscheidung der Gemeinde sein, bei der objektive Kriterien wie Sanierungsbedarf und Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr eine Rolle spielen."
Städtische Herausforderungen und Kooperation von Stadt und Kirche in der Jugendarbeit
Kai Eggert, Bürgermeister der Stadt Laatzen, berichtete über die aktuellen Herausforderungen in der Haushaltsplanung. "Der städtische Haushalt weist ein Minus von 24,3 Millionen Euro auf. Die Spielräume sind begrenzt - nur 2,1 Prozent aller Leistungen fallen in den Bereich der freiwilligen Leistungen. Trotz dieser Einschränkungen setzen wir weiterhin auf Investitionen in Bildung, insbesondere vor dem Hintergrund des Ganztagsbetriebs", erklärte Eggert. Eine große Herausforderung sei die personelle Absicherung der Horte, vor allem in Kombination mit dem Ganztag. "Auch die Vereine sind in Sorge. Wenn die Kinder am Nachmittag in der Schule sind, wann bleibt dann noch Zeit für Vereinsangebote? Wir arbeiten jedoch bereits an Lösungen, damit die Vereine das Ganztagsangebot mitgestalten können", führte Eggert weiter aus.
Ein weiteres zentrales Thema des Austauschs war die Jugendarbeit in Laatzen. Fachbereichsleiter für Jugend du Soziales Thomas Schrader hob die Bedeutung von jugendgerechten Treffpunkten hervor: "Jugendliche brauchen Orte, an denen sie sich frei entfalten können. Der Jugendtreff M6 ist mit täglich 60 bis 80 Jugendlichen ein lebendiger Treffpunkt." Bürgermeister Eggert ergänzte: "Wir müssen dort sein, wo die Jugendlichen sind. Unsere Aufgabe als Stadt ist es, dafür zu sorgen, dass wir ggf. auch gemeinsam mit den Kirchen attraktive Angebote in allen Ortsteilen schaffen."
Auch die katholische Kirche muss sich in der Jugendarbeit umstellen. Pfarrer Thomas Kellner von der St.-Oliver-Gemeinde berichtete von der Herausforderung, Firmungsangebote an den Ganztag anzupassen. "Firmvorbereitung während der Woche wird immer schwieriger, da die Jugendlichen erst spät nach Hause kommen", so Kellner.
Besonders stolz zeigte sich Dr. Jens Wening, Pastor der Rethener Gemeinde, über den Umbau des Kirchenraums der St. Petri Kirche. "Jetzt haben wir nicht nur eine einladende Kirche mit flexibler Bestuhlung statt der alten Kirchenbänke, sondern auch neue Veranstaltungsformate wie den Zirkus Regenbogen, Konzerte und Kinogottesdienste", so Wening. Für die Jugendräume der T-Stube, die beim letzten Hochwasser beschädigt wurden, seien sie mit Umplanungen beschäftigt, um geeignete Räume für die Jugendarbeit im Gemeindehaus bereitzustellen.
Religiöse Vielfalt und Zukunftsvisionen
Das Thema interreligiöser Dialog spielte ebenfalls eine Rolle. Pastorin Ilka Straeck bemerkte: "In den letzten Jahren gab es wenig institutionelle Gespräche mit anderen Religionsgemeinschaften. Es ist Zeit, den interreligiösen Austausch wieder aufleben zu lassen." Zudem wurde die Bedeutung der kirchlichen Kulturarbeit hervorgehoben. Magdalena Andrulewicz, Kantorin der Immanuelkirche, berichtete über die Orgelentdecker-Tage, die seit zwei Jahren für Grundschulkinder ausgerichtet werden.
Der Austausch endete mit einem Ausblick auf die ökumenische Zusammenarbeit beim Stadtempfang im nächsten Jahr. Thomas Kellner sagte abschließend: "Der gemeinsame Gottesdienst im Park der Sinne wäre eine wunderbare Gelegenheit, das friedliche Miteinander unserer verschiedenen Religionen zu feiern."