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Dr. Lesemann besuchte die Evangelische Kindertagesstätte

Grasdorf.

Die Fraktion der Landtagsabgeordneten setzt sich für einen verbindlichen Stufenplan für Qualitätsverbesserungen ein..

Eine dritte Kraft in den Gruppen, ein besserer Gesundheitsschutz, Verfügungsstunden zur Vor- und Nachbereitung sowie eine höhere Bezahlung und Ausbildungsvergütung: Sabrina Zieseniß, Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte Grasdorf, möchte bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit in den Kindertagesstätten. „Wir brauchen Perspektiven“, sagte Zieseniß im Hinblick auf die geplante Novellierung des Kindertagesstättengesetzes in Niedersachsen.

Dr. Silke Lesemann, für Laatzen, Pattensen und Sehnde zuständige SPD-Landtagsabgeordnete, hat die Einrichtung besucht und mit ihr über die aktuelle Situation gesprochen. Lesemann erläutert den Zeitplan: Die Novelle des Kindertagesstättengesetzes werde in der kommenden Woche erstmals im Landtag beraten. Anschließend werden die Abgeordneten Änderungen vorschlagen, die sich im Rahmen von Anhörungen einschlägiger Verbände ergeben haben. “Kein Gesetzentwurf verlässt den Landtag so, wie er hineingekommen ist“, so die Abgeordnete.

Die Leiterin schilderte zu Beginn des Gesprächs ihren Alltag und den ihrer 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden seien in den vergangenen Jahren ständig mehr geworden. So bleibe nicht genügend Zeit für die Vor- und Nachbereitung, wie zum Beispiel Dokumentationen, da die Verfügungsstunden pro Mitarbeitende nicht ausreichten. Der hohe Lärmpegel in den Gruppen mit bis zu 25 Kindern stelle eine gesundheitliche Belastung dar - um den Gesundheitsschutz zu erhöhen, müsse sich der Betreuungsschlüssel verbessern. Dies sei nicht nur für die Mitarbeitenden gut, sondern auch für die Kinder, da so auch mehr Zeit für Eins-zu-eins-Betreuung bliebe, um Kinder besser fördern zu können.

„Die Zeit am Kind ist das Ausschlaggebende“, pflichtete ihr Lesemann bei. Die Landtagsabgeordnete erinnerte daran, wie sich die Lage in den Kitas seit Inkrafttreten des ersten niedersächsischen Kita-Gesetzes im Jahr 1993 entwickelt hat. „Wir haben die Kinderbetreuung massiv ausgeweitet“, betonte Lesemann und nannte Zahlen: Zwischen 2010 und heute sei die Anzahl an Kindertageseinrichtungen um mehr als 22 Prozent gewachsen und die Zahl der Mitarbeitenden von 50.000 auf 75.000 angestiegen. Außerdem habe man das Schulgeld für die Auszubildenden abgeschafft und bereits die dritte Kraft in den Krippen eingeführt. Eine weitere Priorität für die Sozialdemokraten sei und bleibe die gebührenfreie Bildung, weshalb die SPD-geführte Landesregierung die Elternbeiträge im Jahr 2018 abgeschafft habe: Für die Betreuung von Kindern von drei Jahren bis zur Einschulung fallen keine Gebühren mehr an, wodurch Eltern durchschnittlich pro Jahr 4000 Euro einsparten. „Nachdem wir zuvor vor allem in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert haben, muss es jetzt noch stärker um die Qualität gehen“, sagte Lesemann.

Deshalb setze sich ihre Fraktion für einen verbindlichen Stufenplan für Qualitätsverbesserungen ein - auch mit dem Ziel, die dritte Kraft in den Kitas gesetzlich festzuschreiben. „Um dies tun zu können, benötigen wir allerdings Geld“, so Lesemann. Das CDU-geführte Finanzministerium habe bisher keine Unterstützung für das Vorhaben signalisiert. „Wir hoffen deshalb auf Geld vom Bund: Es könnte durch das Gute-Kita-Gesetz kommen, das momentan noch auf vier Jahre befristet ist“, erklärte Lesemann. Um mehr Personal zu gewinnen, wolle man den sogenannten Fachkräftekatalog erweitern. Als pädagogisches Personal wurden bisher nur staatlich anerkannte ErzieherInnen erfasst, jetzt sollen diverse Berufe wie KindheitspädagogInnen, SozialpädagogInnen, AbsolventInnen pädagogischer Studiengänge, Grundschullehrkräfte, HeilpädagogInnen und HeilerziehungspflegerInnen hinzukommen. Als Zweitkräfte in den Kita-Gruppen, den pädagogischen Assistenzkräften, waren bisher KinderpflegerInnen und SozialassistentInnen tätig, hier sollen nun auch beispielsweise ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, KinderkrankenpflegerInnen und Atem/StimmlehrerInnen eingesetzt werden. Der Fachkräftemangel mache ihrer Einrichtung zu schaffen - es sei schwer, freiwerdende Stellen neu zu besetzen.“ Ich liebe meinen Job - es ist ein toller Job“, sagte Zieseniß. Doch sie beobachte immer öfter, wie junge Leute, die eigentlich Lust auf den Berufszweig Kindererziehung haben, von den Bedingungen abgeschreckt sind. „Sie machen einen wichtigen Job in unserer Gesellschaft - und es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit er wieder für mehr Menschen attraktiv wird“, betonte Lesemann.