Laatzen. Vertikale Begrünung kühlt das Gebäude, verbessert das Wohnumfeld und das Mikroklima. Doch welche Pflanzenarten eignen sich dafür besonders gut und wie wirkt sich das Fassadengrün auf den Energieverbrauch des Gebäudes aus? Um diesen Bereich der Stadtbegrünung weiter zu erforschen, stellt der Büroflächen-Anbieter Brainhouse247 einen Teil seiner Fassade zur Verfügung und will gemeinsam mit der Stadtverwaltung, der Albert-Einstein-Schule, dem Erich-Kästner-Gymnasium und dem Schulbiologiezentrum Hannover ein Berliner Pilotprojekt nach Laatzen holen. Am Freitag, den 8. September trafen sich alle Beteiligten und besiegelten ihr Vorhaben in einer gemeinsamen Absichtserklärung..
Laatzens Bürgermeister Kai Eggert wertet das gemeinsame Projekt als wichtiges Zeichen für den urbanen Klimaschutz: „Die innovative Gestaltung des Gebäudeinneren von Brain-house247 wird man in Zukunft also auch von außen sehen können. Die Forschungsergebnisse, die im Rahmen dieses Pilotprojekts ermittelt werden, werden möglicherweise wegweisend für den weiteren Umgang mit Fassadenbegrünung in Laatzen sein."
Doch nicht die Fassadenbegrünung an sich ist besonders, sondern die Bauweise. Matthias Brinkmann, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit der Stadt Laatzen klärt auf: "Wer an Fassadenbegrünung denkt, dem kommt oft der unkontrolliert wuchernde wilde Wein oder der gemeine Efeu in den Sinn. Diese Begrünung ist zwar sehr ansehnlich und gut für unser Klima, aber leider greifen die Ranken das Mauerwerk an oder lassen sich mindestens nicht rückstandslos entfernen. Das schreckt viele ab. Deshalb freue ich mich, dass es nun eine schonende Lösung gibt, die aber nicht weniger klimafreundlich ist."
Die Technische Universität (TU) Berlin hat ein pflegeoptimiertes Begrünungssystem entwickelt, das der Hauswand vorgelagert ist. Eine Rankhilfe aus Drahtseilen ist über wenige Ankerpunkte mit der Fassade verbunden. Die verwendeten Pflanzen - Feuerbohne und Hopfen - greifen die Außenwand nicht an und lassen sich über ein Zugsystem bequem vom Boden aus einmal im Jahr ernten. Gleichzeitig soll dieses Projekt auf einem rund 72 Quadratmeter großen Abschnitt der Brainhouse-Fassade, für die Bildungsarbeit mit der Albert-Einstein-Schule und dem Erich-Kästner-Gymnasium genutzt werden. Albert-Einstein-Schulleiter Christian Augustin sieht schon zahlreiche Einsatzszenarien für alle Jahrgangsstufen: "Die Pflanzgefäße können im Werkunterricht gebaut, die Pflanzenaufzucht im Biologieunterricht begleitet werden."
Susanne Varga, CEO der Brainhouse247 Holding AG, betont den Mehrwert der Bildungsarbeit: "Die Schülerinnen und Schüler lernen so den ganzen Kreislauf einer kompostierbaren Fassadenbegrünung kennen: vom Anpflanzen, über die Ernte, bis zur Verwertung der Bio-masse." Selbst bei den wissenschaftlichen Auswertungen der Sensordaten, die etwa die Luft-feuchtigkeit, Licht, Luft- und Wandtemperatur und weitere Daten messen, können die Schüle-rinnen und Schüler mitarbeiten. Wissenschaftlich betreut werden die Lehrkräfte bei der entsprechenden Unterrichtsgestaltung durch ein Team des Unabhängigen Instituts für Umwelt-fragen und der TU Berlin.
Die Laufzeit des Projektes beträgt zwölf bis 36 Monate und startet im nächsten Frühjahr.