Gesundheit / Region.
Operationen sind die effektivsten medizinischen Behandlungen überhaupt. In wenigen Minuten kann ein Leiden für immer beseitigt werden. Genau so kann es aber auch zu schweren und folgenreichen Komplikationen kommen. Ein absolutes Höchstmaß an Patientensicherheit ist gefragt.
Lars Rasche* ist auf dem Weg in den OP. Es soll bei ihm im KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen ein arthroskopischer Eingriff („Schlüsselloch-Operation“) an der Hüfte durchgeführt werden. Ihm ist mulmig zu Mute. Was ist, wenn etwas schief geht? Was ist, wenn aus Versehen das falsche Bein operiert wird? Aber nein, erinnert er sich, dafür hat der Arzt ja extra sein Bein gekennzeichnet. Mit einem Smiley.
Die Sorgen von Lars Rasche sind verständlich. Und doch sind sie nicht nötig. Denn es gibt kaum einen Vorgang in der Medizin, bei dem so viele Sicherheitsmechanismen greifen wie bei einer OP in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin in Laatzen. Dazu gehört eben auch die Kennzeichnung der Operationsseite. „Ein Smiley ist eindeutiger als ein Punkt, Strich oder gar ein Kreuz – gerade letzteres könnte ja auch bedeuten, dass es die falsche Seite ist“ sagt Prof. Dr. Oliver Rühmann, der den Smiley selbst aufgemalt hat – denn er ist der operierende Arzt. „Bei uns muss jeder Operateur seinen Patienten vor der OP persönlich kennen gelernt haben, denn die größte Gefahr überhaupt ist der unbekannte Patient“. Kennen zu lernen heißt hier nicht nur eine persönliche Begrüßung, sondern vor allem auch alles über ihn in Erfahrung zu bringen, was aus medizinischer Sicht relevant ist. Und es auch immer wieder zu überprüfen. Das beginnt schon bei der Festlegung, dass eine Operation gerechtfertigt ist – in der Fachsprache Indikation genannt. Diese wurde insgesamt fünfmal überprüft – zuerst durch den niedergelassen Orthopäden, der ihm zur Operation geraten hatte und danach noch vier weitere Male im Krankenhaus. Auch die aus der Indikation abgeleitete Behandlung – welche Art von OP mit welcher Methode – wurde jedes Mal erneut überprüft.
Immer wieder wird kontrolliert
Neben der Indikation gibt es noch weitere wichtige Informationen: Blutgruppe, Allergien, Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten, vorherige Operationen und viele mehr. Sie alle werden bereits bei der ersten Vorstellung in der Sprechstunde im Krankenhaus erhoben und fortlaufend überprüft. Als Lars Rasche den OP erreicht fragt ihn die OP-Schwester nach seinem Namen, seiner geplanten OP und – ganz wichtig – auf welcher Seite er operiert wird. Sie vergleicht seinen Namen mit dem Namen auf dem Armband, welches er am Vortag umgelegt bekommen hat und prüft, ob die Dokumentation vollständig ist. Im nächsten Schritt, der Narkoseeinleitung, fragt ein Anästhesiepfleger die Daten erneut ab. Erst dann wird Lars Rasche narkotisiert. Im OP-Saal selbst findet dann die finale Prüfung statt – der sogenannte Cross Check, auch Team Time out genannt. Alle Daten des Patienten und der anstehenden OP werden laut und deutlich angesagt. Ärzte und OP-Fachkräfte stehen in Warteposition, der Anästhesiepfleger arbeitet die Checkliste ab: Wie heiß der Patient, was soll wo gemacht werden, was ist zu beachten. Dann nennt jeder im Raum seinen Namen und seine Funktion. „Es geht erst los, wenn alles geklärt ist“, so Dr. Thomas Berndt, leitender Arzt der Abteilung Unfallchirurgie und Schulterchirurgie.
Alles wird durchgezählt
Auch zum Abschluss der OP wird wieder kontrolliert: Alle Instrumente und Materialien werden bis aufs Letzte durchgezählt. „Wenn bei der Zählkontrolle auch nur ein einziges Tuch fehlt, wird solange gesucht, bis es gefunden wird – selbst wenn wir dafür die Müllbehälter wieder ausleeren müssen. Bevor nicht wieder alles an seinem Platz ist, ist die OP nicht vorbei.“ Nach der Operation gehen die Sicherheitsprozeduren weiter: Der operierende Arzt hat schriftlich festgelegt, wie der Patient auf Station weiter zu behandeln ist. Lars Rasche beispielsweise soll bereits nachmittags am OP-Tag mobilisiert werden, das heißt er soll mit Unterstützung einer Pflegekraft bereits das erst Mal wieder vom Bett aufstehen. „Jeder Operateur bei uns muss die Nachversorgung auch noch einmal überprüfen, sich also persönlich auf Station ein Bild davon machen, ob alles so gemacht wird, wie er als verantwortlicher Arzt es festgelegt hat“, unterstreicht Dr. Berndt.
Noch besser werden
So umfangreich alle Sicherheitsprozeduren und Checks auch sein mögen – ausruhen will sich die Klinik darauf nicht. Die Orthopädie und Unfallchirurgie im Klinikum Agnes Karll Laatzen ist ein zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung (endocert) und wird fortlaufend überwacht. Jede einzelne OP wird von externen Fachleuten überprüft, jede Komplikation wird analysiert. Die komplette Arbeitsweise wird einmal jährlich vor Ort geprüft – die ganze Klinik wird quasi einmal umgekrempelt. Ziel dabei sei, noch besser und sicherer zu arbeiten, so Prof. Rühmann: „Jeder Patient will ein Höchstmaß an Sicherheit und dass alles dafür getan wird, dass Komplikationen vermieden werden. Und genau dafür tun wir das alles.“
* Name von der Redaktion geändert