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Interkommunale Veloroute Hannover – Laatzen

Symbolbild.

Laatzen. Die Evaluation der im Rahmen eines Stadtexperiments zwischen Hannover und Laatzen eingerichteten Veloroute ist zu einem positiven Ergebnis gekommen. Deutliche Verbesserungen für den Radverkehr stehen nur geringe Einschränkungen für den Autoverkehr gegenüber..

Um die Veloroute zu evaluieren, wurden vor ihrer Einrichtung zwei und während des Verkehrsversuchs drei Zählungen durchgeführt. Bei allen Zählungen während des Verkehrsversuchs ist eine Zunahme des Radverkehrs auf der Hildesheimer Straße zu verzeichnen. Die Anzahl der Falschfahrer (alter Radweg auf dem Bürgersteig) hat mit der Gewöhnung an die Veloroute und zusätzlichen Markierungen zur Hälfte des Verkehrsversuchs abgenommen. Auf der Veloroute konnte der Radverkehr bei allen Zählungen deutlich schneller (teilweise bis zu 4 km/h schneller) auf der Strecke zwischen dem Abzweig Erich-Panitz-Straße und der Einmündung der Wiehbergstraße in Hannover fließen.

Dem gegenüber steht aber auch eine Verlangsamung des Autoverkehrs im Bereich der Veloroute. Die Fahrzeiten verlängerten sich zwischen 11 und 37 Sekunden. Ein gelegentlich nachmittags auftretender Rückstau an der Ecke Kronsbergstraße aus Richtung Süden, löst sich in der Regel nach 2-3 Ampelumläufen wieder auf. Die anfänglich registrierten temporären Zeitverluste für die Stadtbahn konnten durch Nachjustierungen an den Ampelschaltungen während des Verkehrsversuchs deutlich reduziert werden. Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgänger konnten durch die Einrichtung der Veloroute deutlich reduziert werden. Dafür haben sich Konflikte zwischen Radfahrern und dem KFZ-Verkehr leicht erhöht. Diese sind meist auf das Nutzen der Veloroute als Rechtsabbiegespur oder auf der Veloroute parkende Autos zurückzuführen. Die Auswertung der Unfallstatistik ist über den Zeitraum der Veloroute nicht repräsentativ, zeigt aber eher eine Abnahme der Unfallhäufigkeit.  Keiner der Unfälle nach Einrichtung der Veloroute ist ursächlich auf die Veloroute zurückzuführen.

Zusätzlich zur Auswertung der Verkehrsdaten auf der Veloroute wurden zwei Onlinebefragungen über die Internetseite der Stadt Laatzen durchgeführt. Ebenso wie die erste Befragung im Herbst 2021 hat auch die zweite Befragung der Nutzerinnen und Nutzer der Veloroute ein gemischtes Ergebnis ergeben. Auch wenn deutlich weniger Personen (ca. 500 statt ca. 1.950 in der ersten Runde) an der zweiten Befragung teilgenommen haben, ist das Ergebnis ebenfalls repräsentativ und hat sich inhaltlich gegenüber der ersten Befragung kaum verändert. Der Anteil der Menschen, die die Veloroute tatsächlich genutzt haben, hat sich deutlich erhöht. Ca. 17% der Befragten geben an, dass sie aufgrund der Veloroute jetzt mehr Radfahren.

Der Hauptgrund, die Veloroute nicht zu nutzen, ist ein Gefühl der Unsicherheit. Diese Unsicherheit ist bei Personen, die als Hauptverkehrsmittel "Fahrrad" angeben, deutlich geringer (40% der Befragten), als bei Menschen die "Auto" als ihr Hauptverkehrsmittel benennen (70% der Befragten). Immerhin 40% der Befragten halten die Veloroute für eine durchgängige und komfortable Alternative zur alten Radwegeführung auf dem Bürgersteig. Auch bei den befragten Unternehmen gab es einen deutlichen Rückgang bei der Beteiligung an der Befragung, im Ergebnis aber keine großen Veränderungen. Hauptkritikpunkt war weiterhin ein erhöhtes Stauaufkommen. Es lässt sich feststellen, dass die Veloroute bei den objektiv gemessenen Kriterien besser abschneidet als in der subjektiven Wahrnehmung durch die Bevölkerung.

Durch die angestrebte Verstetigung der Veloroute ist es möglich, die Markierungen mit dauerhafteren Materialien zu erneuern. Auch können die Fehlnutzungen der Fußwege durch eine Veränderung des Pflasters reduziert werden. Schwachstellen, wie die Kreuzung Münchner Straße / Neue Straße, können so umgebaut werden, dass sie nicht nur objektiv sicher sind, sondern auch subjektiv so wahrgenommen werden. "Das Stadtexperiment Veloroute hat in den letzten Monaten zu vielen Diskussion zwischen unseren Bürgern geführt", sagt Bürgermeister Kai Eggert. "Trotz der kontroversen Diskussion ist die Verstetigung der Veloroute ein wichtiger Schritt in Hinblick auf die Verkehrswende. Nur mit attraktiven Angeboten für den Radverkehr können wir die Menschen motivieren weniger mit dem Auto zu fahren. Es ist Aufgabe der Stadt Laatzen und der Straßenbaulastträger, durch weitere Optimierungen der Veloroute, wie beispielsweise bauliche Trennungen, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen."

Zum Hintergrund:  Zunächst bis Herbst 2022 können Radfahrer auf der Hildesheimer Straße in beiden Fahrtrichtungen jeweils eine separate Spur nutzen. Anfang und Ende der rund 1,2 Kilometer langen Verbindung auf dem Gebiet der Stadt Laatzen sind die Kreuzung mit der Erich-Panitz-Straße in Laatzen und die Stadtgrenze zu Hannover. Die Kosten für die Einrichtung in Höhe von voraussichtlich 145.000 Euro für diesen Abschnitt teilen sich die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), die Region Hannover und die Stadt Laatzen. Der nördlich angrenzende, etwa 800 Meter lange Abschnitt auf dem hannoverschen Stadtgebiet bis zur Wiehbergstraße, wird im Zusammenhang mit der Veloroute 08 durch die Landeshauptstadt umgesetzt.

Die Gesamtstrecke ist sowohl Bestandteil des geplanten Veloroutennetzes der Landeshauptstadt Hannover als auch wichtiger Teilabschnitt im Vorrangnetz für den Alltagsradverkehr der Region Hannover. Im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Laatzen ist sie ebenfalls als Vorrangroute für den Radverkehr enthalten. Im Rahmen des interkommunalen Projektes wurde auf beiden Richtungsfahrbahnen der jeweils rechte von den durchgängig zwei vorhandenen Fahrstreifen als Radfahrstreifen ausgewiesen.

Für Laatzen hat federführend die Region Hannover die Aufgaben der Planung und Ausführung der Veloroute übernommen. Als Partner sind die NLStBV und das Verkehrsunternehmen ÜSTRA in die Vorbereitung und Realisierung eng eingebunden.