Anzeige

Laatzen: Auch der Schuldenberg wächst weiter an

Der Neubau des Rathauses der Stadt Laatzen gehört zu den Großprojekten der kommenden Jahre.

Laatzen.

Laatzen wächst weiter. 41.594 hatten ihren Erstwohnsitz zur Jahresmitte in Laatzen, rund 100 Einwohner kommen laut Bürgermeister Jürgen Köhne pro Quartal dazu. Der Bürgermeister führt das auf die Familienfreundlichkeit seiner Stadt zurück. Und die kostet richtig Geld, wie der Haushaltsentwurf 2020 zeigt. Köhne hat ihn Montagabend auf der Ratssitzung eingebracht.

Während die Stadt 2009 über rund 1.500 Kitaplätze verfügte, sollen es in 2023 rund 2.300 Plätze sein. Dafür sind nicht nur die laufenden Unterhaltskosten der Einrichtungen in eigener und freier Trägerschaft gestiegen, dafür muss auch gebaut werden: 2,3 Millionen Euro sind im kommenden Jahr für die Kita an der Würzburger Straße veranschlagt, 6,6 werden es nach Fertigstellung sein. Die Baumaßnahmen der Kitas am Lavendel- und am Pinienweg werden fortgesetzt. 

Ähnlich wie bei den Kitas verhält es sich logischerweise bei den Schulen: Besuchten 2009 noch 4118 Schüler Grund- und weiterführende Schulen in Laatzen, sollen es in 2023 bereits 5070 Schüler sein. 4,0 Millionen Euro investiert die Stadt im nächsten Jahr in die Erweiterung der KGS Albert-Einstein-Schule in Grasdorf, der Unterricht an der Förderschule läuft aus, auf deren Fläche entsteht ein neuer Trakt für die 5. und 6. Klassen. 1,6 Millionen investiert Laatzen in die Grundschule im Langen Feld, 3,0 Millionen in Ingeln-Oesselse, die gleiche Summe in die Grundschule Rethen. Ein richtiges Schwergewicht ist die Grundsanierung des Erich-Kästner-Schulzentrums mit einer Gesamtsumme von 50,5 Millionen Euro, allerdings erst in den Jahren 22/23.

Die Stadt hätte es gern anders gehabt, aber sie muss auch noch ihr Rathaus neu bauen, eine Sanierung ist nicht möglich. 8,4 Millionen sind dafür in den Haushalt 2020 eingestellt, ein Architektenwettbewerb auf den Weg gebracht, 43,5 Millionen insgesamt werden es nach Abschluss der Baumaßnahme sein. Oben darauf kommen noch 6,3 Millionen für den Abriss des alten Gebäudes und 1,5 Millionen für den 2. Bauabschnitt des Marktplatzes.

So viel zu den größten Investitionen. Ein Blick auf die Gesamtsumme der geplanten Aufwendungen und Erträge: die Aufwendungen liegen bei veranschlagten 118,881.000 Euro (2009 79.815,667), rund 86% davon entstehen durch Personal, Sach- und Dienstleistungen sowie Transferaufwendungen. Bei den Personalkosten fällt auf, dass sich die Stellenanzahl im Bereich Kinder, Jugend und Soziales  fast verdoppelt hat. Das hat mit der Familienfreundlichkeit und den Zuzügen zu tun.

Im gleichen Zeitraum ebenfalls deutlich gestiegen ist die Regionsumlage, nämlich von rund 17 auf fast 22  Millionen - und das, obwohl sie zwischenzeitlich sogar mal unter 16 Millionen lag. "Das ist ein schwieriges Feld", gesteht Laatzens Bürgermeister Köhne, der die Regionsverwaltung als ehemaliger Mitarbeiter auch von innen kennt. Er setzt auf einen konstruktiven Dialog der Städte und Gemeinden mit der Region, um den Konflikt um die Höhe der Umlage zu lösen. 

Die Erträge  der Stadt Laatzen liegen nur bei 107.898.100 Euro (70.627.492). Rund 77 Prozent davon deckt die Stadt mit Steuern, ähnlichen Abgaben, Zuwendungen und allgemeinen Umlagen ab. Bei den Steuern sind es vor allem die Einkommens- und Grundsteuer, die zur Finanzierung des Haushaltes beitragen, auch wenn die Grundsteuer wegen der Diskussion um die geplante Erhöhung im Haushaltsentwurf noch mit dem alten Hebesatz von 600 v.H. eingerechnet wurde. 

Vergleicht man Aufwendungen und Erträge im Haushaltsentwurf 2020, kommt man auf eine Unterdeckung von 10.982,900 Euro. Der Berg langfristiger Schulden wächst weiter: Lag er 2009 noch bei 40.548.000 Euro, soll er Ende 2020 bereits bei rund 121,5 Millionen liegen, 2023 sogar bei circa 227 (!) Millionen. Damit haben sich die langfristigen Geldschulden in diesem Zeitraum mehr als verfünffacht. "Das schwebt wie ein Damoklesschwert über uns," gesteht Bürgermeister Jürgen Köhne, "aber wir machen Schulden für Projekte, die keine Spaßprojekte sind. Da ist nichts, was unter "freiwillige Leistungen fällt". Klar ist, die Stadt Laatzen, die seit 2017 Bedarfszuweisungen beim Land beantragen kann, wird dies auch für 2020 wieder in Angriff nehmen.