Laatzen.
„Wahrscheinlich haben wir auch Glück gehabt. Aber dennoch: Unsere Bemühungen der letzten Jahre haben sich gelohnt.“, so Stadtrat Axel Grüning bei einer Nachbetrachtung des Dauerregens im Juli, der gerade in Südniedersachsen für verheerende Schäden gesorgt hatte. Die in Laatzen niedergegangenen Regenmengen sind aber nicht vergleichbar mit den Mengen, die in Südniedersachsen gefallen sind: Beispielsweise in Seesen oder Alfeld war die Regenmenge am 24. und 25. Juli doppelt so groß wie in Laatzen. Aber die Investitionen in Höhe von rd. 3,3 Mio Euro, die in den vergangenen 13 Jahren in Laatzen in die Niederschlags- und Schmutzwasserkanalisation sowie in den Hochwasserschutz getätigt wurden, haben sicherlich dazu beigetragen, dass der Dauerregen und das nachfolgende Hochwasser Ende Juli relativ schadlos an Laatzen vorbeigegangen ist:
Die Regenfälle Ende Juli 2017 hatten zum Anstieg des Wasserstands u. a. in der Bruchriede und auch der Leine geführt. Das nachfolgende Hochwasser in der Leinemasch hat an städtischen Wanderwegen im Überschwemmungsgebiet Schäden verursacht. Für die Beseitigung der Schäden wurden rd. 40.000 Euro geschätzt, die die Stadt Laatzen in die Hand nehmen muss. Die Ortslagen waren vom Hochwasser nicht betroffen. Zum Schutz der Ortschaft Rethen vor Hochwasser aus der Bruchriede hat die Stadt Laatzen im Jahr 2010 auf der sogenannten Meskenwiese östlich der Ortslage Rückhaltevolumen geschaffen. Auf diese Weise können Hochwasserereignisse von Rethen ferngehalten werden, die statistisch gesehen seltener als alle 100 Jahre eintreten und dementsprechend größer sind. Vor einem vergleichbaren Ereignis wie dem Winterhochwasser 2003 wäre Rethen dann geschützt. Einen absoluten Schutz vor Hochwasser gibt es allerdings auch nach der Umgestaltung der Meskenwiese nicht. Eine deutliche Verbesserung für viele Hochwasserereignisse, die statistisch gesehen alle 100 bis 200 Jahre – also sehr selten – eintreten, wird durch den geschaffenen Retentionsraum jedoch erzielt. Hierfür hat die Stadt Laatzen rd. 354.000 Euro investiert, die sicherlich sehr gut angelegt gewesen sind.
Zudem hat die Stadt in in den vergangenen Jahren kräftig die Abwasserkanalisation investiert. Die Abwasserbeseitigung erfolgt in Laatzen überwiegend im Trennsystem, d. h. dass Schmutz- und Niederschlagswasser in separaten Kanälen abgeleitet wird. Trotz der systematischen Trennung von Schmutz- und Niederschlagswasser sind dennoch bei stärkeren Regenereignissen – so auch Ende Juli – größere Abflussmengen in der Schmutzwasserkanalisation zu verzeichnen. Diese können auf Fehlanschlüssen von Regenfallrohren oder auch auf undichten Kanälen und Leitungen beruhen. Insbesondere in Ingeln-Oesselse gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme bei der Schmutzwasserbeseitigung infolge dieses sogenannten „Fremdwassers“ in der Schmutzwasserkanalisation.
Seit 2004 hat die Stadt Laatzen daher ca. 1,4 Mio Euro für Kanalinspektionen und die Sanierung der öffentlichen Schmutzwasserkanalisation in Ingeln-Oesselse investiert. Darüber hinaus wurden in 2009/2010 an der Pumpstation „Breiter Paul“ in Ingeln-Oesselse der Sammelbehälter und die Steuerung für ca. 90.000 Euro erneuert. Zwar fließen bei Regenwetter immer noch größere Mengen Schmutzwasser ab als an trockenen Tagen – dies belegen die Pumpenlaufzeiten an den städtischen Pumpstationen – Schadensfälle durch den Dauerregen Ende Juli sind jedoch nicht an die Stadt Laatzen herangetragen worden. Auch die Pumpstation „Breiter Paul“, die vor den Erneuerungsmaßnahmen bei stärkeren Regenfällen des Öfteren übergelaufen ist, hat tadellos funktioniert. In diesem Zusammenhang sind auch die Investitionen der Grundstückseigentümer in Ingeln-Oesselse lobend zu erwähnen:
Auch die Anstrengungen der Grundstückseigentümer zahlen sich letztlich sowohl für den Einzelnen als auch für die Allgemeinheit aus. Zwar kann die Stadt diesen Effekt nicht mit Zahlen belegen, aber viele Eigentümer haben teils mit enormen Aufwand ihre schadhaften Anlagen saniert und auf diese Weise den Fremdwasseranteil im Schmutzwasser reduziert. Ein weiterer Meilenstein ist der Einbau von Rückstausicherungen in privaten Anlagen zum Schutz der Immobilien vor Schmutzwassereintritt in Kellerräume. In diesem Zusammenhang appelliert die Stadt nochmals an alle Grundstückseigentümer, Rückstausicherungen in ihren Anlagen zu kontrollieren oder nachzurüsten. Ein weiteres Beispiel für lohnenswerte Investitionen in die städtische Infrastruktur steht in Gleidingen: Hier wurde im Jahr 2014 für rd. 895.000 € Euro die Schmutzwasserpumpstation erneuert. Diese pumpt das Schmutzwasser aus der Ortschaft Gleidingen seitdem störungsfrei in Richtung Norden. Da die Pumpstation im Überschwemmungsgebiet der Leine liegt, wurde sie hochwasserfrei errichtet: Beim Bau wurde darauf geachtet, dass die Station zukünftig so hoch liegt, dass sie bei einem Hochwasser, das statistisch gesehen nur alle 100 Jahre eintritt, nicht überschwemmt wird.
Darüber hinaus hat die Stadt Laatzen auch in die Niederschlagswasserkanalisation investiert: In Laatzen-Mitte wurde im Zuge der Umgestaltung der Marktstraße ein Stauraumkanal für Regenwasser geschaffen (ca.156.000 Euro), in Alt-Laatzen wurde im Zuge der Straßensanierung Ulmer Straße der Niederschlagswasserkanal vergrößert (ca. 297.000 €) – beide Arbeiten wurden 2011 abgeschlossen. In 2014/2015 wurde der Regenwasserkanal im Steinweg zwischen der Hildesheimer Straße und der Burgstraße vergrößert (ca. 82.000 €). „Unsere Beobachtungen zeigen, dass wir offenbar auf dem richtigen Weg sind. Dennoch dürfen wir unsere Bemühungen nicht einstellen und weiter an der Entwässerung arbeiten. Das heißt nicht nur Pflege des bestehenden Systems sondern auch Investitionen in Neuerungen.“, so Bürgermeister Jürgen Köhne bei der jüngsten Bilanz der Maßnahmen. Für die nächsten Jahre sind u. a. weitere Schritte geplant: 2018: Vergrößerung des Regenwasserkanals in der Braunschweiger Straße zwischen dem Steinweg und der Lehrter Straße. Der vorhandene Kanal ist zu klein, um das anfallende Regenwasser schadlos abzuleiten. Dieser Engpass soll nun beseitigt werden. Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung der Maßnahme im Steinweg aus den Jahren 2014/2015. Die Stadt Laatzen hat hierfür rd. 330.000 Euro geschätzt. 2018: Vergrößerung des Regenwasserkanals in der Marktstraße im Abschnitt zwischen dem Marktplatz und der Albert-Schweitzer-Straße. Im Zuge der Umgestaltung der Marktstraße soll zur Entlastung der Regenwasserkanalisation weiterer Stauraum geschaffen werden. Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung der Maßnahme aus dem Jahr 2011. Die Stadt Laatzen hat hierfür rd. 600.000 Euro eingeplant.
2020/2021: Fortschreibung des Generalentwässerungsplans Niederschlagswasser. Die Kanalisation ist gemäß den technischen Regeln auf Regenereignisse mit einer statistischen Wiederkehr von 5 Jahren, Regenrückhaltebecken auf 10 Jahre ausgelegt. Damit steht fest, dass Regenereignisse mit einer höheren Intensität bzw. Ergiebigkeit das System an seine Grenzen bringen können. Der Dauerregen Ende Juli war nach ersten Einschätzungen ein Ereignis mit einer Jährlichkeit von 25 Jahren. Grundlage für das störungsfreie Funktionieren der Kanalisation ist in erster Linie die Kenntnis über das bestehende System, vorhandene Schwachstellen und mögliche Kapazitäten für den Anschluss weiterer Gebiete oder Nachverdichtungen der vorhandenen Bebauung. Diese Grundlage bildet ein Generalentwässerungsplan. Ein Generalentwässerungsplan bildet den Ist-Zustand und den Soll-Zustand ab. Aber auch langfristige Entwicklungen wie der Klimawandel, Siedlungserweiterungen und technische Entwicklungen sowie auch Überflutungsschutz und die Abbildung oberirdischer Fließwege fließen in die Berechnungen ein. Aus dem Plan ergeben sich Erkenntnisse über die Erforderlichkeit, Dringlichkeit und Wirtschaftlichkeit von Sanierungsmaßnahmen am bestehenden Kanalnetz oder von Erweiterungen und Neubaumaßnahmen. Nachdem z. Z. der Generalentwässerungsplan für Schmutzwasser überarbeitet wird, plant die Stadt Laatzen für die Jahre 2020/2021 die Überarbeitung des Generalentwässerungsplans Niederschlagswasser, um auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Das Volumen für das umfangreiche Gutachten einschließlich erforderlicher Messkampagnen im Kanalnetz wird auf rd. 200.000 Euro geschätzt. Für 2020 ist außerdem geplant, den z. Z. nur provisorisch hergestellten Hochwasserschutz an der Ritterstraße in Gleidingen durch eine dauerhafte Lösung zu ersetzen. Die Stadt schätzt den erforderlichen Mittelbedarf auf rd. 55.000 Euro. Nachrichten