Anzeige

Landwirtschaft ist ein Arbeitsfeld für alle

Region.

Der große Bereich der Landwirtschaft hält interessante und vielfältige Berufe bereit, das zeigen die 14 grünen Ausbildungsberufe, in denen der Umgang mit Pflanzen, Tieren, Umwelt und moderner Technik erlernt werden kann. Hinzu kommen diverse Studiengänge der Agrarwissenschaft oder der Milch- und Lebensmitteltechnologie. Auch Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen finden in der Landwirtschaft Betätigungsfelder.

Landwirte fungieren hier als sozialer Arbeitgeber oder als sozialer Dienstleister, teilt der Landvolk-Pressedienst mit. Detlef Vollheyde aus Weddingen bei Goslar hat für sich und seinen Betrieb entschieden, Menschen mit Behinderungen ein Arbeitsfeld zu geben. Auf seinem Biohof baut der 59-Jährige Kartoffeln und Gemüse an, das er in Direktvermarktung wöchentlich an seine Abonnenten ausliefert. „In unsere Gemüsekiste kommt gerade das, was auf dem Feld wächst, wir kaufen nur wenig hinzu“, erklärt der Biobauer. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Ingo Mertinat gründete Vollheyde 2013 eine GbR, um in Kooperation mit der Lebenshilfe Goslar Menschen mit Beeinträchtigungen einen Arbeitsplatz anbieten zu können.

Alexander Kasten und Jim-Patrick Kommer haben die Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe gegen einen Außenarbeitsplatz auf dem Biobauernhof eingetauscht. Die beiden jungen Männer hacken mit der Motorhacke, wässern die Pflanzen, ernten und putzen das Gemüse und helfen beim Packen der Abo-Kisten. „Da entwickelt sich Vertrauen und menschliche Nähe mit der Zeit. Natürlich machen sie auch Fehler, aber dann darf man nicht allzu sehr meckern. Wenn man zudem das Loben nicht vergisst, klappt es auch“, berichtet Vollheyde, der seine Mitarbeiter über einen Werkvertrag bei der Lebenshilfe Goslar quasi ausgeliehen hat. „Das ist schon einmal ein guter Anfang. Derzeit suchen wir nach Möglichkeiten, die Organisation selbst in die Hand zu nehmen, aber das ist nicht nur mit finanziellen, sondern vor allem mit vielen bürokratischen Schwierigkeiten verbunden“, erklärt der sozial engagierte Biobauer.

Er hat sich deshalb Hilfe vom Netzwerk „ALMA“ (Arbeitsfeld Landwirtschaft Mit Allen) geholt. ALMA berät landwirtschaftliche Betriebe, die in die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen einsteigen möchten. Seit dem 1. Januar. 2018 besteht die gesetzliche Möglichkeit, als sogenannter anderer Anbieter als Alternative zur Werkstatt ebenfalls gefördert zu werden. Es hakt an der praktischen Organisation des gut gemeinten Ansatzes, doch Detlef Vollheyde lässt sich davon nicht abschrecken: „Wir wollen diese Menschen mitnehmen, das ist für mich gelebte Inklusion. Es ist schön zu sehen, wie stolz Alexander und Jim von ihrer Arbeit berichten und mitteilen, dass sie gern zur Arbeit auf den Hof kommen. Das ist es, was mich antreibt, hier nach praktikablen Lösungen zu suchen“, sagt Vollheyde abschließend.