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Lesemann drückt die Schulbank

Lesemann drückt die Schulbank

Lesemann half Laura Kalinovic (links) und der Klasse 2d bei den Hausaufgaben.

Laatzen.

Erst Deutsch, dann Mathe und am Ende Hausaufgabenhilfe: So sah der gestrige Stundenplan der für Laatzen zuständigen SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann aus. Um einen besseren Einblick in den Alltag von Grundschullehrern zu bekommen, hatte die Abgeordnete einen Tag lang an der Grundschule Pestalozzistraße in Laatzen hospitiert. Ihr Fazit: „Das war ein spannender Tag. Die Anforderungen an die Grundschullehrer sind sehr hoch und in den vergangenen Jahren noch einmal gestiegen“. Im Anschluss an den Unterricht sprach die Abgeordnete, die Mitglied im Arbeitskreis Kultus der SPD-Landtagsfraktion ist, mit dem Leiter der Grundschule, Axel Paulig, und seiner Stellvertreterin Corinna Beckendorff über die derzeitigen Herausforderungen.

Rund 85 Prozent der 357 Schüler der Grundschule haben einen Migrationshintergrund, unter ihnen viele, die die deutsche Sprache gerade erlernen. „Das ist eine enorme zusätzliche Herausforderung für die Lehrer“, betonte Paulig. Sein Wunsch: Mehr Stunden für die Sprachförderung der Kinder. Auch bei der Inklusion und der Förderung im Allgemeinen gebe es noch viel Verbesserungspotenzial. Für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bekomme seine Schule fünf Stunden pro Kind und Woche genehmigt, für die sonderpädagogische Grundversorgung lediglich zwei Stunden für eine ganze Klasse. „Das ist wie ein Tropfen auf einem heißen Stein“, sagte Paulig. „Bei der Inklusion stehen wir vor einem der größten Umstellungsprozesse in der Schulpolitik, es gibt da noch viel zu tun“, sagte Lesemann. Die Vorgängerregierung aus CDU und FDP habe sich jahrelang nicht um das Thema gekümmert, weshalb es noch ein langer Weg sei, kritisierte die Abgeordnete.

Über eine weitere Herausforderung für die Lehrer berichtete Konrektorin Beckendorff. „Lehrer müssen heutzutage immer mehr Erziehungsaufgaben übernehmen, die sie von den Eltern übertragen bekommen. Das schafft zusätzlich Arbeit.“ Die Konrektorin wünscht sich kleinere Klassen mit höchstens 22 statt 26 Schülern, um die Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen effektiver fördern zu können. Außerdem sprachen sich Paulig und Beckendorff dafür aus, die Besoldung der Grundschullehrer an Förderschullehrer anzupassen, damit die pädagogische Arbeit mehr Wert geschätzt wird.

Außerdem spüre seine Schule den landesweiten Lehrermangel, berichtete Paulig. Man habe vier Lehrer mit sozialpädagogischer Ausbildung, von denen zwei derzeit dauerhaft ausfallen. „Es ist ganz schwer, Ersatz zu finden“, so der Schulleiter. „Der Markt an Lehrern ist landes- und bundesweit leergefegt“, bestätigte Lesemann. Man arbeite daran, über eine Weiterqualifizierung neue Lehrer zu gewinnen. „Das geht natürlich nicht von heute auf morgen“, so die Abgeordnete. Aber es gebe auch viel Positives zu berichten: So investiere die SPD-geführte Landesregierung so viel in den Bereich Bildung wie keine Regierung zuvor. Jüngst habe man 1000 Stellen in der Schulsozialarbeit geschaffen.

„Es muss noch viel mehr Geld in die Bildung investiert werden. Ein großes Hindernis ist das sogenannte Kooperationsverbot, das dem Bund verbietet, Bildung in den Ländern zu finanzieren“, erklärte Lesemann. Ihre Partei fordere eine vollständige Aufhebung dieses Kooperationsverbotes. Lesemann lobte nach ihrer eintägigen Hospitation die Schule und die Arbeit der Lehrer. „Sie müssen hier große Anforderungen bewältigen – neben den unterschiedlichen Sprachkenntnissen der Schüler sind auch die unterschiedlichen Leistungen eine pädagogische Herausforderung“, resümierte Lesemann, die versprach, bald wiederzukommen. Schulleiter Paulig zeigte sich dankbar über Lesemanns Besuch: „Ich finde es toll, dass sie sich als Politikerin einen ganzen Tag lang Zeit genommen hat, um einen richtigen Einblick in unseren Schulalltag zu bekommen“.