Laatzen.
Beim diesjährigen Dreikönigstreffen der Laatzener FDP konnte der Stadtverbandsvorsitzende Gerhard Klaus zum Auftakt der politischen Veranstaltungen in Laatzen wieder viele Gäste begrüßen. Das Thema in diesem Jahr war „Ehrenamt - Lust und Frust“. In den letzten Monaten haben sich Meldungen gehäuft, in denen über die Schwierigkeiten berichtet wurde, mit denen Vereine und Initiativen verschiedenster Art zu kämpfen haben, wenn sie Veranstaltungen oder Aktionen durchführen.
Daher kamen drei Personen zu diesem Thema zu Wort, die aus Ihren langjährigen Erfahrungen mit ehrenamtlicher Arbeit berichteten. Dietmar Lex aus Laatzen, langjähriger Leiter des Laatzener Musikkreises, Christa Röder aus Langenhagen, Ortsbürgermeisterin, ehemalige Vorsitzende und heute stellvertretende Vorsitzende des Landesfrauenrates, Mitglied des Regionsseniorenbeirates und Klaus Gervais aus Laatzen, Kommunalpolitiker der Grünen.
In einem Einführungsstatement mit der Überschrift: Ehrenamt - Lametta und Wirklichkeit berichtete zuerst Dietmar Lex über seine Erfahrungen in Laatzen aus seinen vielen Erfahrungen aus dem Alltag ehrenamtlicher Arbeit. „Irgendwann im Jahr gibt es auf irgendeiner Festveranstaltung Lametta für die ehrenamtlich Tätigen, mit einem niederschmetternden Beigeschmack: Es ergießen sich Lobeshymnen und Ehre in einem großen Schwall. Im "Alltag" geht alles den Bach hinunter, der Ablauf der Geschehnisse wird so dermaßen behindert, dass man jedes Mal kurz davor steht, alles hinzuschmeißen: Dabei ist es egal, ob ein Stadtfest organisiert wird, ein Konzert mit Kindern ansteht oder ob sich ein nur Gesprächskreis ankündigt. Fast alles erstickt in der unsäglichen Bürokratie. In Fluchtweg-, Schutz-, Seitenabstandsbestimmungen, bei Gesundheitszeugnissen für Apfelkuchen, bei der Erforderlichkeit von Gewerbeanmeldungen für den Verkauf von fünf Litern selbstgemachtem Apfelsaft.“
Röder berichtete aus ihrer jahrelangen Arbeit in sehr vielen Organisationen und Vereinen. Sie betonte dabei, dass ihr die ehrenamtliche Arbeit stets Spaß gemacht habe und dass dabei viel Netzwerkarbeit stattgefunden habe. Wichtig sei auch, dass man für diese Arbeit Anerkennung bekomme und die Zusammenarbeit zwischen haupt- und nebenberuflichen Kräften funktioniere. In ihren vielen Aktivitäten habe sie immer auch etwas gelernt und Menschen kennen gelernt. Aus ihrer Sicht sollte die steuerliche Absetzbarkeit der Aufwendungen, die Ehrenamtliche bei ihrem Engagement haben, besser steuerlich absetzbar sein.
Gervais berichtete über seine Erfahrungen mit seinem ehrenamtlichen Engagement, dass er dabei viele neue Menschen getroffen habe und Netzwerke knüpfen konnte. Seine Arbeit habe immer mit seinem Interesse an bestimmten Sachen zusammengehängt. Dabei habe er auch immer Neues gelernt. Als Probleme benannte er den Mitgliederrückgang und die schwindende Bereitschaft sich in bestimmten Funktionen im Ehrenamt zu engagieren. Dadurch entstehe eine Überalterung in den Organisationen und Initiativen. Man müsse daher wieder mehr Menschen motivieren sich ehrenamtlich zu engagieren.
Nach den Erfahrungsberichten gab es eine längere interessante Diskussion innerhalb des Publikums über das Thema. Dabei zeigte sich, dass fast alle Anwesenden in irgendeiner Weise selbst ehrenamtlich tätig sind oder waren. Viele konnten daher die Berichte aus eigener Erfahrung bestätigen. Als Vorschläge für Verbesserungen wurden besonders zwei Aspekte angesprochen: im Rathaus sollte ein Ehrenamtsbeauftragter als zentraler Ansprechpartner für die Vereine und Organisationen zur Verfügung stehen, die über die reine Verwaltung auch Empathie für die ehrenamtliche Arbeit zeige. Dann wäre es möglich, vorhandene Probleme in wertschätzenden Gesprächen auch zur Zufriedenheit aller zu regeln.
Zum Abschluss zog der Stadtverbandsvorsitzende Gerhard Klaus folgendes Resümee: „Wir erleben in der Politik jetzt öfter, dass es eine offene Frage ist, was denn die Zukunft der modernen Gesellschaft unseres Typs beinhaltet und was getan werden muss, damit sie eine Zukunft hat. Dies zeigt sich auch in der schwindenden Mitarbeit in Vereinen und politischen Organisationen. Wir müssen wieder stärker daran denken, dass Demokratie ein Projekt ist, das nur dann funktionieren kann, wenn beständig und mit Blick auf die Zukunft daran gearbeitet wird. Es geht darum, den zivilisatorischen Standard von Freiheit und Lebenssicherheit auf der einen Seite zu erhalten und einen weniger zerstörerischen Umgang mit der Natur und den Menschen auf der anderen zu schaffen. Dazu gehört in jedem Fall das ehrenamtlich Engagement der Menschen in allen Lebenslagen zu unterstützen und dafür zu werben.“