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Reaktionen auf Wollny-Rückzug

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Barsinghausen.

In der Barsinghäuser Politik gibt es ein unterschiedliches Echo auf den Weggang des Baudirektors Alexander Wollny. Die Redaktion hat bereits am Abend des 13. Februar alle Fraktionsvorsitzenden, den Bauausschussvorsitzenden Gerald Schroth und seine Stellvertreterin Marlene Hunte-Grüne angeschrieben und um Stellungnahmen gebeten. Diese werden hier wiedergegeben:

 

Peter Messing, SPD: Die Politik trifft keine Schuld

"Die SPD Ratsfraktion bedauert den Weggang von Herrn Wollny, da sich dadurch viele Projekte, Schulen, Kindertagesstätten, Wohnbauprojekte und auch Straßenbau weiter verzögern werden. Ohnehin sind viele der Projekte schon sehr stark im Verzug. In seinem knappen Jahr in Barsinghausen hat Herr Wollny allerdings auch noch keine sichtbaren Spuren hinterlassen, in der kurzen Zeit auch kaum möglich. Die heute von der Stadt herausgegebene Pressemitteilung, in der Herr Wollny beklagt, dass Teile der Politik ihm die Wahlbeamtenstelle verwehrt hätten und er deshalb sich für Wunstorf entschieden hat ist allerdings eine Unverschämtheit. Bevor die Politik von dem Wunsch erfahren hat, hatte sich Herr Wollny sowohl in Seelze als auch in Wunstorf beworben. In Seelze kam er nicht zum Zuge, nun wird es also Wunstorf. Die vielen "spannenden Projekte" in Barsinghausen scheinen dann doch nicht so spannend zu sein. Es kann aber auch nicht sein, dass jemand der nach A 16 besoldet wird und damit ein Grundgehalt von mehr als 7500.- € bezieht sich seine Einstufung und somit sein Gehalt selber aussuchen kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Barsinghausen, die als Erzieherinnen oder als Baubetriebshofmitarbeiter etc. angestellt sind. Wir werden vermutlich nicht darum herum kommen, die Stelle des Baustadtrates aufzuwerten, wenn die Umlandkommunen diesen Weg gehen, werden wir das in Barsinghausen auch tun müssen, aber in einem geordneten Verfahren und nicht auf Druck des Amtsinhabers. Wobei anzumerken ist, dass Herr Wollny sich auf die umgewandelte Stelle in Barsinghausen hätte bewerben müssen und sie nicht automatisch bekommen hätte. Das Argument, Teile der Politik hätten Schuld an seinem Weggang, entbehrt also jeder Grundlage. Herr Wollny reiht sich in die lange Liste von Mitarbeitern des Rathauses ein, die seit dem Amtsantritt von Herrn Lahmann der Stadt den Rücken gekehrt haben. Der Erste Stadtrat Dr. Robra, Baustadtrat Fischer, die Stadtplaner, Herr Jürgens, Herr Bohm etc. die Leitung der Gebäudewirtschaft hat mittlerweile so häufig gewechselt, dass man langsam den Überblick verliert. Wir wünschen Herrn Wollny alles Gute in Wunstorf und hoffen auf besseres Klima im Rathaus nach dem 01.11.2020, damit der unsäglichen Personalfluktuation endlich ein Riegel vorgeschoben wird."

 

Gerald Schroth, CDU: Vorwürfe der SPD sind unredlich

"Der Wechsel von Alexander Wollny auf eine Wahlbeamtenstelle nach Wunstorf ist ein großer Verlust für die Stadt Barsinghausen. Er wird eine große Lücke hinterlassen. Alexander Wollny hat sich mit höchster Kompetenz in das Amt des Baudirektors eingearbeitet. Ideen, Visionen und die Lust an der Aufgabe haben ihn mehr als ausgezeichnet. Der persönliche und fachlichen Umgang mit Alexander Wollny war und ist sehr angenehm. Gerade in der Situation, in der in Barsinghausen zwei neue Schulen gebaut werden sollen, ist eine kontinuierliche und fachlich hochwertige Leitung der Bauverwaltung notwendig. Konsequenterweise hat der Bürgermeister die Situation erkannt und den Vorschlag der Politik unterbreitet, die Position des Baudirektors in eine Wahlbeamtenstelle zu wandeln, wie es unsere Nachbargemeinden bereits getan haben. Dieses umzusetzen wäre konsequent, da auch aus den Reihen der Politik immer wieder die Forderungen gestellt wurden, das Personal in der Verwaltung finanziell wettbewerbsfähig zu unseren Nachbargemeinden zu stellen. Dieses Signal wollte eine Mehrheit im Rat nicht senden. Die CDU/FDP Gruppe steht zur Wahlbeamtenstelle für die Position des Baudirektors. Wenn Fraktionen im Rat der Stadt Barsinghausen dieses Thema zum Streitpunkt im Vorwahlkampf um den Bürgermeisterposten machen, fügen sie der Stadt Barsinghausen einen großen Schaden zu. Die großen schulpolitischen Projekte stehen nun wieder auf der Kippe, denn es steht keine qualifizierte Leitung für diese großen Bauprojekte zur Verfügung. Alexander Wollny wäre in Barsinghausen geblieben, wenn die Politik in Barsinghausen das richtige Signal für eine Wahlbeamtenstelle gesetzt hätte. Wenn die SPD nun Herrn Wollny Vorwürfe macht, ist dieses unredlich."

 

Christian Röver, Grüne: Ablösung von Marc Lahmann ist dringend notwendig

"Zu der konkreten Personalie und ihren Hintergründen lässt sich nur spekulieren. Die Entscheidung von Herrn Wollny, die Stadt Barsinghausen nach nur einem Jahr schon wieder zu verlassen, haben wir alle zu respektieren. Es ist allerdings schon mehr als dreist, dass Herr Wollny für seinen Weggang „Teile der Politik“ verantwortlich machen will. Fakt ist doch, dass er  mehr Geld verdienen will - das ist sein gutes Recht aber eben auch seine Entscheidung ganz allein! Unabhängig davon kann man allerdings feststellen: Der Exodus bei der Stadtverwaltung - insbesondere bei Führungspositionen - scheint unaufhaltsam weiter zu gehen. Diese Fluktuation ist außergewöhnlich und besorgniserregend, und sie lässt Rückschlüsse zu. So zerrüttet wie das Verhältnis des Bürgermeisters mit großen Teilen des Rates ist, so scheint es auch mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sein. Eine Ablösung von Marc Lahmann bei der Bürgermeisterwahl am 1. November ist dringend notwendig, um diesen Exodus zu stoppen und dafür zu sorgen, dass die Stadtverwaltung wieder ein attraktiver Arbeitgeber wird. Eignung und Befähigung der Bewerber*innen müssen bei Stellenbesetzungen ausschlaggebend bleiben. Wenn Zweifel an der Qualifikation bestehen, so muss man auch in Zeiten eines stärkeren Wettbewerbs um Personal im öffentlichen Dienst an diesem Grundsatz festhalten. Das muss für alle Ebenen in der Verwaltung und erst recht fur Wahlbeamte gelten. Die Einrichtung und Besetzung einer Wahlbeamtenstelle bedarf eines geordneten Verfahrens u.a. mit Ausschreibung und Auswahlverfahren. Ob Herr Wollny bei einem solchen Verfahren der „Beste“ gewesen wäre, steht  keineswegs fest. Wir wünschen Herrn Wollny für seine berufliche Zukunft alles Gute." 

 

Fred Wellhausen, FDP: Es geht gegen den Bürgermeister

Die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung am 20.02.2020 enthält den TOP „Änderung der Hauptsatzung“ - Einrichtung einer zweiten Wahlbeamtenstelle. Das ist dringend nötig, denn wir müssen die Stelle des Baudezernenten neu ausschreiben. Der Wettbewerb unter den Städten um kompetente Baudezernenten zwingt die Stelle neu zu bewerten und dann konsequenterweise in eine Wahlbeamtenstelle zu wandeln.
Das hätten wir in einer Sitzung am 28.01.2020 auf den Weg bringen können und hätten dann gute Aussichten gehabt, in der nachfolgenden Bewerbungsrunde Alexander Wollny als Baudirektor zu behalten. Die Vorteile für diese Besetzung liegen auf der Hand: Er ist kompetent, kreativ und entwickelt seine Lösungsvorschläge systematisch. Eine deutliche Mehrheit im Ausschuss sah das genauso.
Leider fand dann aber der erste Schritt – die Einrichtung der Wahlbeamtenstelle – keine Mehrheit. Die Hälfte der Stimmberechtigten stimmte gegen den Antrag, der damit abgelehnt war. Als Erklärung der klaren Ablehnung war von den Grünen zu hören: „Wer weiß, ob der neue Bürgermeister mit Herrn Wollny oder einem Nachfolger zurechtkommt: Er oder sie sollten ihn oder sie dann doch selbst vorschlagen dürfen.“ Damit sind die eigentlichen Bewegründe klar geworden: Es geht gegen den Bürgermeister. Da verzichtet man auf die Besetzung dieser wichtigen Funktion und nimmt in Kauf, dass z.B. Schulbaumaßnahmen deutlich verzögert werden. Die SPD fand – obwohl inhaltlich der Vorlage zustimmend – nicht die Kraft entsprechend zu votieren.
Die Folgen haben die Bürger der Stadt zu tragen. Es ist abzusehen, dass nicht nur wichtige Baumaßnahmen zeitlich stark verschoben werden, sie werden so auch deutlich teurer werden. Wir werden den Bürgern erklären müssen, warum einiges deutlich länger dauert.
Wir Ratsmitglieder haben uns verpflichtet, durch unsere Ratsarbeit Verantwortung für die Stadt zu tragen. Da passt es aus unserer Sicht gar nicht, wenn wie hier auf Zeit gespielt wird und eine notwendige Entscheidung verschoben wird - bis zum Amtsantritt eines neuen Bürgermeisters oder doch mindestens bis zur nächsten Ratssitzung. Für Alexander Wollny war das jedenfalls zu lange. Seine Bekenntnisse, er fühle sich wohl in Barsinghausen und wolle die begonnenen Projekte zum Abschluss führen, bewegten nichts. Und um eine gute Entscheidung ging es wohl auch nicht allen."

 

Kerstin Beckmann, AfB: Parteipolitisches Kalkül hat Wollny verhindert

"Aktiv für Barsinghausen hat sich sehr dafür eingesetzt, seitens des Rates ein klares Bekenntnis zu Alexander Wollny als inspirierende und überzeugend gestaltende Kraft in der Stadtverwaltung zu senden. Seine städtebaulichen Vorstellungen, seine strukturierte Vorgehensweise, sein Umgang mit Akteuren vor Ort und insbesondere den Bürgerinnen und Bürgern hat uns inhaltlich und menschlich überzeugt. Die anstehenden großen Bauvorhaben der Stadt in den Bereichen Kita, Schulen und Feuerwehren sowie die Fortschreibung der Sanierungspläne stellen uns vor Herausforderungen, die mit dieser engagierten Persönlichkeit positiv zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger vorangetrieben worden wären. Erschreckendes, rein parteipolitisches Kalkül hat dieses verhindert." 

 

Markus Neugebauer, UWG: Wollny ist nicht der erste als Hoffnungsträger gepriesener, der nach kurzer Zeit wieder geht

"Nachdem die Stadtverwaltung in den letzten Jahren immer wieder nach relativ kurzer Zeit Mitarbeiter aus dem Verwaltungsvorstand verlassen haben, die zunächst als große Hoffnungsträger gehandelt wurden, ist es für uns nicht erschreckend, dass uns nun wieder nach so kurzer Zeit ein Mitarbeiter aus dem Verwaltungsvorstand verlässt. Die Gründe hierfür mögen jeweils unterschiedliche sein. Für die städtebauliche Entwicklung sowie den Straßenausbau wird das sicherlich ein Nachteil sein, da die Vergangenheit gezeigt hat, dass eine Neubesetzung der Stelle mit qualifiziertem Personal sich monatelang hinziehen kann. Vor dem Hintergrund ist es für Barsinghausen bedauerlich, dass Herr Wollny sich beruflich anderweitig orientiert. Selbstverständlich wünschen wir Herrn Wollny einen guten Start in der Nachbargemeinde, und hoffen, dass sich mit Geschick und ein wenig Glück ein neuer Baudirektor oder Baudirektorin finden wird."

 

Michael Siedler-Borker, AfD: Wir wissen von nichts

"Uns ist nicht bekannt, dass Herr Wollny die Barsinghäuser Stadtverwaltung verlassen wird. Zu Gerüchten und Spekulationen werden wir uns nicht äußern."

 

Marlene Hunte-Grüne, stv. Bauausschuss-Vorsitzende: 

"Persönlich bedauere ich den Weggang von Herrn Wollny sehr und wünsche ihm alles erdenklich Gute. Schade, dass unsere Zusammenarbeit so abrupt endet. Aber: die Schaffung und erstmalige Besetzung einer Wahlbeamtenstelle ohne Ausschreibung ist der Öffentlichkeit nicht vermittelbar."