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Von wegen regional: Heidelbeeren wurden verramscht

Region. „Für unsere Heidelbeeranbauer war dieses Jahr katastrophal. Die Preise sind ganz unten angekommen. Natürlich gab es Heidelbeeren aus Deutschland und auch aus Niedersachsen – und die wurden auch beworben. .

Wenn aber der Einzelhandel die regionalen Heidelbeeren nur abnimmt, wenn er den osteuropäischen Preis dafür bezahlt, dann ist das schlichtweg Erpressung und kein Handel auf Augenhöhe. Friss oder stirb – das hat sich dieses Jahr gezeigt: Diese Heidelbeersaison ist für die Beerenanbauer zu 100 Prozent verloren gegangen“, erklärt der Vorsitzende der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer, Fred Eickhorst, sichtlich enttäuscht und verärgert über das Geschäftsgebaren des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Deutsche bzw. regionale Ware wurde laut Eickhorst im LEH meist nur in Kleinstgrößen angeboten. „Gleich daneben standen die großen Packungen natürlich günstiger, aber mit der Ware aus Osteuropa. Für den Verbraucher, der nicht genau hinschaut, ist das nicht zu erkennen“, sieht Eickhorst das Problem: Eine klare Kennzeichnung von Lebensmitteln fehlt. Dem Kunden werde suggeriert, dass dies ebenfalls die regionale Ware, für die geworben wird, sei. „Vor zwei Jahren hatten wir das Label „Geerntet in Deutschland“ eingeführt mit schwarz-rot-goldener Fahne drauf. Gut erkennbar für den Kunden. Doch der Handel verhindert die Kennzeichnung. Er will keine Transparenz, sondern eine größere Marge – und die erhält der LEH über die Ware aus Osteuropa“, zeigt Eickhorst das strategische Vorgehen auf.

Vor zehn Jahren wurden in Deutschland zur saisonalen Zeit noch 80 Prozent der Heidelbeeren produziert. „Jetzt gibt es Heidelbeeren das ganze Jahr über im Regal, aber nur noch 16 Prozent der Gesamtmenge kommen aus Deutschland – Tendenz weiter stark fallend“, erklärt Eickhorst. Dass passe nicht mehr zusammen und sei auch bei anderen Beeren, wie Erdbeeren und Himbeeren, zu erkennen. Auch diese sind Sommer wie Winter beim LEH im Angebot. „Da können wir uns mit verstärktem Freiland- und Folienanbau noch so abmühen. Es gibt keinen Fokus auf deutsche Produktion mehr, wenn andere Länder zwölf Monate im Jahr liefern. Einen fairen Wettbewerb kann wahrscheinlich nur noch die Politik regeln“, sieht Eickhorst den Gesetzgeber in der Pflicht, die unterschiedlichen Wettbewerbs-, Gesellschaft- und Umweltanforderungen in der EU mit Regelungen auszugleichen. Das fange bei den Produktionsstandards an, gehe über den Transport und den damit verbundenen Kohlendioxidausstoß bis hin zur Kennzeichnungspflicht der Inhaltsstoffe in verarbeiteten Produkten, damit der Verbraucher die Entscheidung für eine Produkt hat.