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Die neue Marktstraße ist fertig - mehr Platz für Fuß- und Radverkehr

Der dritte Bauabschnitt der Marktstraße ist fertig und wurde am Gründonnerstag von den Bau-beteiligten sowie Bürgermeister Kai Eggert freigegeben: Projektleiterin Anja Gnad (v.l.) aus dem Team Tiefbau, Christian Wolter vom Planungsbüro Weinkopf, Quartiersmanagerin Marei-ke Siegmann, Bürgermeister Kai Eggert, Stefan Weinkopf vom Planungsbüro Weinkopf, Fachbereichsleiterin Jessica Kaußen, Jens Krannich vom Landschaftsarchitekturbüro Grün-Plan, Tiefbau-Teamleiter Olaf Klaus-Pohl sowie Stadtplaner Lukas Lampe und Leitung des Teams Stadtplanung Henning Dehn. Foto: Stadt Laatzen.

Laatzen. Nach gut einem Jahr Bauzeit und früher als geplant, haben Stadtverwaltung und Baubeteiligte am Nachmittag des 17. April 2025 den dritten und damit letzten Abschnitt der Marktstraße zwischen der Albert-Schweitzer-Straße und der Würzburger Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Der Umbau der rund 720 Meter langen Marktstraße ist nun vollständig abgeschlossen.

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Die ehemals vierspurige Straße – einst ganz auf den Autoverkehr ausgelegt – hat sich zu einem Straßenraum für alle entwickelt. Heute sind Menschen zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Auto gleichberechtigt im Straßenraum unterwegs.

„Die umgestaltete Marktstraße bedeutet für uns alle spürbar mehr Lebensqualität – mit großzügigen Gehwegen, sicheren Überwegen für Fußgänger und insbesondere Familien und ältere Menschen sowie breiteren Radwegen. Damit wird Laatzen nicht nur schöner, sondern auch sicherer und unter anderem mit den Regenwasserspeichern nachhaltiger,“ freut sich Bürgermeister Kai Eggert.

Insgesamt entstanden im dritten Bauabschnitt rund 4.500 Quadratmeter neue Fahrbahnflächen, etwa 550 Quadratmeter Längsparkstreifen mit ca. 34 Stellplätzen, ca. 3.800 Quadratmeter barrierefreie Geh- und Aufenthaltsfläche, zwei barrierefreie Übergänge, davon einer mit Zebrastreifen, ein barrierefreier Ausbau der Bushaltestellen Würzburger Straße mit Wartehallen sowie eine moderne LED-Straßenbeleuchtung.

Im Bereich der Albert-Schweitzer-Straße verschmälerte die Stadt die Fahrbahn auf 3,25 Meter je Richtung, um Platz für Gehwege und Grünflächen zu schaffen. Die Marktstraße selbst wurde analog zu den vorigen Bauabschnitten ausgebaut – mit Mittelinseln, Radfahrstreifen, Pflasterflächen und barrierefreier Ausstattung.

Besonders profitieren Autofahrende vom neuen Kreisverkehr mit 40 Metern Durchmesser, der die frühere Ampelkreuzung ersetzt. Die Stadt reduzierte alle Zufahrten auf eine Spur, legte barrierefreie Überwege an und führte den Radverkehr über Schutz- und Radfahrstreifen sicher durch den Kreis. Um das Überholen von Radfahrenden zu vermeiden, beträgt die Breite der Fahrbahn nur 4,5 Meter. Frei gewordene Flächen wurden entsiegelt und begrünt.

Jessica Kaußen, Leiterin des Fachbereichs Bauen und Gebäudemanagement erklärt: „Tiefbau bedeutet heute weit mehr als eine Straße zu asphaltieren oder das Kanalnetz zu planen. Es geht auch darum, gemeinsam mit der Stadtplanung unter Berücksichtigung von Umwelt und Nachhaltigkeit ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das langfristig funktioniert. Die neue Marktstraße steht für diesen integrierten Ansatz: Sie verbindet Mobilität, Aufenthaltsqualität und Klimaanpassung – und zeigt, wie aus technischer Infrastruktur ein lebenswerter Stadtraum wird.“

Mit Abschluss der Arbeiten an der Marktstraße werde ein weiterer wichtiger Baustein des Sanierungsgebiets fertiggestellt, so Henning Dehn, Leiter des Teams Stadtplanung der Stadtverwaltung. „Die umgestaltete Marktstraße bildet mit den anliegenden zentrumsrelevanten Einrichtungen des Leinecenters, dem Marktplatz, dem Stadthaus, der Kirchen, Kindertagesstätten und dem zukünftigen Bildungscampus einen zentralen öffentlichen Verteilerraum, der nach der Umgestaltung alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer angemessen berücksichtigt und somit die Abkehr von einer auf motorisierten Individualverkehr ausgelegten Stadtstruktur markiert.“

Klimaanpassung durch unterirdische Regenwasserspeicher

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der dritte Abschnitt nicht von den übrigen beiden – doch unter der Oberfläche setzt die Stadt Laatzen auf ein neues Entwässerungskonzept und setzt damit das Konzept der Schwammstadt um.

„Im Gegensatz zum klassischen Entwässerungssystem des zweiten Bauabschnitts, bei dem das Niederschlagswasser über Rinnen und Straßenabläufe direkt in den Regenwasserkanal fließt, lassen wir das Wasser im neuen Abschnitt vor Ort versickern oder verdunsten,“ erklärt Anja Gnad, Ingenieurin und Projektleiterin im Team Tiefbau der Stadt.

Das Regenwasser von Gehwegen fließt in flache Mulden am Rand, von Parkstreifen und Straßen in bepflanzte Mittelstreifen und Bauminseln. Diese Bereiche liegen etwas tiefer und sind mit einem unterirdischen Speicher, einer sogenannten Rigole, ausgestattet. Diese fängt auf natürliche Weise das Wasser auf und lässt es nicht nach unten versickern, damit die Pflanzen möglichst lange davon profitieren können. „Auf diese Weise halten wir das Wasser dort, wo es fällt – zum Nutzen von Natur und Stadtklima,“ so Gnad weiter. Gleichzeitig verhindere ein eingebautes Drainagesystem mit Kanalanschluss schädliche Staunässe. Fällt mehr Niederschlag als die Rigole aufnehmen kann, leiten Abläufe das Wasser in den Regenwasserkanal ab.

40 neue Bäume und gut 1.000 Quadratmeter Staudenflächen

Im dritten Bauabschnitt der Marktstraße hat die Stadt Laatzen die Freianlagen in drei Bereiche gegliedert: zwei Mittelinseln in der Marktstraße und der Gutenbergstraße (jeweils 3 bis 4,95 Meter breit), Baumscheiben an Querungsstellen und zwischen Stellplätzen sowie zwei Hochbeete mit Sitzbänken an der Einmündung der Albert-Schweitzer-Straße.

Auf rund 980 Quadratmetern haben Gärtner – analog zum zweiten Bauabschnitt – die insektenfreundlichen, klimaangepassten Staudenmischungen „Bernburger Blütensteppe“, „Tanz der Gräser“ und „Silbersommer“ gepflanzt. Die ausgewählten Pflanzen sind pflegeleicht, streusalzresistent und trockenheitsverträglich.

Zudem hat die Stadt 40 neue Bäume setzen lassen: 19 Traubeneichen und 21 Hopfenbuchen. Als gestalterisches Element ergänzen zwei Hochbeete aus Cortenstahl mit integrierten Sitzbänken das Umfeld an der Albert-Schweitzer-Straße. Sie sind mit Gräsern und Kleingehölzen bepflanzt.

Der Kreisverkehr Würzburger Straße sowie angrenzende entsiegelte Flächen und Versickerungsmulden entlang der Gehwege werden als insektenfreundliche Wiesen gestaltet. Diese Flächen umfassen rund 2.800 Quadratmeter. Auf dem Kreisverkehrsplatz ergänzen Findlinge und Baumstämme das Angebot als natürlicher Lebensraum für Insekten.

Kosten und Förderung

Die Gesamtkosten für den dritten Bauabschnitt der Marktstraße belaufen sich auf rund 3,7 Millionen Euro brutto. Die Finanzierung dieser Maßnahme erfolgt im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“. Der Bund und das Land Niedersachsen fördern das Projekt mit voraussichtlich 90 Prozent. Den Eigenanteil in Höhe von etwa 535.000 Euro sowie die Kosten für den Kanalbau, die sich auf rund 164.000 Euro belaufen, trägt die Stadt. Der Ausbau der Bushaltestellen, ebenfalls in den Gesamtkosten enthalten, wird durch die Landesnahverkehrsgesellschaft zu 75 Prozent und durch die Region Hannover zu 12,5 Prozent gefördert. Die Schlussrechnung liegt noch nicht vor, sodass die endgültigen Baukosten noch nicht beziffert werden können.

Die Bauarbeiten im dritten Abschnitt der Marktstraße haben am 12. Februar 2024 begonnen und sind inzwischen abgeschlossen. Lediglich die Pflanzung von Blumenzwiebeln steht noch aus – sie ist für den Herbst 2025 vorgesehen.

Historie: die einstige Marktstraße als Relikt des „Bau-Booms“ der 1970er Jahre

Anfang der 1970er Jahre wurde die Marktstraße als vierspurige Straße ausgebaut. Sie folgte damit der Gesamtplanung für den neuen Stadtteil Laatzen-Mitte. Ursprünglich plante man den Stadtteil deutlich größer, als er umgesetzt wurde. Rückblickend zeigte sich, dass die Straße größer gebaut wurde, als es der tatsächliche Bedarf erforderte. Der eingezäunte Mittelstreifen wirkte zusätzlich wie eine Barriere.

Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Laatzen-Mitte wird top!“ entwickelte die Stadt einen städtebaulichen Rahmenplan. Er ordnete den rund 30 Meter breiten Verkehrsraum neu: zwei Fahrspuren, breite Wege für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, Stellplätze und Grünflächen. Die Kreuzungen mit der Wülferoder Straße und der Würzburger Straße sollen zu Kreisverkehren umgebaut werden.

In diesem Zuge koppelte die Stadt die Straßenerneuerung direkt mit der Kanalsanierung. Dabei entstanden etwa 450 Kubikmeter Stauraum zur Rückhaltung von Regenwasser.

Die Stadt teilte das Gesamtprojekt in drei Bauabschnitte:

1. Kreisverkehr Wülferoder Straße und Marktstraße (zwischen Wülferoder Straße und Marktplatz, ehemals Robert-Koch-Straße) – Bau 2010-2011

2. Marktstraße (zwischen Marktplatz und Albert-Schweitzer-Straße) – Bau 2020-2021

3. Marktstraße (zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Würzburger Straße) und Kreisverkehr Würzburger Straße – Bau 2024-2025

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