Pattensen.
Mit Enttäuschung reagiert Bürgermeisterin Ramona Schumann auf die Benachrichtigung, dass auch der Berufungsausschuss der KVN die Ansiedlung einer Kinderarztpraxis abgelehnt habe.
"Ich habe viele Gespräche zum Thema geführt. Für mich ist deutlich geworden, dass bei der Beurteilung dieser oder vergleichbarer Fälle der wirtschaftliche Schutz der bestehenden Praxen höher wiegt als eine unmittelbare Versorgung am Wohnort", so die ernüchternde Erkenntnis der zweifachen Mutter.
Seit fast einem Jahr begleiten die Bürgermeisterin und die Ratsvorsitzende Julia Recke nun schon die Kinderärztin Dr. Joke Bruning bei ihrem Wunsch eine Kinderarztpraxis in Pattensen zu eröffnen. Schumann und Recke haben sich auch mit viel persönlicher Initiative hierfür eingesetzt. Mit einer online Petition, die viel Aufmerksamkeit bis hin zu einer Fernsehsendung mit sich gebracht hat, haben die beiden Politikerinnen auf die Umstände und die Versorgungslücke in Pattensen hingewiesen. Doch die entscheidende Stelle die KVN blieb hartleibig. Julia Recke ist ebenso enttäuscht: "Die Begründung, dass es eine ausreichende Zahl an noch verfügbaren Behandlungsplätzen gäbe und man die Wegstrecken in Kauf nehmen müsse, zeigt deutlich, dass kein Gefühl für die Schwierigkeiten der Familien vor Ort besteht. Die Hindernisse z. B. im ÖPNV oder für Familien mit mehreren Kindern, haben bei der Beurteilung offenbar keine oder nur eine untergeordnete Rolle gespielt." Auch Recke ist zweifache Mutter und weiß um die organisatorischen Probleme längerer Wegstrecken.
Beide Ratskolleginnen sind aber bei aller Enttäuschung fest davon überzeugt, dass der Kampf richtig und wichtig war. Sie werden das Ziel auch weiterverfolgen, da sind sie sich sicher. "Ich habe viel über die Strukturen der Ärzteschaft und des Gesundheitswesens gelernt. Diese Art von Selbstverwaltung ist sehr speziell. So habe ich z. B. erfahren, dass es für jede Ärzteschaft eine Obperson gibt. Dem Obmann der Kinderärzte war ein Problem der Versorgung hier vor Ort nicht bekannt und zwar, weil sich niemand an ihn gewendet habe. Aber wenn niemand von diesen Funktionen weiß, wie soll sich da denn jemand melden?", berichtet Schumann von ihren Erfahrungen.
Julia Recke und Ramona Schumann setzen auch weiterhin auf die politische und bürgerschaftliche Unterstützung. "Dieses Mal mag es nicht geklappt haben, aber es wird ein nächstes Mal geben", schließt Recke das Gespräch.