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Anfang Januar um "Fünf vor Zwölf" haben wir mit der Kampagne "... und plötzlich ist es Krebs" begonnen, um der Krankheit ein Gesicht zu verleihen. Zahlreiche Leserzuschriften sind schon jetzt eingegangen, jede einzelne Geschichte ist berührend. Machen auch Sie mit - schicken Sie uns Ihre Geschichte.
Heute berichtet Melanie (38) aus Wennigsen von ihren Erlebnissen mit Krebs:
„Das Leben war wunderbar vor gut vier Jahren: Unser erstes Kind war fast drei Jahre alt, unser zweites Kind war auf dem Weg. Ich war gerade in der 36. Schwangerschaftswoche und 34 Jahre alt. Dann kam der Tag, der erstmal unser Leben veränderte: Ich habe selber einen Knoten ertastet und hatte so ein Bauchgefühl. Da stimmt etwas nicht. Damit die Chemotherapie schnellstmöglich beginnen konnte, musste jedoch erstmal unser Sohn geboren werden. Er kam als Frühchen, war aber kerngesund. Danach ging es für mich los mit der Operation und der Chemo-Therapie. Fünf Monate dauerte das. Die Operation und die Therapie sind ohnehin schon sehr anstrengend, aber mit einem kleinen Kind und einem Baby war es natürlich eine besondere Herausforderung, dem Krebs entgegenzutreten. Mein Mann und ich haben versucht, zu funktionieren und einen regelmäßigen Alltag vorzuleben. Mein Mann hat unser Baby mit der Flasche großgezogen. Ich hatte stets eine Perspektive und einen Antrieb, den Kampf weiterzuführen. Das ist glaube ich ganz wichtig.
Es war einiges sehr schwierig, insbesondere der Umgang einiger Freunde und Bekannte mit dem Krebs. Ich hätte mir gewünscht, dass man mich häufiger aktiv anspricht, mich integriert und nachfragt. Ich wollte oft über den Krebs sprechen und einige Freunde waren da auch ganz offen. Natürlich gibt es Momente, in denen man darüber nicht reden will, aber das habe ich dann auch so gesagt. Einige Leute gingen einfach so über den Krebs hinweg, obwohl ich bewusst ohne Perücke und nur mit Tüchern oder Mützen in der Öffentlichkeit aufgetreten bin. Viele Menschen hatten dadurch vielleicht Berührungsängste. Mir tat es aber immer gut, im Gespräch mit anderen zu sein.
Fast schlimmer als alles andere war das Warten. Warten auf Untersuchungen, warten auf den Eingriff, warten auf den Arzt, warten auf Ergebnisse, warten, warten, warten. Das zehrt an den Nerven. Und man fängt an, sich Gedanken zu machen. Eine Ärztin sagte zu mir: „Planen Sie nicht Ihre Beerdigung, sondern leben Sie Ihr Leben“. Und sie hat Recht. Wir haben zwei Jahre nach der Chemotherapie eine Reise nach Amerika unternommen – mein größter Traum. Die ganze Familie war dabei und es war eine herrliche Zeit. Die Prioritäten verändern sich.
Im letzten Jahr war plötzlich der Knoten wieder da. Ich wurde noch einmal operiert, habe eine Chemotherapie und Bestrahlungen bekommen. Das alles dauerte neun Monate. Seit November bin ich mit der Therapie fertig. Es ist wichtig, sich regelmäßig vorbeugend untersuchen zu lassen. Ein guter Berater war bei mir aber das Bauchgefühl.“
Haben auch Sie Erfahrungen mit Krebs gemacht?
Lassen Sie uns und unsere Leser daran teilhaben. Ab sofort veröffentlichen wir jede Woche am Freitag um 11.55 Uhr ("Fünf vor Zwölf") einen Erfahrungsbericht zum Thema Krebs und geben der Krankheit ein Gesicht. Zeigen Sie Ihr Gesicht, machen Sie Menschen Mut, gegen den Krebs anzukämpfen. Machen Sie Menschen Mut, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.
Schreiben Sie uns an redaktion@con-nect.de oder redaktion@leine-on.de oder rufen Sie uns an, schreiben eine SMS oder WhatsApp an 01 74 - 37 87 461.