Region.
Sie springen immer ein, sind allzeit ansprechbar und „stehen ihren Mann“ auf dem Hof: Bäuerinnen, Landwirtinnen, Landfrauen, Betriebsleiterinnen, Unternehmerinnen, Mitarbeitende Familienkräfte. Allein die Vielfalt der „Berufsbezeichnungen“ spiegelt das große Arbeitsfeld wider. Frauen auf den Höfen sind bei weitem nicht mehr nur für die häuslichen Tätigkeiten und die Kleintierversorgung zuständig. Über Jahre hinweg haben sie es im Zuge der Gleichberechtigung geschafft, erfolgreich auch die technischen und wirtschaftlichen Bereiche zu besetzen, teilt der Landvolk-Pressedienst anlässlich des Internationalen Frauentages am Freitag, 8. März, mit. Doch in den Agrarstatistiken wie auch in der Wissenschaft sind Frauen mit ihren diversen Arbeitsfeldern in der Landwirtschaft ein nachrangiges Thema. Gender-Statistiken gibt es oftmals nur im Zusammenhang unter der Rubrik „Arbeitskräfte“, stellte Hannelore Pöschl für das Bundesamt für Statistik schon 2004 fest. Seitdem hat sich die Datenlage kaum geändert, Studien zur Lebens- und Arbeitswelt der Frauen in der Landwirtschaft sind weiter rar. Frauen haben im Zuge der Gleichberechtigung aufgeholt und können stolz sagen, dass sie in den Betrieben „ihren Mann stehen“. Laut einer Umfrage des Westfälisch-Lippischen und des Rheinischen Landfrauenverbandes im Jahr 2015 gaben elf Prozent der in der Landwirtschaft tätigen Frauen in Nordrhein-Westfalen an, einen eigenen Betrieb zu führen. Zehn Prozent der Frauen führten einen Betriebszweig, 69 Prozent sehen sich eher als „mitarbeitende Familienangehörige“. In Niedersachsen gehören acht Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Frauen, bundesweit wurden 2016 knapp zehn Prozent der 275.400 landwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geführt. Das neue Rollenverständnis der Frauen in der Landwirtschaft führt aber zur hohen Arbeitsbelastung, wie eine Studie der Uni Freiburg aufzeigt. 2.400 befragte Frauen mit Bezug zu einem Bauernhof gaben an, dass die wöchentliche Arbeitszeit im Durchschnitt gut 55 Stunden beträgt. Die Studie zeigte zudem, dass die Situation der Frauen in der Landwirtschaft trotz des gestiegenen Ausbildungsniveaus nach wie vor durch ein traditionelles Rollenverständnis geprägt ist. So ist Haushaltsführung weitgehend Frauensache, jeder dritte Partner beteilige sich nie daran, ein Wandel hin zu einer gleichmäßigeren Aufteilung sei selbst bei den jüngeren Befragten nicht zu erkennen. Es gibt also in Sachen Gleichberechtigung noch viel zu tun. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat daher eine „Landfrauenstudie“ in Auftrag gegeben, sie soll deutschlandweit die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben untersuchen: Daten, Zahlen und Fakten sollen als Entscheidungsgrundlage dienen, um die Perspektive von Frauen in der Landwirtschaft zu verbessern.