Pattensen. Bürgermeisterin Ramona Schumann hat bekannt gegeben, dass sie bei der Kommunalwahl 2026 nicht erneut antreten wird. Dazu hat die Bürgermeisterin eine persönliche Erklärung veröffentlicht.
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
nach dann zwölf Jahren im Amt habe ich nach reiflicher Überlegung entschieden, bei der Kommunalwahl 2026 nicht erneut als Bürgermeisterin zu kandidieren. Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, denn die Arbeit für unsere Stadt – mit Ihnen und für Sie – war und ist mir eine Herzensangelegenheit.
Verantwortung für das Gemeinwesen tragen
Seit November 2014 durfte ich als Ihre Bürgermeisterin Verantwortung für Pattensen übernehmen – eine Aufgabe, die ich immer mit Leidenschaft, Engagement und dem festen Willen erfüllt habe, unsere Stadt positiv zu gestalten. Gemeinsam haben wir viel erreicht:
Ich bin froh und stolz, dass wir seit einigen Jahren keinen nennenswerten Mangel an Kitaplätzen mehr haben. Durch eine digitale Datenanalyse und vorausschauende Planung können wir seit einigen Jahren bereits Bedarfe frühzeitig erkennen und rechtzeitig handeln. Heute erhalten alle Kinder einen Platz – betreut von engagierten Fachkräften unserer Träger.
Auch die Bildungslandschaft haben wir gemeinsam weiterentwickelt: Neue Schulgebäude, moderne Lernkonzepte und nachhaltige Heizsysteme – etwa an der Leinetalschule – stehen für eine zukunftsfähige Infrastruktur. Die dort gewonnenen Erfahrungen fließen nun in Projekte wie den Neubau der Feuerwehrgerätehäuser und des Stadtbetriebshofs ein.
Von Anfang an: Digitalisierung mit Weitblick
Mit der volldigitalisierten Finanzabteilung, dem Dokumentenmanagement und dem künftigen Online-Portal schafften wir Voraussetzungen für eine Verwaltung, die in Zukunft 24/7 für Sie da sein soll. Die digitale Kita-Anmeldung und Platzvergabe hat den Anfang gemacht – weitere Angebote wie Elterngeld oder Wohngeld sollen folgen.
Starke Feuerwehr – starkes Ehrenamt
Durch neue Vergabeprozesse konnte der langjährige Rückstau bei der Ausstattung unserer Feuerwehren aufgelöst werden. Mit dem Feuerwehrbedarfsplan, haben wir zu dem eine strategische zukunftsorientierte Planung beschlossen. Dies wäre ohne den Stadtbrandmeister Henning Brüggemann, seinem Stellvertreter Jens Beier sowie die Ortsbrandmeister und Stellvertreter nicht möglich gewesen. Bitte schätzen Sie dieses Ehrenamt wert, es ist eine wichtige Einrichtung unserer Sicherheitsinfrastruktur. Besonders freut mich, dass die Kinder- und Jugendarbeit der Ortswehren nach der Pandemie mit großer Energie weitergeführt wurde. Unsere Nachwuchsbrandschützer sind hochmotiviert – mein großer Dank gilt allen engagierten Ausbildenden und Betreuenden!
Verwaltung als lernende Organisation, interkommunale Zusammenarbeit als Erfolgsmodell
Eine wichtige Grundlage für die aktuell laufende Entwicklung in der Verwaltung war für mich das integrierte Projekt- und Prozessmanagement. Diese Arbeitsmethoden fördern ressourcenschonendes, bereichsübergreifendes Arbeiten – getragen von einer engagierten Verwaltungsmannschaft, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt und sich auch von Rückschlägen nicht beeindrucken lässt. Egal, ob große Projekte oder kleine Entwicklungen, es ist großartig zu sehen, wie die begonnenen Projekte Wirkung entfalten. So konnten wir alle seit 2009 ausstehenden Jahresabschlüsse erfolgreich aufholen und sind als eine von wenigen Kommunen in Niedersachsen in diesem Jahr auf Stand – dies gelang auch Unterstützung des gemeinsam mit Wennigsen gegründeten Rechnungsprüfungsamtes 2015. Auch die künftige interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Hemmingen beim Klimaanpassungsmanagement ist für mich ein Zukunftsmodell. Das liegt auch an der kollegialen Zusammenarbeit der Regionskommunen untereinander. Die Bürgermeisterkolleginnen und die -kollegen in der Region Hannover, aber auch darüber hinaus, schätze ich über alle Maßen und bin froh über die parteiübergreifende, freundschaftliche Zusammenarbeit.
Sport, Jugend und Beteiligung
Die Sportförderung – insbesondere für Kinder und Jugendliche – haben wir gemeinsam mit dem Sportring auf neue Beine gestellt. Mein Herzensprojekt, die Beteiligung junger Menschen an der Stadtentwicklung, hat mit dem Jugendparlament 2019 einen Höhepunkt erreicht. Besonders stolz bin ich auf das Engagement, das aus dieser Initiative entstanden ist: Vom Volleyballturnier über den Bolzplatz bis hin zur Beteiligung am BarCamp – unsere Jugendlichen gestalten Pattensen aktiv mit. Die Jugendlichen in unserer Stadt sind ein großes Potenzial für Ehrenamt und Engagement. Die Kultur und musiktreibenden Vereine, die Sportvereine und die Politik tun gut daran, hier weiterhin aktiv zu bleiben. Danke dafür!
Zukunft gestalten mit Nachhaltigkeit
Die Einführung des Nachhaltigkeitsmanagements war ein richtungsweisender Schritt. Entscheidungen auf Basis ökonomischer, sozialer und ökologischer Kriterien zu treffen, ermöglicht eine langfristig tragfähige Entwicklung. Ein tolles Signal war, als ich erstmals durch den ehemaligen Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller (CSU) als ehrenamtliche kommunale Botschafterin für die Agenda 2030 berufen wurde. Dieses Ehrenamt hat uns viele Möglichkeiten und wertvolle Entwicklungschancen als Stadt und Gesellschaft eröffnet. Gerne möchte ich dieses Ehrenamt fortsetzen. Das integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) wird in diesem Punkt in Zukunft eine wichtige Grundlage für strategische Entscheidungen sein. Fördermittelmanagement und Wirtschaftsförderung ergänzen dieses Instrumentarium – intern wie extern. Hierauf können künftig auch haushaltsstrategische Entscheidungen für die wichtige Konsolidierung fußen.
Verantwortung für Investitionen
Drei Schulen wurden in meiner Amtszeit grundlegend saniert oder (teil-)neu gebaut, über 200 Kitaplätze geschaffen und vier Verwaltungsstandorte zusammengeführt. Auch unter baulich schwierigen Bedingungen wurden Projekte zeit- und budgetgerecht abgeschlossen, denn keine Investition war für mich je “nicht nötig”. Unsere Kinder, Enkelkinder und Mitarbeitenden verdienen die beste Ausstattung.
Herausforderungen, Wandel, persönliches Wachstum
Tatsächlich wäre noch viel mehr Stoff aus den zurückliegenden Jahren zu resümieren. Ich will aber nicht verhehlen: Natürlich gab es auch schwierige Situationen – Bürgerinitiativen, Leserbriefe, anonyme Schreiben nahe an der Strafbarkeit, hitzige Diskussionen, Social Media-Kommentare und vor allem durchgehend Krisen. Es gibt sie nicht, die kritiklose Entscheidung, besonders, wenn Emotionen die Debatte beeinflussen. Ich wusste von Beginn an, das gehört zu diesem Amt – und deswegen hatte dies natürlich auch bei mir Raum. Ich trage Verantwortung, aus Überzeugung und mit der nötigen professionellen Sicht. Die Erfahrungen in diesen Debatten und im Amt haben mich gleichzeitig geprägt – fachlich wie persönlich. Sie haben mir damit Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Von 2019 bis 2023 habe ich parallel zum Amt ein berufsbegleitendes Masterstudium im öffentlichen Management absolviert und abgeschlossen. Ich lebe in der Überzeugung, dass Entwicklung nie aufhört. Von daher ist meine Entscheidung eben auch aus dieser Überzeugung erwachsen: Es ist an der Zeit für etwas Neues.
Was noch vor uns liegt
Bis zum letzten Tag meiner Amtszeit werde ich mit voller Kraft weiterarbeiten. Der Neubau der Feuerwehrgerätehäuser, die Entwicklung des Stadtbetriebshofs und die Umsetzung KI gestützter Digitalprojekte stehen im Zentrum. Zudem möchte ich die internen Strukturen weiter stärken – insbesondere im Bereich Mitarbeitendenpflege und Arbeitsbedingungen. Unsere Mitarbeitenden sind eine wertvolle Ressource in dieser Stadt – ohne Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihr (auch kritisches) Feedback, Ihr Engagement und Ihr Vertrauen hätten wir so eine Bilanz nicht erreicht - dafür bin ich zu großem Dank verpflichtet.
Ein Blick nach vorn
Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch ein neues Projekt im Blick hätte. Es knüpft an meine politische Ausgangsposition an und wird mein künftiges, ehrenamtliches Engagement in der Stadt Pattensen prägen – mit Blick auf Nachhaltigkeit, Partizipation und Zukunftsgestaltung. Details folgen, sobald entscheidende organisatorische Fragen geklärt sind.
Zum Schluss, aber nicht abschließend
Mein erstes Interview als Bürgermeisterin endete mit der Frage, was ich als nächstes machen wolle und ich antworte mit einem Zitat von Mahatma Gandhi: „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden“, und schloss mit: „Lassen Sie mich doch erstmal Bürgermeisterin werden.“. Jetzt liegen noch anderthalb Jahre voller Aufgaben und Chancen vor uns – ich freue mich darauf, sie gemeinsam mit Ihnen zu gestalten.
Ich danke Ihnen allen für das Vertrauen, das Sie mir über so viele Jahre geschenkt haben. Mein besonderer Dank gilt den Engagierten in Vereinen, Initiativen und allen, die sich uneigennützig für unsere Stadt einsetzen. Pattensen ist und bleibt eine lebenswerte und liebenswerte Stadt – dank Ihnen. Und wer weiß, vielleicht können Sie am Ende dieser Zeit sagen: „Sie ist unsere Bürgermeisterin.“
Herzlichst
Ramona Schumann