Region.
Hohe Mieten in den Städten und Frust bei der Wohnungssuche lenken den Blick auf den ländlichen Raum.
„Unsere Dörfer und ländlichen Kommunen bieten weit mehr als preiswerteren Wohnraum im Vergleich zu Innenstädten“, sagt Albert Schulte to Brinke. Der Landvolkpräsident sieht für potenzielle Neubürger wie auch zukünftige Vermieter auf dem Land Chancen. Die Vorzüge abseits der Ballungsbiete würden traditionell von Familien mit kleinen Kindern, aber auch Naturliebhabern genutzt. Der Landvolkpräsident bittet die Zugezogenen auf dem Land zugleich um Verständnis für die Anliegen der Landwirte, deren Arbeit solle nicht gleich grundsätzlich hinterfragt werden. Gleichwohl hat auf dem Dorf gemeinhin gute Nachbarschaft Tradition. Man kümmert sich, findet über Vereine Kontakt und ist Teil einer Gemeinschaft, wirbt das Landvolk für dörfliche Strukturen. Darauf müssten sich Stadtflüchtige auch einlassen können. Die Risiken einer Wohninitiative für den ländlichen Raum sieht das Landvolk in einer übereilten Ausweisung neuer Baugebiete. „Der Flächenverbrauch darf nicht zusätzlich angeheizt werden“, warnt Schulte to Brinke und regt vielmehr die Reaktivierung derzeit ungenutzter Bausubstanz in den Ortskernen an.
Hofbesitzer sollten die Umwidmung historischer Gebäude kreativ und mit neuen Konzepten angehen. Dazu müsse auch der Denkmalschutz die Bedürfnisse einer modernen Gesellschaft respektieren. Verkehrsanbindungen, leistungsfähige Datenleitungen und eine gute Infrastruktur stuft das Landvolk ebenfalls als wichtige Argumente ein, um die Wohnraumsuche von den Innenstädten auf ländliche Regionen zu lenken. Davon würden dann die Menschen in den Dörfern ebenfalls profitieren. Eine solche Initiative für den ländlichen Raum hat gerade Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies angeregt.
„Wer nur das hippe Großstadtleben kennt, wird kaum in ein kleines Dorf wechseln wollen. Ein Grundverständnis für das Lebensgefühl auf dem Land gehört für den Wohnortwechsel zweifelsfrei dazu“, schildert Schulte to Brinke. Neubürger und alteingesessene Dorfbewohner müssten dazu offen und neugierig aufeinander zugehen, ins Gespräch kommen und gemeinsam neue Lebensformen ausprobieren. Profitieren würden von einer solchen Rückbesinnung auf ländliche Werte auch Handwerker und Gewerbetreibende, denen die bislang zu beobachtende Landflucht zu schaffen macht. Auch die Niedersächsische Landjugend beobachtet bei jungen Menschen die Tendenz, nach Studium oder Ausbildung wieder in heimatliche Gefilde zurückzukehren. Sie kennen und schätzen die Vorzüge des Dorfes, aber sie suchen heute ebenfalls zunächst ihre eigene kleine Wohnung zu bezahlbaren Mieten, unabhängig von den Eltern.