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Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist in Niedersachsen 2019 zum fünften Mal in Folge zurückgegangen. Insgesamt wurden 31.565 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als 32.090 Räder unfreiwillig ihren Besitzer gewechselt haben. Im Vergleich zum Jahr 2014 nahm die Zahl der Fahrraddiebstähle einschließlich unbefugter Ingebrauchnahme sogar um 7.605 ab. Damals zählte die Polizei insgesamt 39.170 Fälle.
Die andere Nachricht: Das offenbar äußerst einträgliche Fahrrad gehört in Niedersachsen zu den beliebtesten Diebesobjekten. Im vergangenen Jahr wurden zwischen Harz und Nordsee 86 Fahrräder pro Tag gestohlen, fast alle 17 Minuten eines. Fahrraddiebstahl zählt mit einem Anteil von rund 19 Prozent zu den häufigsten Diebstahlsdelikten in Niedersachsen - vor dem Ladendiebstahl.
Die Dunkelziffer ist dabei hoch. Die wenigsten Fahrraddiebstähle werden angezeigt. Dies bestätigen die repräsentativen Dunkelfeldstudien des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen aus den Erhebungsjahren 2013, 2015 und 2017. Demnach ist im Jahr 2016 nur jeder zweite Fahrraddiebstahl in Niedersachsen polizeilich registriert worden. So wurden 2016 in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für Niedersachsen rund 36 500 Fahrraddiebstähle erfasst. Auf Basis der repräsentativen Dunkelfeld-Untersuchung des LKA Niedersachsen kann jedoch davon ausgegangen werden, dass 2016 noch einmal eine vergleichbare Größenordnung an nicht angezeigten Taten hinzukommt.
Die Statistiken zeigen auch, dass die Schadenssumme im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent gestiegen ist. Trotz rückläufiger Fallzahlen ist der durch Fahrraddiebstähle verursachte Schaden um mehr als zwei Millionen Euro auf 16,5 Millionen Euro gestiegen. Im vergangenen Jahr hatte jedes entwendete Rad im Durchschnitt einen Wert von 535 Euro. 2018 war ein als gestohlen gemeldetes Fahrrad 457 Euro wert.
Der Anstieg in dieser Statistik dürfte mit der Zunahme hochpreisiger Räder und teurer E-Bikes zu erklären sein, die zunehmend ins Visier der Langfinger geraten. Konkrete Zahlen zu E-Bike-Diebstählen weist die PKS nicht aus, da alle Fahrräder zusammengefasst werden. Aber anhand der Zahlen aus dem polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystem, der sogenannten Eingangsstatistik, lässt sich der Trend ablesen, dass Diebstähle von E-Bikes und Zubehör zunehmen. Im Vergleich zum Jahr 2016 haben sich 2019 die Fallzahlen im niedrigen vierstelligen Bereich nahezu verdoppelt.
Die meisten Räder pro 100 000 Einwohner wurden im vergangenen Jahr in Lüneburg (1 603 Diebstähle) gestohlen. Danach folgen Nienburg (1 550), Göttingen (1 444), Osnabrück (1 203) und Leer (992).
Die Aufklärungsquote lag 2019 bei 13,5 Prozent. Damit liegt die Quote über dem bundesweiten Durchschnitt von 9,2 Prozent. Deutschlandweit wurden 2019 rund 278.000 Fahrräder gestohlen.
Dabei ist es gar nicht so schwer, Räder gegen Diebstahl zu schützen. "Schon einfache Maßnahmen können vor Fahrraddiebstahl schützen. Dazu gehört zum Beispiel ein stabiles Schloss, das groß genug ist, um das Rad an einem festen Gegenstand anzuschließen", sagt Dirk Behrmann, Leiter der Zentralstelle Prävention im LKA Niedersachsen. Weitere Informationen und Tipps zum Schutz vor Fahrraddiebstahl finden Radler im Faltblatt "Räder richtig sichern", das in jeder (Kriminal-)Polizeilichen Beratungsstelle kostenlos erhältlich ist oder im Internet unter https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/diebstahl/diebstahl-von-zweiraedern heruntergeladen werden kann.
Folgen von Corona: Die zahlreichen Corona-Schutzmaßnahmen haben sich auf die Zahl der Fahrraddiebstähle erheblich ausgewirkt. Auch wenn die aus der sogenannten Eingangsstatistik erhobenen Zahlen täglichen Schwankungen unterliegen und nicht valide sind, hat die Polizei in Niedersachsen in diesem März 40 Prozent weniger Fälle im niedrigen vierstelligen Bereich registriert als im März 2019.