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Die Wertstoffhöfe und Grüngut-Annahmestellen sind auch im Niedersachsen derzeit aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. „Das stellt offenbar viele Gartenbesitzer, die gerade jetzt viel Zeit mit Gartenarbeiten verbringen, vor Probleme“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. „Der gewohnte, schnelle Entsorgungsweg durch die Fahrt zur Annahmestelle ist zunächst versperrt. Hinzu kommt, dass die traditionellen Osterfeuer auch abgesagt sind – gerade in ihnen wurden Äste und Strauchwerk in großer Menge entsorgt.“
Eine Entwicklung, die der NABU Niedersachsen auch als „Chance für die Natur“ sieht, wie Rüdiger Wohlers betont: „Osterfeuer können für viele Kleintiere zur Todesfalle werden, wenn sie zu früh und dicht aufgeschichtet werden, weil die Tiere darin Unterschlupf und Brutraum sehen. Dieser vermeintlich sichere Ort, in dem das Rotkehlchen nistet, die Spitzmaus und der Igel ein willkommenes Versteck finden und sich zahllose Insekten niederlassen, wird dann zum Scheiterhaufen, in dem sie verbrennen. Deshalb hat der NABU Niedersachsen stets zu Vorsichtsmaßnahmen wie dem sehr lockeren Aufschichten oder dem Einsatz engen Maschendrahtes geraten. Dieses Thema fällt in diesem Jahr weg. Aber natürlich bleiben viele Äste und Sträucher aus Baumpflege und den Ausastungen vor der Brutsaison übrig.“
Nun lasse sich dadurch „vortrefflich aus der Not eine Tugend machen“, erläutert Rüdiger Wohlers: „Äste und Strauchwerk können im Garten an geeigneter Stelle – möglichst nicht in Senken, in denen sich Wasser sammeln kann – aufgeschichtet werden zu einer ‚Rotkehlchen- und Spitzmausburg‘. Wenn sie mit grobem Material am Boden begonnen werden, in dem sich aber ausreichend Hohlräume befinden, und dann mit feinerem Deckmaterial nach oben fortgesetzt werden, können sich schon bald Rotkehlchen, Heckenbraunelle oder Zaunkönig einstellen; viele andere Vogelarten können darin Unterschlupf finden, ebenso Kleinsäuger wie Igel, Spitzmaus oder sogar Mauswiesel!“, zeigt Wohlers auf, „und natürlich viele Insektenarten.“
Feinerer Grünschnitt könnte, stark zerkleinert, auch in einem Komposthaufen im Garten, gemischt mit gröberen Teilen aus zerkleinerten Zweigen und Ästen, zu „wertvollem grünem Gold“ für den Nährstoffhaushalt der Gartenbeete gemacht werden und als dünne Mulchschicht direkt auf Beete aufgetragen werden, wodurch zudem die Bodendurchfeuchtung gestärkt würde, so Wohlers.
Auf keinen Fall dürfe Grün- oder Astschnitt in der freien Landschaft entsorgt werden. „Das Wegkippen von Gartenabfällen in Wälder, Parkränder, an Wegraine oder auf Felder schadet der Natur sehr: Hier werden Nährstoffe auf eigentlich nährstoffarme Böden, insbesondere im Wald, gebracht und die dortige Artenvielfalt gestört; auch gelangen exotische Zuchtpflanzen, die sich in der freien Natur rasend ausbreiten können, als Samen oder Pflanzenteile dorthin und können oft kaum mehr eingedämmt werden. Sie bedrohen die heimische Tier- und Pflanzenwelt und können Wildtieren, die sie fressen, zum Verhängnis werden“, mahnt der NABU-Vertreter, solche illegalen Aktivitäten zu unterlassen, die „übrigens als Ordnungswidrigkeiten auch mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden können – zu Recht!“
Wenn es gar nicht anders ginge, weil die Grüngutmengen zwischenzeitlich zu groß würden und weder eine Kompostierung noch die Nutzung als Brut- und Unterschlupfhaufen in Frage komme, bleibe letztendlich nur die Einlagerung in engmaschigen Drahtkörben oder Säcken, die möglichst nicht luftdicht sein sollten, bis der Wertstoffhof wieder geöffnet habe. „Aber vielleicht erlebt die Eigenkompostierung ja nun eine echte Renaissance in unseren Gärten“, sagt Rüdiger Wohlers, der diesen Eindruck „aufgrund der Fülle der Anfragen in dieser Richtung, die den NABU erreichen“ durchaus hat: „Der Wert von Kompost wird wieder erkannt, und es gibt auch großes Interesse der Menschen daran, in Gärten und Kleingärten Natur einzuladen, etwa durch die Schaffung von Brut- und Unterschlupfhaufen.“ Den NABU freut‘s. Ebenso wie Igel, Spitzmaus, Rotkehlchen, Kleinen Fuchs, Admiral und Co.