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Jetzt liegen alle 25 Stolpersteine

Von links nach rechts: Bürgermeisterin Stephanie Harms, Ehrenbürger Fritz Cohen, Ehrenbürger Bernhard Lippold. Im Hintergrund: Elisabeth, Tochter von Cohen

Ronnenberg.

Der Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg hatte heute zur Verlegung von weiteren 22 Stolpersteinen und zum jährlichen Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 in die Empelder Straße eingeladen.

Peter Hertel, Förderverein, begrüßte alle Gäste. "Besonders freue ich mich über die Anwesenheit unseres Ehrenbürgers Fritz Cohen, der trotz seiner 97 Jahre eigens mit seiner Schwester aus Chicago angereist ist." Aber auch Ehrenbürger Bernhard Lippelt, sowie Helen Seligmann Hordes, angreist aus Atlanta, weitere Gäste aus New Mexiko, aber auch aus Hannover, waren dabei. Einige Schüler der Marie Curie Schule trugen ihre bewegenden Gedanken und Meinungen zum Holocaust vor.

Vom 10. November bis Mitte Dezember 1938 waren fünf jüdische Männer aus Ronnenberg in das KZ Buchenwald eingesperrt, wo sie gefoltert und nur unter der Bedingung entlassen wurden, sich um eine Ausreise mit ihren Familien zu bemühen und Deutschland binnen kurzem zu verlassen.

2005 hatte die Stadt Ronnenberg als erstes politisches Gemeinwesen in der Region Hannover so genannte Stolpersteine verlegt, und zwar für drei Ronnenberger Juden, die im Holocaust ermordet worden sind. Nun ehrte der Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg auch die übrigen 22 Jüdinnen und Juden, die aus Ronnenberg vertrieben wurden, aber den Holocaust überlebt haben.

Einer von ihnen ist der 97-jährige Fritz G. Cohen, Ehrenvorsitzender des Fördervereins und Ehrenbürger der Stadt Ronnenberg, der mit seiner Tochter, Elizabeth Cohen, aus Chicago angereist ist. Er schrieb dem Förderverein: "Es macht mir Freude, die alte Heimat zu besuchen. Wir erinnern uns nicht nur an die Mitglieder unserer Familien, die von den Nazis ermordet wurden, sondern auch an diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten - unter Umständen, die wir uns nie hätten vorstellen können. Ich möchte den Ronnenbergern meinen Dank aussprechen, die sich dem Frieden und der Toleranz für kommende Generationen widmen und dabei die schreckliche Vergangenheit nicht vergessen."

Morgen folgt um 15 Uhr ein Gedenkkonzert im Evangelischen Gemeindehaus Ronnenberg, Am Kirchhofe 4, Das "Gernsheim-Duo" (Anna Gann, Sopran und Naoko Christ-Kato, Klavier), das soeben von einer Japan-Tournee zurückgekehrt ist, musiziert Werke jüdischer Komponisten des 19. Jahrhunderts, also aus der Zeit, in der die jüdische Gemeinschaft von Ronnenberg ihre Blüte erlebte. Die jüdischen Komponisten, von denen einige Werke gespielt und gesungen werden, wurden von den Nationalsozialisten aus den Konzertsälen verbannt. Von einem Großteil ihrer Werke sind nur noch einzelne historische Notenausgaben in Bibliotheken und Archiven zu finden. Anna Gann, die in Ronnenberg aufwuchs, ist Mitbegründerin des Fördervereins Erinnerungsarbeit Ronnenberg.

Zur Stolpersteinverlegung hat der FER eine 54seitige Broschüre (Format: 10.5X21 cm) auf Deutsch und Englisch mit mehr als 200 Abbildungen herausgebracht. Sie schildert die Geschichte der Juden von Ronnenberg und ihr Schicksal im Naziterror. Außerdem gibt sie Einblick in den Umgang, den die letzten drei Ronnenberger jüdischen Überlebenden und ihre Familien mit dem Ronnenberg von heute pflegen.

Erwähnt wird auch die Erinnerungsarbeit in Ronnenberg, die aus Initiativen von Bürgern in Kooperation mit den christlichen Kirchen hervorgegangen ist. Als ältestes Beispiel wird der "Bußgang nach Bergen-Belsen" genannt, der 1979, vor genau 40 Jahren, in Ronnenberg-Empelde entstand und an einen berüchtigten Todesmarsch vom April 1945 erinnert. Vor allem Juden wurden damals über das "ehemalige KZ-Außenlager Hannover-Mühlenberg in das ehemalige KZ Bergen-Belsen" getrieben. Der Ronnenberger Bußgang ist zu einer "eigenen Initiative in Hannover" geworden, die jährlich wiederholt wird.

(Schutzgebühr der Broschüre: 2 Euro; Bestellungen über: Erinnerungsarbeit.Ronnenberg(at)gmx.de).