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Die Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen warnt vor einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit unserer Gesellschaft als Folge des Corona-Virus. 26 Prozent der Befragten gaben laut einer von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichten aktuellen Umfrage an, dass sich die Epidemie negativ auf ihr persönliches Einkommen ausgewirkt habe. Im April waren es noch 20 Prozent.
Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der LAK Niedersachsen, weist darauf hin: „ Die wachsende Zahl der Betroffenen, deren Einkommen sich auf Grund der Epidemie negativ entwickeln, gibt Anlass zur Sorge. Es sind vielfach Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen wie Minijobs, Teilzeit, Soloselbstständige , Menschen im Niedriglohnsektor, in Kurzarbeit. Es sind oft Beschäftigte, die trotz Arbeit von Armut bedroht sind. Nach einer Modellrechnung von Ökonomen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hat jeder Bürger wegen der Corona - Krise in Deutschland im Durchschnitt 1.325 Euro weniger zur Verfügung. Dahinter verbergen sich reale Einkommensverluste in jedem Monat während der Krise für Menschen, bei denen der Monat schon in normalen Zeiten zu lange dauert für das vorhandene Einkommen. Auf der anderen Seite ist die Zahl der Deutschen mit einem mobilen Vermögen, also abzüglich Immobilien, von einer Million Dollar oder mehr 2019 um 8,6 Prozent gestiegen auf 1,46 Millionen. Jeder 57. Deutsche ist Vermögensmillionär.
Für weitere Spaltung in der Gesellschaft wird das Anwachsen von Arbeitslosigkeit und damit auch Armut nach dem Auslau fen der Kurzarbeitsphase sorgen sowie das Ende des Kündigungsstopps für Mieter zum 1. Juli. Niemand weiß, wie sich das Seuchen geschehen und damit auch die ökomische Situation entwickeln wird ab Herbst. Wenn Politik und Gesellschaft nicht rechtzeitig auf die wachsende Ungleichheit reagieren, können uns soziale Verwerfungen ungeahnten Ausmaßes bevorstehen. Daher fordert die LAK unter anderem: Sofortige Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze und Grundsicherung um 100 Euro, Abschaffung von Werkverträgen und Reduzierung prekärer Arbeit, einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor zu fairen Bedingungen zur Reduzierung von Arbeitslosigkeit, gerechte Beteiligung von Superreichen durch Vermögensabgaben und Erbschaftssteuerreform an der Finanzierung der Corona-Folgekosten.
Die Armutsquote liegt für 2018 bei 15,5 Prozent der Bevölkerung. Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des mittleren Einkommens, das entspricht 1035 Euro im Monat für Alleinlebende.
Die Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen wurde 1995 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen.