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Die Waldbrandgefahr steigt durch Trockenheit und Wind. In einigen Bereichen Niedersachsens gilt bereits die höchste Warnstufe 5 (unter anderem in Celle, Faßberg, Lüchow). Noch nie landeten so früh im Jahr so viele Warnmeldungen bei der Waldbrandzentrale in Lüneburg. Forstministerin Barbara Otte-Kinast appelliert eindringlich an Waldbesucher: „Bitte passen Sie auf unseren Wald auf! Wer gegen das Rauchverbot verstößt, setzt mutwillig die Natur aufs Spiel und gefährdet Mensch und Tier.“ Deshalb sei Prävention besonders wichtig. Otte-Kinast dankte den zahlreichen freiwilligen Feuerwehrleuten, die sich für einen Einsatz bereithalten und weiteren Personen, die im Einsatzfall unterstützen. Unter ihnen sind auch viele Landwirte, die zum Beispiel ihre Güllefässer befüllen und so beim Wassertransport helfen.
Das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium ist für die Waldbrandvorsorge zuständig, deshalb kümmert es sich auf vielfältige Weise um den Schutz vor Waldbränden. Die Waldbrandzentrale in Lüneburg ist seit dem 16. März wieder besetzt. Dort laufen die Bilder des kameragestützten Waldbrandfrüherkennungssystem (AWFS) zusammen. 20 Kameras an 17 Standorten überwachen eine rund eine Million Hektar große Fläche mit 400.000 Hektar Wald in den Haupt-Risikogebieten des ostniedersächsischen Tieflands. Durchschnittlich erfolgen über 100 Brandmeldungen pro Jahr an die Einsatzleitstellen der Feuerwehr. Im „Supersommer 2018“ lag die Zahl um ein Vielfaches höher. In diesem Jahr hat das System bislang an 27 Einsatztagen bereits 57 Mal Rauch detektiert. Das Landwirtschaftsministerium investiert in den kommenden beiden Jahren Haushaltsmittel von über 950.000 Euro in die Waldbrandfrüherkennung.
Damit die Einsatzkräfte im Notfall bei einem Waldbrand schnell über die wichtigsten Einsatzinformationen verfügen, haben Landwirtschafts- und Innenministerium gemeinsam mit dem Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) die Waldbrandeinsatzkarten (WBEK) für die mittel- und hochwaldbrandgefährdeten Gebiete in Niedersachsen und damit für ein Drittel der Waldfläche aktualisiert. Die Bereitstellung für den übrigen Teil des Landes wird mit Hochdruck verfolgt.
Die Ursache für die besondere Waldbrandgefährdung liegt neben den geringen Niederschlägen im geringen Wasserhaltevermögen der Böden. Begünstigt durch ihr harz- und terpenhaltiges Holz gehören die Kiefern mit ihrem niedrigen Brennpunkt zu den am stärksten brandgefährdeten Baumarten. Das Ostniedersächsische Tiefland ist mit 41 Prozent stärker als alle anderen Landesteile bewaldet. Der Nadelwaldanteil in dieser Region liegt derzeit noch bei 70 Prozent. Über die Hälfte der Waldfläche besteht aus der Baumart Kiefer.
Als Baustein zur Waldbrandvorsorge startete man vor 25 Jahren mit einem Strategiewechsel zum naturnahen Waldumbau. Ziel ist die Entwicklung von vielfältigen und klimastabilen Mischwäldern. Dies mindert auch die Waldbrandgefahr, die vor allem in reinen Nadelwäldern erhöht ist. Beim Nadelholz zeigen insbesondere die Fichte und vor allem die waldbrandgefährdete Baumart Kiefer die stärksten Rückgänge.
Zum Zeitpunkt der ersten Bundeswaldinventur im Jahr 1987 lag der Nadelholzanteil im Hauptbestand noch bei 61 Prozent Zwischenzeitlich ist dieser Anteil um rund zehn Prozent gesunken. Entsprechend stieg der Laubholzanteil im Hauptbestand.
Auf Landesebene wurde 2019 durch das Innenministerium eine Expertenkommission eingerichtet, um das Gesamtsystem und die sich ergebenen Wechselwirkungen (Waldbrandvorsorge und -bekämpfung) ganzheitlich zu betrachten und Empfehlungen für die Zukunft zu erarbeiten. Das Landwirtschaftsministerium und Waldbesitzer sind ebenso vertreten wie Vertreter aus den Feuerwehren, der Bundeswehr und viele mehr. Die Kommission hat sich unter anderem mit den Handlungsfeldern Klimawandel, forstliche und infrastrukturelle Maßnahmen, vorbeugende Maßnahmen, Löschwasserversorgung, technische Weiterentwicklungen, Einsatz von Luftfahrzeugen bei der Waldbrandbekämpfung, Digitalisierung und Kartenwesen, Notfalltreffpunktsystem, Kommunikation, Nutzung von Fördertöpfen, Aufklärung der Bevölkerung, Versicherungswesen, Kooperation mit Streitkräften, Ausstattung der Feuerwehren und Aus- und Fortbildung der Feuerwehren und Waldbrandbeauftragten befasst. Die Expertenkommission wird zukünftig als ständige Einrichtung fortgeführt, um insbesondere zu Beginn und Ende der Waldbrandsaison die aktuelle Situation zu bewerten und Empfehlungen zu erarbeiten.