Barsinghausen. Bei den Stadtwerken Barsinghausen haben sich Geschäftsführer Jochen Möller, Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Härdrich und sein Stellvertreter Bernd-Konrad Bohrßen die Zeit genommen, um auf die vergangenen zehn Jahre zu schauen. Neben guter Zusammenarbeit und Erfolgen, wurde aber auch Kritik am ehemaligen Bürgermeister Marc Lahmann und Kerstin Beckmann, Aktiv für Barsinghausen, geäußert. Der Versuch den Stadtwerken durch eine angebliche Dienstwagenaffäre zu schaden, wurde bedauert. .
„Ich habe viel Glück mit dem Personal gehabt“, schaut Geschäftsführer Jochen Möller, der im Sommer die Stadtwerke verlassen wird, zurück, „Wir konnten in den letzten zehn Jahren viel auf den Weg bringen.“ Er meint damit auch Vertriebsleiter Stefan Küppers und dessen Team, welches maßgeblich für die wachsende Kundenzahlen verantwortlich ist. Seit 2019 hätten sich die Kundenzahlen auf bald 5.000 verdoppelt. Eine weitere Verdopplung, sei das große Ziel, um in Barsinghausen Grundversorger zu werden. Im Strom- und Gasbereich können die Stadtwerke laut Möller ein Plus von 130.000 Euro verzeichnen. Leider stehen dem die erheblichen Defizite aus dem Deisterbad gegenüber, die allein 2019 rund 400.000 Euro Verlust ausmachten. In der Corona-Pandemie dürfte sich die Lage des Deisterbades noch verschärft haben.
Wir haben vieles in den letzten zehn Jahren angefasst und umgesetzt“, so Dirk Härdrich, „Manchmal war aber einfach nicht die richtige Zeit.“ Der Versuch in Barsinghausen Windenergie zu etablieren, scheiterte am Widerstand in der Bevölkerung und der Politik, so Härdrich. Die Zeiten hätten sich dahingehend rapide geändert. Heute sei Windkraft eher akzeptiert. Genau so sehe es bei der Solarenergie aus. Auf dem Klärwerk und dem Wasserwerk haben die Stadtwerke Solaranlagen installiert, mit Wohnungsgesellschaften werden Gespräche geführt, um auch Wohnhäuser mit Sonnenenergie zu versorgen. „Hier würden wir uns freuen, wenn wir bei neuen Baugebieten miteinbezogen würden, um Versorgungskonzepte erstellen zu können“, so Härdrich.
Auch E-Mobilität werde für die Stadtwerke Thema bleiben. Nach der Installation zweier E-Ladesäulen, prüfen die Stadtwerke, an welchen Stellen die Infrastruktur weiter sinnvoll ausgebaut werden kann. „Hier suchen wir Standorte, an denen die Menschen längere Zeit bleiben, wie im Deisterbad und der Innenstadt“, so Möller, „Für Hausbesitzer bieten wir Wallboxen an, für Bürger ohne eigene Garage, möchten wir daher andere Möglichkeiten schaffen.“
Für die Zukunft sei wichtig, dass die Barsinghäuser Stadtwerke weiter Kooperationen eingehen, um gegen die großen Energieanbieter zu bestehen. „Wir arbeiten bereits mit Landwirten und anderen Wasserverbänden zusammen. Außerdem ist uns wichtig, dass wir Aufträge innerhalb des Ortes vergeben und für unsere Kunden immer vor Ort ansprechbar sind. So bleibt das Geld im Ort.“ Froh sind alle, dass endlich ein neues Wasserwerk in Eckerde gebaut wird. „Da hätte ich mir gewünscht, dass wir da schon weiter wären. Aber es hat sich leider hingezogen“, so Bohrßen. Ein großes Plus für die Stadtwerke sei, dass sie Förderrechte für das Grundwasser in Eckerde und die Quellen im Deister hat. In den letzten Jahren wurde das Wasser aus dem Deister aber stetig weniger, so dass ein leistungsstarkes Wasserwerk in Eckerde für die Ortschaften in den langen trockenen Sommern immer wichtiger wird.
Härdrich, Möller und Borßen können sich gegenseitig nur eine gute und faire Zusammenarbeit bestätigen. Nicht immer war man sich einig, doch man sei stets freundschaftlich miteinander umgegangen. Dies empfehlen sie auch dem neuen Aufsichtsrat, der Ende des Jahres aufgestellt wird und dem neuen Geschäftsführer Shteryo Shterev, der im Sommer das Ruder übernehmen wird.
Unglücklich zeigten sich die Stadtwerke hingegen bei der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Bürgermeister Marc Lahmann. Die Kommunikation mit der Verwaltung sei zu dieser Zeit schlecht gewesen. „Es hat nichts mit der Partei zu tun. Wir sind aber froh, dass sich Henning Schünhof als Bürgermeister nun auch selbst über die Stadtwerke informiert und ein offenes Ohr hat“, so Möller.
Schade sei auch, dass die angebliche Dienstwagenaffäre, die unter Lahmann aufkam, nun von einigen Mitgliedern des Rates wieder aufgegriffen wird. Möller kritisiert, dass gerade Torsten Holzhausen, Leiter der Stadtentwässerung und technischer Leiter der Stadtwerke, in den Fokus genommen wurde. Die Diskussion wurde zuletzt von Kerstin Beckmann, Aktiv für Barsinghausen, wieder auf den Tisch gebracht. Beckmann kritisierte die nicht nachvollziehbare Notwendigkeit für einen Dienstwagen für Holzhausen. „Die Entscheidung über seinen Arbeitsvertrag wurde vom gesamten Aufsichtsrat beschlossen“, so Möller, „An den ganzen Vorwürfen ist nichts dran und das haben wir auch bewiesen.“ „Wir möchten Kerstin Beckmann, oder anderen Ratsmitgliedern, keine Kritik absprechen, aber die Art und Weise der öffentlichen Diskussion schade den Stadtwerken, da diese in ein schlechtes Bild gerückt werden, findet Möller. Er hätte sich mehr Loyalität für die Stadtwerke gewünscht, mit der Kritik an das Unternehmen herangetragen wurde. „Die Stadtwerke dürfen kritisiert werden“, findet Härdrich, „Wir stehen da auch allen Fragen offen gegenüber und beantworten diese.“
Abschließend wünschten die drei Herren dem neuen Geschäftsführer viel Erfolg. Sie hoffen, dass er die Projekte umsetzen kann, die sich in den letzten zehn Jahren nicht umsetzen ließen. „Die Windenergie hätte ich gerne angepackt, aber ich denke, dies ist ein Thema für die jetzige Generation“, so Möller. Bohrßen schließt mit den Worten: „Wir haben die Stadtwerke gut aufs Gleis gesetzt, jetzt kann die Fahrt aufgenommen werden.“