Wennigsen.
Die Wennigser Hauptstraße ist derzeit eine riesige Baustelle und wir grundsaniert. Das ist hinlänglich bekannt und ist kaum zu übersehen. Aber Wennigsens zweitgrößte Baustelle ist weit weniger bekannt: der Wasserpark. Vor rund 20 Jahren wurde das damalige Freibad in ein Naturbad umgewandelt, die Kommune gab die Regie an einen Betreiberverein. In den letzten Jahren gab es dann nur noch Probleme, zeitweilig wurde der Betrieb eingestellt aufgrund der vom Gesundheitsamt wöchentlich vorgeschriebenen Kontrollen und deren Ergebnissen. Seit gut vier Wochen ist vom Naturbad wenig übriggeblieben, dafür sieht man statt des Wassers nun Bagger, Beton und Kanäle.
"Jeden Tag, wenn ich hierherkomme, denke ich: ich glaube es nicht", gesteht die Vorsitzende des Betreibervereins, Sigrid Röhrbein die Lage. Die Bilder und das Video vermitteln wohl einen Eindruck. Aber warum passiert das alles?
"Wir hatten Probleme mit der Wasserqualität und haben in den letzten Jahren versucht, das in den Griff zu bekommen", ist Röhrbein offen. Seit zwei Jahren überlege man, was zu tun sei. "Im vergangenen Jahr hatten wir öffentliche Mittel für die Sanierung beantragt. Die EU-Fördergelder sind ausgeblieben, aber zum Glück ist die Gemeinde mit 750.000 Euro eingesprungen", ist die frühere SPD-Fraktionsvorsitzende den heutigen Ratsmitgliedern sehr dankbar. Dazu seien 110.000 Euro von der Region für die Außenanlagen und 100.000 Euro vom verstorbenen Hermann Knölke für den Förderverein geflossen, die auch dem Bad zugutekommen sollen. "Das Geld brauchen wir auch", ist sich Röhrbein sicher. Am Jahresende soll alles soweit fertig sein, die Außenanlagen könnten auch noch im Frühjahr folgen. Der Sommer 2021 soll wieder "normal" laufen. Dafür wurden auch Abstriche gemacht: eine geplante Naturbühne wird aus Kostengründen nicht realisiert.
"Das ist ein Quantensprung von der Technik her", zeigt sich Röhrbeins Stellvertreter Martin Dankert begeistert. Der Regenerationsteich als solcher werde umgewandelt in eine Art Kies-Trichter. "Dadurch haben wir keine große wasserführende Oberfläche mehr, die die Vögel anzieht und möglicherweise Fäkalien einträgt", erläutert Dankert die Veränderung. Der gesamte Wasserlauf wird durch neue Schächte und Kanäle geregelt. "Wir haben hier Altlasten der 50er-Jahre entdeckt, es gab für das Gelände weder Leitungs- noch Rohrpläne", beschreibt er die Schwierigkeiten. Künftig werden Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich komplett getrennt - auch technisch. "Wir können Wasser zuführen und abstellen an vielen verschiedenen Stellen", erklärt Dankert.
Auch neu gemacht wird der Spielbereich für die Kinder. "Wir wollen das konzentrieren und insgesamt vergrößern", verspricht Röhrbein. Ein zweites Wasserspiel werde angeschafft, das Schachbrett ist bereits umgezogen. Auch die Liegefläche werde in Richtung Ortskern erweitert, da das Regenerationsbecken nun weniger Platz benötige. Künftig wird es auch einen behindertengerechten Zugang zum Schwimmbecken geben. "Ein Lift unterstützt behinderte Personen und den Schwimmmeister dabei", erklärt Martin Dankert.
Ärgerlich sei, dass die im Nichtschwimmerbereich vor drei Jahren für 55.000 Euro verlegte Folie wieder entfernt werden müsse. "Der Hersteller wollte aufgrund der Arbeiten am Bad keine Garantie mehr geben - so sind wir schweren Herzens gezwungen, die alte Folie zu entfernen und erneuern zu lassen", zeichnet Sigrid Röhrbein die teure Entscheidung nach.
Auch auf neue Umkleiden und einen neuen Sanitärbereich werden die Gäste noch warten müssen. "Wir wollen das hier erstmal abarbeiten und dann weitersehen. Es muss auch leistbar bleiben", betont Martin Dankert.