Springe.
Obwohl es beim Antreten zum traditionellen Königsschießen der Schützengilde noch nicht zu erwarten war, so traten doch mehr Schützen vor die Scheiben, als beim letzten Mal. Deshalb fiel es auch nicht sofort auf, dass ein König zuviel gekrönt wurde. Eine Besonderheit in den Regularien des Traditionsschießen führte dazu.
Samstag 15 Uhevorm Schützenhaus: Nachdem sich geklärt hatte, dass einige Königsanwärter erst verspätet eintreffen können, läßt Heinrich Schwarze als Vorsitzender persönlich die Anwesenden auf dem Hof des Schützenhauses antreten - links die Schützen, rechts das Spielmanns- & Hörnerkorps. Letzteres schießt schon seit einigen Jahren seine eigenen Könige aus. Wie immer eröffnet es auch die Veranstaltung mit klingendem Spiel. Nach kurzer Ansprache des Vorsitzenden wünscht man sich gegenseitig gut Schuß und tritt vor die Scheiben, wobei sich die Wartenden mit Kaffee und Kuchen stärken und nach dem Schießen sich schon mal das erste Bier gönnen. Langsam füllt sich das Schützenhaus und einer nach dem anderen geht auf den Schießstand. Dieses Jahr wird mit dem Luftgewehr auf Teiler geschossen, das heißt der beste Treffer zählt.
Rechtzeitig zu 18 Uhr sind die Ergebnisse ausgewertet, man tritt wieder vorm Schützenhaus an und die Ergebnisse werden vom Schießmeister verlesen. Bei den Spielleuten gewinnt bei den Jüngsten mit dem Lasergewehr Zoe Waibel vor Miriam Limbeck, bester bei den Erwachsenen nicht zum ersten Male Peter Steinke. Danach kommen die Schützen dran und die neuen Amtsträger erhalten ihre Ketten vom Vorgänger umgehängt: Laserkönig wird Jayden Schultz-Schubert (Kette konnte noch nicht übergeben werden, lag zuhause), Schülerkönig David Kumlehn, Schützenkönigin Kerstin Eickhoff, Alterskönigin Brunhild Kumlehn, Schützenkönig Stephan Cherek, Alterskönig Michael Förster (Es fehlt irgendwie die Kette), Seniorenkönig Manfred Dombrowski (der Großvater der ersten Kinderkönigin des Bürgerkönigsschießen).
Es folgten die üblichen Fotos der Könige für die Chronik, anschließend wurden die errungenen Titel im Schützenhaus begossen - nur die Alterskönigskette blieb verschwunden, obwohl sich einige erinnerten, sie mal getragen zu haben. Nur langsam lüftete sich der Schleier über der verschwundenen Kette, denn es folgte ein Toast auf den anderen.
Die Auflösung liegt in einer kleinen Besonderheit im traditionellen, aber nicht gerade gendergerechten Reglement: Ab 21 Jahren kann auf Schützenkönig beziehungsweise -königin geschossen werden. Bis 2013 waren die Männer mit 55 Jahren dafür zu alt und die Frauen bereits mit 50, ab 2014 wurde diese Grenze auf 65 für Männer und 60 für Frauen angehoben. Irgendwie erstaunlich, dass die Frauen ihr fünf Jahre früheres Altern bislang so widerspruchslos hingenommen haben. Vielleicht liegt es auch daran, dass dies mit dem Titel Alterskönigin geschickt kaschiert wird, denn bei den Herren heißt es dann schon seniler Seniorenkönig. In den letzten Jahren mit mehr Gleichberechtigung führte dies halt immer mal wieder zur Verwechslung der Vorsilbe der Titel. Bis hin zur Presse wurden dann die Betroffenen auch schon mal Alterskönig und -königin, bzw. Seniorenkönig und -königin betitelt, in beliebiger Mischung der Vorsilben.
Und jetzt -rechtzeitig vorm 125jährigen- gibt es noch eine neue lustige Anekdote für die Chronik: "Unser 51-jähriger Festleiter wird - nach dem Passieren der ehemaligen Altersgrenze für Frauen - König mit der Vorsilbe für Frauen, also irrtümlich zum Alterskönig gekrönt. "Dafür ist aber eindeutig zu männlich und zu jung." erklangen erste Proteste. Die Schützengilde und der König nehmen den Vorfall mit Humor: Natürlich wird er diesen im wahrste Sinne des Wortes einmaligen Titel behalten und auch einen passenden Orden bekommen.
"Wir alle werden uns einen Spaß daraus machen, diese Krönung gebührlich zu feiern. Ist doch passend, dass es unseren Festleiter erwischt hat, der immer gut zu feiern versteht. Bleibt die Frage, ob er uns beim Wecken wegen des weiblich geprägten Titel im Schottenrock empfängt", freut sich Pressewart Heiko Eppens über diese lustige Anekdote.