Laatzen. Nach langjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit als Schiedsmann wurde Peter Glies vergangenen Freitag offiziell aus seinem Amt verabschiedet. Gemeinsam mit Bernd Stuckenberg, Ortsbürgermeister Laatzen, dankte Laatzens Bürgermeister Kai Eggert dem 77-jährigen, der seit über 40 Jahren in Laatzen lebt und sich in dieser Zeit in vielen Ehrenämtern engagiert hat. Er war nicht nur 22 Jahre Ortsratsmitglied und zwei Jahre Ratsmitglied, sondern viele Jahre für Alt-Laatzen und Laatzen-Mitte als Schiedsperson zur außergerichtlichen Streitschlichtung tätig. .
Glies blickt auf eine erfolgreiche Zeit zurück: "In gut 80 Prozent der Fälle konnte ich eine Einigung erreichen." Bernd Stuckenberg ergänzt, dass es sicherlich seiner besonnenen und verbindlichen Art zu verdanken ist.Ende 1999 wurde Peter Glies im Rat als Schiedsmann gewählt und trat sein Ehrenamt im März 2000 an. "Ich bin sehr viel offener geworden. Als ich anfing, war ich sehr verschüchtert", gesteht der pensionierte Elektromeister.
Schiedspersonen werden für eine Dienstzeit von fünf Jahren gewählt und üben als ein Organ der Rechtspflege ihre ehrenamtliche Aufgabe als Schlichter bei bestimmten strafrechtlichen Delikten und bei zivilrechtlichen Streitigkeiten aus. Bei Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verletzung des Briefgeheimnisses, Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung kann sogar erst Privatklage des Verletzten vor dem Strafgericht erhoben werden, wenn ein Sühneversuch vor dem Schiedsmann erfolglos geblieben ist. Oft sind Nachbarschaftsstreits die Anlässe, aus denen Menschen sich an eine Schiedsperson wenden. Glies berichtet von einem Fall, bei dem einer der Nachbarn sein Haus sogar schon verkauft hatte, als es doch noch zu einer Schlichtung kam, und sich im Nachhinein wünschte, viel früher den Schiedsmann hinzugezogen zu haben.
In den rund 200 Fällen, die Glies während seiner 22 Jahre Amtszeit bearbeitet hat, gab es kein allgemeingültiges Muster: "Tricks und Kniffe gibt es nicht - jeder Fall ist ganz unterschiedlich."
Selten kam es zu bedrohlichen Situationen. Dann hat Glies sich Amtshilfe von der Polizei dazu geholt. Belastet haben ihn die Verhandlungen nicht sehr: "Ich bereite mich auf die Fälle gut vor, daher weiß ich, was auf mich zukommt."
Einmal musste er sogar eingreifen, als zwei Schwestern sich vor dem Schiedsamt stritten. "Plötzlich nahm eine die Handtasche und schlug nach der anderen. Da musste ich die beiden erstmal auseinanderkriegen."
Die Frage des Bürgermeisters, ob sich in den vielen Jahren die Art der Fälle oder die Art der Antragsteller verändert hätten, verneint Glies. "Es sind alle Altersstufen und Arten von Menschen vertreten." Dass viele Menschen sich nicht ohne Hilfe miteinander einigen können, wundert ihn nicht. "Es geht einfacher, wenn eine neutrale Person dabei ist."
In Laatzen gibt es drei Schiedsmänner und Schiedsfrauen, die jeweils für die Bereiche Alt-Laatzen und Laatzen-Mitte, Grasdorf und Rethen sowie Gleidingen und Ingeln-Oesselse zuständig sind. Sie unterliegen der Rechtsaufsicht durch das Amtsgericht.