Hannover. Die gehäuft auftretenden Lieferengpässe von Arzneimitteln müssen priorisiert bekämpft werden – dazu fordern die Mitglieder der Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) das Bundesgesundheitsministerium auf. Es sei dringend geboten, dieser Gefährdung von Patienten entgegenzuwirken, so die parlamentarische Vertretung der rund 45.000 niedersächsischen Ärztinnen und Ärzte anlässlich ihrer Sitzung am 22. April..
Beinahe 500 Meldungen zu Lieferengpässen von Arzneimitteln dokumentiert die Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukt (BfArM) derzeit – ein großes Risiko für die Patientensicherheit, wie die Kammerversammlungsmitglieder kritisieren. Insbesondere Antibiotika, Krebsmedikamente und Herz-Kreislauf-Medikamente seien davon betroffen. „Sind bestimmte Medikamente nicht verfügbar, können den Patienten in bestimmten Fällen nur Ersatzpräparate angeboten werden, die eventuell weniger wirksam sind, aber bisweilen auch nicht vertragen werden“, kritisieren Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, und Vizepräsidentin Dr. med. Marion Charlotte Renneberg. Bei einzelnen Wirkstoffen stünden allerdings keine Alternativen zur Verfügung, deshalb drohten Versorgungsengpässe, die auch den Behandlungserfolg von Patienten gefährden könnten.
Die Delegierten der Kammerversammlung fordern das Bundesgesundheitsministerium deswegen nachdrücklich auf, Lieferwege transparent zu gestalten, Produktionsstätten in Europa zu fördern sowie Reserven aufzubauen und vorzuhalten. Die Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen verabschiedete am 22. April einstimmig die folgende Resolution:
„Maßnahmen gegen den Medikamentenengpass priorisieren!
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt es aktuell bei 467 Medikamenten Lieferengpässe. Die Zahl der Engpässe ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Betroffen sind unter anderem Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen und Antibiotika, aber auch Asthma- sowie Cortison-Präparate. Der Interessenverband Pro Generika nennt auch Herz-Kreislauf-Medikamente, Schmerzmittel und Antidepressiva, die immer wieder knapp würden. Besonders der monatelange Mangel an Fiebersäften und Antibiotika war bis dato in dieser Form unbekannt – allein dieses Merkmal sollte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bewegen, sich der Beseitigung dieser Engpässe zuerst zuzuwenden.“