Barsinghausen/Region. Beim ambulanten Hospizdienst „Aufgefangen“ hat ein Ausbildungskurs nun seinen Abschluss gefeiert. Zehn neue ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen werden nun sterbende Menschen und ihre Familien in Barsinghausen, Wennigsen, Ronnenberg und Gehrden begleiten. Der Verein hat in diesem Jahr aber noch mehr vor..
Seit 2003 kümmert sich der Verein „Aufgefangen“ um die Themen Sterben, Tod und Trauer und versucht, diese Tabuthemen den Menschen näher zu bringen, denn es sind Themen, die jeden Menschen in seinem Leben einmal begegnen. In 80 Stunden haben die neuen Ehrenamtlichen sich mit Selbsterfahrung, Gesprächsführung, dem Umgang negativer Gefühle, Trauermodellen, Haltung des Hospizes und Netzwerken und dem Hospiz vor Ort auseinandergesetzt. „Uns wurde viel Fachwissen vermittelt, und wir fühlen uns nun gut vorbereitet, um in die Trauerbegleitung zu gehen“, so eine Teilnehmerin. Trotz des schweren Themas habe die Gruppe bei der Ausbildung viel gelacht und sei richtig zusammengewachsen. „Die Leichtigkeit des Seins wurde trotz des Themas immer beibehalten.“
Viele Menschen haben den Wunsch zu Hause zu sterben
„Wir begleiten Sterbende und auch ihre Familien“, erklärt Koordinatorin Bärbel Oppermann. „Wir wissen nicht, wie es ist zu sterben, und es ist auch für jeden Menschen individuell. Wir sind einfach dabei und begleiten in dieser Phase des Lebens.“ Auch nach dem Tod des Familienmitglieds bleiben die Sterbebegleiterinnen auf Wunsch bei den Familien. Wichtig ist dem Verein dabei, dass die Begleitung kostenlos ist und jeder diese Hilfe in Anspruch nehmen kann, egal woher jemand kommt oder welche Religion er hat. Spenden nimmt der Verein aber gerne an. Neben der Tätigkeit als Sterbebegleiter können Interessierte auch als passive Mitglieder dem Verein beitreten und unterstützen.
Männer trauern anders
In diesem Ausbildungskurs waren ausschließlich Frauen dabei, Männer seien leider seltener dabei. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Männer anders trauern“, so Oppermann. „Sie setzen sich nicht in dieser Form mit Trauer und Gefühlen auseinander.“ Der Verein bietet daher auch ein Trauer-Café für Männer an, bei dem zusammen gekocht und auch mal bei einem Bier einfach geredet wird. „Manche Menschen fragen gezielt nach männlichen Trauerbegleitern. Bei langen Krankheitsverläufen sind manche vielleicht die vielen Frauen aus der Pflege und den Krankenhäusern leid“, so Oppermann. Generell ist aber die Erfahrung, dass den Trauerbegleitern Dinge erzählt werden, mit denen die Betroffenen nicht mit ihrer Familie sprechen möchten, oder sie nicht noch zusätzlich damit belasten möchten. Der Verein begleitet pro Jahr etwa 120 Familien.
Warum wird man Trauerbegleiter?
Die Gründe, warum sich die zehn neuen Trauerbegleiterinnen für die ambulante Trauerarbeit entschieden haben, sind vielfältig. „Ich möchte einfach Liebe weitergeben“, erklärt eine Teilnehmerin. „Ich habe privat in der Familie und Freunde beim Sterben begleitet und wollte dies nun auch in der Rente für andere Menschen tun“, erklärt eine andere Teilnehmerin. „Nachdem mein Mann gestorben ist, habe ich den Wunsch entwickelt, andere Menschen auf diesem Weg zu begleiten, damit niemand damit allein ist – sich seine Menschlichkeit bewahrt“, so eine weitere frische Sterbebegleiterin. Oppermann und ihr vierköpfiges Koordinatoren Team führen mit allen interessierten Ehrenamtlichen Gespräche, um zu prüfen, ob sie für diese Tätigkeit und die Ausbildung geeignet sind. Nach der Ausbildung kann jeder selbst entscheiden, mit wie vielen Stunden und wann er sich beteiligt. Derzeit sind etwa 60 Ehrenamtliche für den Verein tätig. Um das Erlebte zu verarbeiten und Erfahrungen auszutauschen, gibt es regelmäßige Reflexionstreffen.
Weitere Termine:
Das sogenannte Lebenshaus des Hospizdienstes „Aufgefangen“ in der Hinterkampstraße 14 in Barsinghausen wird am 12. Oktober, zum Welt-Hospiz-Tag, seine Türen für einen Tag der offenen Tür öffnen. Ab 11 Uhr wird es dann eine Ausstellung, Informationen, eine Führung, Essen und Trinken geben, um den Verein bei einem lebendigen Fest weiteren Interessierten vorzustellen.
Am 10. November ist um 15 Uhr in der Petrusgemeinde ein Gedenkkonzert für alle Angehörigen geplant.
Im Herbst 2024 soll auch eine geschlossene Trauergruppe starten.
Der nächste Ausbildungskurs wird im Herbst 2025 starten. Interessierte dürfen sich gerne schon jetzt melden.