Barsinghausen. Der Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban absolviert derzeit Praktika bzw. Hospitationen, bei denen er jeweils einen Tag in zwölf verschiedenen ortsansässigen Unternehmen und Institutionen verbringt. Am Donnerstag freute sich der Familienbetrieb Rochus über Kubans Besuch. Es wurden nicht nur Hammer und Meißel geschwungen, sondern auch über das Handwerk und Probleme bei der Nachwuchsgewinnung gesprochen..
1895 wurde der Bildhauerbetrieb gegründet und wird bereits in der 5. Generation geführt. Befand sich der Betrieb wegen der Anlieferung der schweren Steine zunächst direkt an der Bahnlinie, ist der Betrieb seit 1926 in der Stoppstraße 44 zu finden und damit nur einen Steinwurf des Ursprungortes entfernt.
Der Familienbetrieb gestaltet Grab- und Gedenksteine und macht auch Denkmalrestaurierungen und Bildhauerarbeiten. Die Bauabteilung erarbeitet u.a. Treppen, Natursteinmauern, Gartenobjekte und Küchenarbeitsplatten und Waschtische. Der Bundestagsabgeordnete hat sich für einen Tag mit Hammer und Meißel versucht und das Naturprodukt Stein, aber auch alle anderen Umstände, die die Branche und den Betrieb betreffen kennengelernt.
Das Arbeiten mit Stein braucht viel Erfahrung
„Man muss sein Material kennen“, erklärt Janek Mietzke, Betriebsleiter und Steinmetzmeister, „Sein Werkzeug kennen und sich natürlich entsprechende Technik aneignen.“ Jeder Stein sei anders, Risse im Stein bei einer Hörprobe erkennbar. „Wenn die Ecke ab ist, dann ist sie ab. Das kann dann schon teuer werden.“ Viele Auszubildende merkten nach 6 Monaten, dass der Job körperlich sehr anstrengend sein kann, erholten sich dann aber schnell wieder. „Es braucht Erfahrung, um die zielführenden Techniken zu erlernen - nur mit Kraft draufhauen hilft nicht weiter.“ 40 Prozent der Auszubildenden beenden in der Branche ihre Ausbildung vorzeitig. „Wir sind davon glücklicherweise nicht betroffen, hier ziehen die Azubis durch. Es gibt neben Arbeitstechniken ja heutzutage auch viele Geräte, die einem die schweren Arbeiten abnehmen. Den Bandscheibenvorfall holt man sich da eher im Büro“, erklärt Vater Gerald Rochus, Steinbildhauermeister und bis 2023 Firmenchef.
„Wir haben gebetet“ – Azubis sind rar gesät
Auch wenn die Auszubildenden dem Familienbetrieb Rochus treu bleiben, muss aber ersteinmal ein Bewerber gefunden werden. „Wir haben gebetet und es hat geholfen“, so Rochus. Mit Marcellino Kunter wurde zum 1.8. ein neuer Azubi gefunden. Kuban erfährt im Gespräch, dass es aufgrund der wenigen Auszubildenden bundesweit nur wenige Berufsschulen und Meisterschulen gibt. Die Azubis müssen oft auf eigene Kosten zum Steinmetzzentrum Königslutter. „Meisterprämien sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich“, bedauert Uwe Spiekermann, Vertreter Steinmetzinnung Landes- und Bundesverband, „Das kann weitere Azubis abschrecken.“ Laut Spiekermann haben die Steinmetze keine starke Lobby: „Jeder arbeitet fleißig vor sich hin und hat viel zu tun.“ Das Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten wurde daher gerne genutzt.
„Stein kann ein gnadenlos ehrliches Material sein.“
Tilman Kuban arbeitete selbst an einem Stein und schaute sich auch den Betrieb an. „Stein kann ein gnadenlos ehrliches Material sein“, erklärt Mietzke, „Aber es macht viel Spaß die individuellen Kundenwünsche zu berücksichtigen. Man hat viel Kontakt zu Menschen. Ist viel in der Natur und begleitet ein Projekt vom Anfang bis zum Ende. Stein ist ein Produkt, dass bleibt.“
Auf seiner Reise wird der Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban noch weitere Betriebe aus verschiedenen Branchen besuchen.