Hannover. In den frühen Morgenstunden endeten am Mittwoch, 27. September, bundesweite Verkehrskontrollaktionen der Polizeibehörden zur gemeinsamen Bekämpfung des Kriminalitätsphänomens Geldautomatensprengungen. Koordiniert durch die darauf spezialisierte Task Force im Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen hatten sich für die dritte Fahndungs- und Kontrollaktion dieser Art die Bundesländer Niedersachsen, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein und die Bundespolizei in Hannover, Koblenz und Stankt Augustin angeschlossen..
Rund um - aus polizeilicher Sicht - besonders gefährdete Bereiche waren seit dem 24. September jede Nacht verstärkt mobile Streifen und zivile Kräfte im Einsatz. Mit Erfolg: Bundesweit wurden mehr als 8000 Fahrzeuge kontrolliert und 77 Personen festgenommen. Gegen sie lagen Haftbefehle jedoch ohne Bezug zum Phänomen Geldautomatensprengungen vor (u.a. Festnahme nach Einbruch, illegaler Aufenthalt). Zusätzlich wurden 239 Strafanzeigen gefertigt und 197 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei den Feststellungen aus anderen Phänomenbereichen handelt es sich überwiegend um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Verkehrsverstöße, Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz und Schleusungen.
Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, sagt:
"Von dieser bundesweiten polizeilichen Allianz geht ein starkes Signal aus. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Mit Entschlossenheit gegen das Phänomen Geldautomatensprengungen vorzugehen. Dazu analysieren wir das Vorgehen der Täter ganz genau und entwickeln Gegenmaßnahmen über Ländergrenzen hinweg.
Kontrollaktionen wie diese sind ebenso Teil der Bekämpfungsstrategie wie Prävention und Beratung. Die Täter agieren skrupellos und gefährden mit jeder Tat Unbeteiligte. Unser konsequentes und länderübergreifendes Handeln zeigt jedoch Wirkung. Die Fallzahlen in Niedersachsen liegen deutlich unterhalb des Vorjahresniveaus! Dennoch ist die Zahl der Sprengungen nach wie vor zu hoch, jede Sprengung ist eine zu viel. Aus diesem Grund verfolgen wir die Täter auch weiterhin mit Hochdruck."
Bundesweit war die Anzahl der Geldautomatensprengungen im vergangenen Jahr so hoch wie nie zuvor: 496 Taten weist das deutschlandweite Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) 2022 aus. In 2023 bewegen sich die Fallzahlen bisher auf ähnlich hohem Niveau. Die Täter gehen bei der Tatbegehung, aber auch auf der Flucht rücksichts- und skrupellos vor. In nahezu allen Fällen verwenden sie Festsprengstoffe, durch deren hohe Sprengkraft neben den Geldautomaten auch Gebäude erheblich beschädigt, vor allem aber Leib und Leben der anwohnenden Bevölkerung gefährdet sind.
Entgegen des bundesweiten Trends befinden sich die Fallzahlen in Niedersachsen deutlich unterhalb des Vorjahresniveaus. Insgesamt 29 Taten wurden in 2023 polizeilich registriert, das sind 52 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben allerdings auch gezeigt, dass es immer wieder zu Schwankungen auch in diesem Phänomenbereich kommen kann.
"Es werden weiterhin intensive Anstrengungen aller Akteure erforderlich sein, um dieses Phänomen nachhaltig zu bekämpfen. Dabei muss allen bewusst sein: Die Polizei kann weder jede Nacht mit einem Großaufgebot von Kräften die Autobahnen kontrollieren, noch stets überall sein, wo ein Geldautomat aufgestellt ist.
Deshalb ist und bleibt die wirkungsvolle Sicherung der Geldautomaten durch die Banken unerlässlich", sagt Friedo de Vries, Präsident des LKA Niedersachsen.
An den am Mittwoch beendeten Kontrollaktionen waren in Niedersachsen Einsatzkräfte des LKA Niedersachsen, der Zentralen Polizeidirektion (ZPD) sowie aus den Polizeidirektionen Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück beteiligt. Sie kontrollierten in den drei Nächten insgesamt rund 1400 und mehr als 2000 Personen.
Hinweis für Medienvertretungen: Die Gesamtbilanz der örtlich zuständigen Polizeidirektionen Hannover, Göttingen, Braunschweig, Osnabrück, Oldenburg und Lüneburg erhalten Sie in den jeweiligen Pressestellen.
Im LKA Niedersachsen wurde deswegen bereits Anfang des vergangenen Jahres eine interdisziplinäre Task Force Geldautomatensprengungen eingerichtet, in dem insbesondere die Bereiche Ermittlungen, Analyse, Einsatz, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit zusammenwirken. Niedersachsen verfolgt damit einen ganzheitlichen Ansatz und hat seine Bemühungen in der Bekämpfung des Phänomens insgesamt deutlich verstärkt. Eine besondere Bedeutung kommt dabei sowohl einer zentralen Sachbearbeitung in den Polizeidirektionen, als auch bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück, einem engen Austausch mit den anderen hauptbetroffenen Bundesländern und einer engen Zusammenarbeit mit den Niederlanden zu.