Wennigsen. Und plötzlich stand der Insolvenzverwalter mit den Kündigungen in der Tür. Die Mitarbeiter sind schockiert von der Entwicklung des „Sozialen Kaufhauses“ Domäne in Wennigsen und fühlen sich allein gelassen. Möglicherweise gibt es aber Licht am Ende des Tunnels..
Wie eine Familie sitzen die Mitarbeiter gemeinsam am Tisch und trinken Kaffee, der Schock über die Kündigungen am Vortag sitzt noch tief. Dass die Lage um das Sozialkaufhaus nicht rosig war, war spätestens Anfang Juni klar, als Geschäftsführer Thomas Bock die Insolvenz einreichte und dies eine Woche später seinen Mitarbeitern erzählte. „Seid dem herrschte große Unsicherheit, gerade weil wir nicht weiter informiert wurden“, so die Mitarbeiter. Seit Juni seien keine Gehälter mehr geflossen. „Doch wir haben alle zusammen weitergearbeitet und haben den Laden am Laufen gehalten – täglich von 9.30 Uhr bis 18 Uhr. Keiner hat krank gemacht.“ Besonders kritisieren die Mitarbeiter, dass der Geschäftsführer sie nicht über die genaue Lage informierte. „Wir mussten alles selbst rausfinden. Selbst die Nummer des Insolvenzverfahrens mussten wir selbst recherchieren, damit wir unsere Anträge an die Arbeitsagentur geben können.“ Die Mitarbeiter erzählen, dass einige Schulden machen mussten, um die Miete aufzubringen. „Wir sind vom Jobcenter hier untergebracht worden, um fit für den Arbeitsmarkt gemacht zu werden. Jetzt stehen wir wieder ohne Job da.“
„Wir sind traurig und wütend.“
Der Geschäftsführer habe keine Hilfe angenommen, bedauern die Mitarbeiter, die ihm unter die Arme greifen wollten. Schon im letzten Jahr sei die Situation einmal schwierig gewesen, jedoch habe sich die Lage damals stabilisiert, so die Mitarbeiter weiter. „Die Hoffnung, auch dieses Mal die Kurve zu kriegen, blieb bis der Insolvenzverwalter durch die Tür kam und direkt die Kündigungen dabei hatte“. „Wir haben hier alleine gekämpft, damit der Laden läuft. Für unsere Kunden. Wir sind nach der Kündigung mit Tränen in den Augen nach Hause gegangen.“ Nach dem Bericht bei Con-nect.de seien viele Kunden gekommen, da auch sie traurig über das schnelle Ende sind. „Wir würden gerne unser eigenes Sozialkaufhaus weiterführen, das Team schmeißt den Laden hier, wir bräuchten nur Unterstützung.“ Die Mitarbeiter kritisieren auch den Insolvenzverwalter, der auf Kontaktversuche von ihnen kaum reagiere. „Wir sind traurig und wütend.“
Die Domäne war zu schmal aufgestellt
Rechtsanwalt Gerd Honsdorf aus Paderborn ist als Insolvenzverwalter für den Fall zuständig. „Mir macht es auch keinen Spaß Menschen die Kündigung zu überreichen“, erklärt Honsdorf im Gespräch mit Con-nect.de, „Doch es blieb zum jetzigen Zeitpunkt nur die Insolvenz und die Schließung.“ Sowohl Vermieter und Finanzamt seien u.a. nicht mehr bezahlt worden. Honsdorf erklärt, dass die „Domäne Wennigsen gUG“ sehr schmal aufgestellt gewesen sei. Es gab ein Stammkapital von nur 900 Euro, die Löhne wurden durch Fördergelder zu großen Teilen subventioniert. Auch die gestiegenen Energiekosten waren am Ende ausschlaggebend. „Einer der beiden Geschäftsführer ist früh verstorben, da gerät so ein Unternehmen wie das Sozialkaufhaus schnell in Schieflage.“ Er lobt Geschäftsführer Bock, der sehr gut mit ihm zusammenarbeite und sehr kooperativ sei.
Es könnte weitergehen
Der Insolvenzverwalter äußert vorsichtig Hoffnung. Es hätte bereits mit einer anderen sozialen Kaufhauskette Gespräche gegeben, die das Soziale Kaufhaus in Wennigsen möglicherweise weiterführen möchte. „Diese Kette ist auf Secondhand ausgerichtet, als gemeinnützige Genossenschaft besser organisiert und hat bereits mehrere Standorte. Die Geschäftsführung war bei einem Besuch in Wennigsen nicht abgeneigt“, so Insolvenzverwalter Honsdorf. Der Standort sei in der Nähe zum Bahnhof gut, der Vermieter sehr entspannt und an einer soliden Lösung interessiert. „Mich würde es freuen, wenn es an dem Standort, auch als sozialer Treffpunkt, in einigen Monaten wieder etwas geben könnte“, sagt der Insolvenzverwalter. Dies werde jedoch nicht nahtlos geschehen und bedeute für die Mitarbeiter erst einmal die Arbeitslosigkeit. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation positiv weiterentwickelt. Unklar bleibt auch, ob ein neues soziales Kaufhaus auch Arbeitsplätze für die Domäne Mitarbeiter bedeuten.
Mitarbeiter sagen Danke – Türen schließen zum vorerst letzten Mal
Den Mitarbeitern der Domäne hilft dies vorerst nicht. Um 18 Uhr schlossen am Donnerstag die Türen des Kaufhauses zum vorerst letzten Mal. Die Unsicherheit wird für die Mitarbeiter weiter bleiben. „Wir möchten all unseren Kunden herzlich danken und auch den Spendern, ohne die das Soziale Kaufhaus nicht möglich gewesen wäre“, erklären die Mitarbeiter traurig.