Region. Jetzt ist die Zeit, in der sich Eichhörnchen aktiv auf den Winter vorbereiten, weiß Bärbel Rogoschik, die Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde: „Aktuell bauen Eichhörnchen in Bäumen ihren sogenannten Kobel. So heißt ihr Nest, das meistens in einer Astgabel liegt. Dazu ziehen sie Äste kreisförmig zusammen und polstern diese mit Laub aus. Ihr Kobel kann in etwa so groß werden wie ein Fußball. Oft fühlen sich Eichhörnchen aber erst richtig wohl, wenn ihr Nest die Größe eines Medizinballs erreicht. Damit sie besser fliehen können, sorgen sie stets für einen Ein- und Ausgang. Manchmal reicht ihnen aber auch eine Höhle in einem Baumstamm oder ein Nistkasten von einem Kauz, den sie als Kobel umfunktionieren. Die Höhle stopfen sie dann mit Nistmaterial aus, damit sie es richtig kuschelig haben und dort die kalte Jahreszeit verbringen können.“ Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf. Sie fahren lediglich ihre körperliche Aktivität herunter, was bedeutet, dass sie für den Winter ein Depot an Nüssen anlegen und verstecken müssen. Dabei geholfen werden kann ihnen beispielsweise durch das Aufhängen und Befüllen eines Futterautomatens..
„Manchmal können Eichhörnchen dabei beobachtet werden, wie sie in so einem Automaten sitzen, umgeben von lauter Nüssen, als wären sie in einem Schlaraffenland“, erzählt die Artenschützerin. Ein Eichhörnchen-Futterautomat ähnelt einem Nistkasten. Allerdings ist er an der Vorderseite mit einer Acrylglasscheibe ausgestattet, sodass Eichhörnchen all die leckeren Köstlichkeiten sehen können, die sich in dem Kasten verbergen. Kaum hat ein Eichhörnchen das Buffet erspäht, beginnt es auch schon zu experimentieren. Es dauert nicht lange, bis es lernt: Um an das Futter zu gelangen, muss die Klappe an der Oberseite geöffnet werden. Befüllt sein sollte der Automat im Idealfall mit Haselnüssen, Walnüssen oder Bucheckern. Eichhörnchen mögen auch Haferflocken und Sonnenblumenkerne. Wichtig ist, dass sie mit fettreichen sowie ölhaltigen Nüssen und Samen versorgt sind, da sie nur so ausreichend Fettreserven für den Winter anlegen können.
„Manchen Eichhörnchen gefällt es im Automaten so gut, dass sie erstmal eine Weile dort sitzen bleiben“, fährt Rogoschik fort. „Während andere eifrig den ganzen Kasten leerräumen, durch den Garten sausen und irgendwo anfangen zu buddeln, um die ganzen Nüsse schnell als Vorräte für den Winter zu verstecken.“ Ist die Beute erstmal vergraben, sei es wichtig, dass Eichhörnchen sich noch an das Versteck erinnern, sobald es wirklich drauf ankommt – nämlich im Winter, wenn sonst nirgends mehr Nüsse zu finden sind, so Rogoschik: „Der Garten sollte dann nicht mehr umgebaut werden. Bedeutet: Keine Bäume oder Sträucher wegnehmen. Möglichst wenig am Garten ändern, damit das Eichhörnchen genügend Anhaltspunkte hat, um sich später noch gut an die Nuss-Verstecke erinnern zu können.“
„Bevor Bäume im Winter gefällt werden, sollte der jeweilige Baum ganz genau mit einem Fernglas auf Kobel abgesucht werden“, so Rogoschik. Schon häufig habe das Artenschutzzentrum Eichhörnchen aufgepäppelt, die bei einer solchen Maßnahme samt Kobel acht Meter tief oder aus einer noch größeren Höhe hinabstürzten. „Bei einem solchen Sturz kann ein Eichhörnchen, das gerade vermutlich schläft, gar nicht rechtzeitig reagieren, sodass es schwerste Verletzungen davonträgt.“ Ein Eichhörnchen-Futterautomat ist nur eine Möglichkeit, den beliebten Säugetieren über den Winter zu helfen. Eichhörnchen mögen beispielsweise auch Fettblöcke, die normalerweise Vögeln angeboten werden. Generell gilt jedoch wie bei Igel und Co. auch: je naturnaher und wilder ein Garten ist, desto besser ist er für Eichhörnchen geeignet: „Weil es dann viele Versteckmöglichkeiten hat und sein Futter, sofern Bäume wie Buchen, Wal- und Haselnüsse vorhanden sind, selbst finden kann – ohne, dass wir zusätzliche Nahrung anbieten müssen. Ein Garten, in dem viele Bäume stehen, ist das Beste, was einem Eichhörnchen passieren kann“, führt die Geschäftsführerin des Artenschutzzentrums aus. Weil auch Eichhörnchen ausreichend trinken müssen, sollte auch eine Wasserstelle angeboten werden. Aber ebenso wie bei Vögeln, Igeln, Insekten und Co. ist auch bei Trinkplätzen für Eichhörnchen Hygiene das oberste Gebot. Die Schüssel sollte täglich ausgespült werden, damit sich die Tiere nicht gegenseitig mit Krankheiten infizieren.
Nicht alle Gefahren, die auf Eichhörnchen lauern, sind so unsichtbar wie Erreger an der Wasserstelle: „Obwohl es aktuell kaum noch junge Eichhörnchen gibt und die meisten von ihnen mittlerweile sehr geschickt sein dürften, kann es manchmal passieren, dass sie in ein Regenrohr fallen, tief unten im Schacht landen und es alleine nicht mehr heraus schaffen. Wenn das passiert: Direkt die Regenrinne auseinanderbauen und das Eichhörnchen befreien, ehe es vor Stress einen Herzinfarkt erleidet und stirbt.“ Damit es gar nicht erst dazu kommt, lässt sich das Fallrohr mit einem Schutz in Form eines Dachrinnenverschlusses ausstatten. Dadurch werden nicht nur Vögel und Eichhörnchen geschützt, zudem wird eine Verstopfung durch Laub und letztlich das Überlaufen des Rohres verhindert.
Generell gelte auch bei Eichhörnchen, ebenso wie bei Igeln, den Garten aus Sicht des Tieres zu betrachten und hinsichtlich möglicher Gefahrenpotentiale zu prüfen, betont Rogoschik: „Habe ich Gerümpel wie Rohre und Eimer im Garten rumfliegen, an denen sich die oft sehr neugierigen Eichhörnchen schneiden oder sich wie aus einer Falle nicht mehr befreien könnten? Stehen offene Wassertonnen im Garten herum, in die Eichhörnchen hineinfallen und letztlich ertrinken könnten? Dann diese auskippen oder, wie im Sommer auch, zumindest abdecken. Habe ich irgendwo Löcher, in denen ich keine Eichhörnchen haben möchte, beispielsweise in der Fassade oder im Dach? Eichhörnchen werden magisch von Löchern angezogen, da sie diese aufsuchen, um ihr Nest einzurichten und zu überwintern.“ Zudem sollten auf keinen Fall Leimringe für den Insektenschutz an Bäumen angebracht werden: „Eichhörnchen können daran kleben bleiben und das Leid mag man sich gar nicht ausmalen, wenn sich ein Eichhörnchen im Leimring verheddert“, beschreibt die Expertin für Wildtiere. Gleiches gelte für Schutznetze, in denen sich auch Igel oft mit ihren Stacheln verheddern. Auf Mäuse- und Rattengift sei in jedem Fall zu verzichten! Die oft bläulich oder rosa gefärbten Getreidekörner sind nicht nur für Mäuse und Ratten tödlich, sondern ebenso für Haus- und Wildtiere.
„Wir Menschen können ein Stück weit kontrollieren, welche Gefahren wir Wildtieren in unseren Gärten zumuten“, findet die Artenschützerin. Dazu zähle auch, nicht gerade die Katze oder den Hund in den Garten zu lassen, wenn zu sehen ist, wie ein Eichhörnchen emsig Nüsse vergräbt: „Das Tier könnte so sehr ins Buddeln vertieft sein, dass es vom Hund oder der Katze überrascht und demnach nicht schnell genug fliehen und entkommen könnte.“
Wenn ein Eichhörnchen wirklich verletzt oder krank ist, sei das dem Tier laut NABU-Expertin anzusehen: „Dann sitzt oder liegt es meistens nur noch schwach rum, taumelt, atmet hörbar schwer und lässt sich leichter einfangen. Gesunde Eichhörnchen bekommt man nicht zu greifen.“ Im Ernstfall gelte es, das Tier einzufangen und schleunigst zum Tierarzt oder zur nächsten Auffangstation wie dem NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde zu bringen. Aber vorsichtig und zu lange Fahrtzeiten vermeiden, denn ein Eichhörnchen ist alles andere als ein einfacher Patient: „Die Tiere sind schnell gestresst, werden panisch und können dann vor lauter Angst sterben.“ Sie möglichst stressfrei einzufangen, könne sich als Herausforderung gestalten. Rogoschik spricht aus Erfahrung: „Wenn es nicht vermeidbar ist, das Tier zu transportieren, da es so schwach ist, kann zunächst ein Karton drüber gestülpt werden, als würde eine Spinne mit einem Glas eingefangen werden. Dann ist es zunächst dunkel und reizärmer, sodass das Tier eher zur Ruhe finden kann.“ Selbst, wenn das Tier geschwächt ist, sollten Helfende auf ihre Finger aufpassen, denn mit ihren sehr scharfen Zähnen, die Eichhörnchen zum Knacken von Nüssen benötigen, können sie sehr gut zubeißen und schmerzhafte Wunden hinterlassen. Deswegen: Beim Einfangen dicke Lederhandschuhe anziehen!
Bei Fragen einfach Kontakt mit dem NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde aufnehmen: Montags bis freitags ist es von 8.30 Uhr bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 05373-6677 zu erreichen. In Notfällen kann die kostenpflichtige Telefonnummer 0900 11667711 gewählt werden. Tiere sollten niemals ohne Bescheid zu geben vor den Türen der Auffangstation abgestellt werden. Schlimmstenfalls könnten die Lebewesen zu spät bemerkt und nicht mehr gerettet werden. Notfälle nimmt das Team des Artenschutzzentrums nach Vereinbarung zu jeder Tages- und Nachtzeit auf.
Das NABU-Artenschutzzentrum hat für Besuchende während der Sommerzeit täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet und in der Winterzeit von 9 Uhr bis 17 Uhr. Der Eintritt ist für NABU- oder Förderkreismitglieder frei. Alle anderen zahlen eine kleine Gebühr, die das Artenschutzzentrum in die Pflege der Tiere investiert.
Wer Eichhörnchen helfen möchte, kann gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins unter Angabe des Stichworts „Eichhörnchen“ an den NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover, eine ausführliche und reich bebilderte Broschüre des bayerischen NABU-Partners Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) anfordern. Die Broschüre erklärt die Lebensweise von Eichhörnchen und gibt viele praktische Tipps, beispielsweise zum Bau eines Eichhörnchen-Kobelkastens.