Eldagsen/Springe. Die Stadtfeuerwehr Springe hat am Montagabend (12. Juni) einen Teil ihrer neuen Einsatzmittel vorgestellt. Auf dem Schützenplatz in Eldagsen präsentierten die Kameraden Gerätschaften für die Einsatzstellenhygiene, Elektrofahrzeugbrandbekämpfung, Material zur Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, Ersatzstromversorgung und eine große Drohne..
Die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehren werden stetig mehr, dass betrifft auch die Wehren im Stadtgebiet Springe. Stadtbrandmeister Andreas Meyer gab daher einen Einblick in die neue Technik, die die Feuerwehr für ihre Einsätze benötigt, denn die Aufgabenbereiche werden vielfältiger.
E-Autos sind eine neue Herausforderung
Gut zu sehen ist der Wandel bei der Elektromobilität, denn diese stellt die Feuerwehr im Ernstfall vor ganz andere Probleme als bislang. „Löschen können wir ein brennendes E-Fahrzeug genauso schnell wie einen herkömmlichen Verbrenner“, erklärte Stadtbrandmeister Meyer den interessierten Zuschauern, „Jedoch kann sich die Batterie eines E-Fahrzeuges immer wieder entzünden.“ Hat Kraftstoff unter Umständen als Brandbeschleuniger fungiert, welcher abgelöscht wurde, kann sich ein Akku 2 bis 3 Tage lang immer wieder neu entzünden. Er muss für diese Zeit gekühlt werden. Es gibt teure Möglichkeiten mit Wassercontainern, die auch entsprechende Fahrzeuge benötigten, oder eine Art Dorn, der in den Akku gestoßen wird, um ihn von innen mit Wasser zu kühlen. „Eine kostengünstige und einfache Lösung schien uns eine Art Sack zu sein, in den das Fahrzeug nach dem Ablöschen eingepackt wird. Anschließend wird dieser Sack bis zum Akku mit relativ wenig Wasser gefüllt, um ein erneutes Durchzünden des Akkus zu unterbinden.“
Lange Trockenphasen erhöhen Gefahr von Waldbränden
„In den letzten Tagen lag auch Springe beim Waldbrand-Gefahrenindex bei Stufe 4 von 5 – bedeutet hohe Gefahr“, gab Meyer beim Thema Wald- und Vegetationsbrände zu bedenken.“ In Springe gäbe es keinen großen Fluss, oder See, was die Feuerwehr gerade im Deister vor Probleme stelle. Jede Ortswehr sei mittlerweile mit entsprechendem Gerät ausgerüstet, um auf Vegetationsbrände zu reagieren. So stehen Sägen, Schaufeln, Feuerpatsche, Äxte, Laubbläser usw. zur Verfügung. „Bei den Schläuchen geht es zurück zu altbewährtem – „undichten“ Schläuchen. Diese durchnässen und fangen auch in Asche nicht selbst an zu brennen.“ Mit einem Wassersack auf dem Rücken, kleinen Schläuchen und leichter Einsatzkleidung können die Kameraden auch in unwegsamem Gelände gut agieren. „Niemand bekämpft einen Waldbrand, sondern man will den Brand eher stoppen.“ Dabei soll auch Technik helfen, die Wasserwände ermöglicht. „Seit drei Jahren beschäftigt uns das Thema. Jedoch macht uns die Wasserversorgung im Deister sorgen. Wir streben Kooperationen mit Landwirten und den Forsten an, doch auch die haben Wasser nicht einfach so gelagert“, so der Stadtbrandmeister.
„Feuerkrebs“ verhindern
Auch der Eigenschutz ist bei der Feuerwehr ein Thema. Feuerwehren in anderen Ländern hätten das Thema schon früher erkannt, doch auch in Deutschland werde das Thema Kontamination immer stärker angegangen. Um Schadstoffe, die sich im Einsatz in der Einsatzkleidung absetzen, nicht mit in die Fahrzeuge und bis nach Hause zu schleppen, gibt es Möglichkeiten der Reinigung vor Ort. In jedem Fahrzeug liegen Sets mit Wechselkleidung. Eine eigene Hygienekomponente ermöglicht das Waschen in einem Anhänger, oder Waschstationen in Zelten, wenn gleich mehrere Einsatzkräfte dekontaminiert werden müssen. „Früher hat es den Begriff „Feuerkrebs“ gegeben, denn gerade Feuerwehrleute sind aufgrund der Schadstoffe verstärkt an Krebs erkrankt“, erinnert Meyer an die Ernsthaftigkeit des Themas.
Die Drohne ist ein Highlight
Die Feuerwehr hat bereits 2022 eine Drohne angeschafft. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so etwas brauchen, doch sie hat sich bewährt“, zeigte sich Andreas Meyer begeistert von der mit Technik bestückten Maschine. Der Laserentfernungsmesser ermöglicht das Einschätzen von Entfernungen für Schlauchstrecken. Licht und Wärmebildkamera ermöglichen weitere Einsatzgebiete. Der Radar verhindert ein Abstürzen der Drohne und ermöglicht es dem Gerät, selbstständig zum Ausgangspunkt zurückzukehren. „Beim großen Gebäudebrand an der Langen Straße in Eldagsen war die Drohne sehr hilfreich, da die Bilder an einem Monitor verfolgt werden können. Sie hat auch schon bei einer Personensuche unterstützt und kann bei Waldbränden zur Erkundung genutzt werden“ Die Kosten lagen für Schulungen, Zubehör und die Drohne selbst bei insgesamt 30.000 Euro. Elf Kameraden der Feuerwehr Gestorf haben eine Ausbildung erhalten. Vier bis fünf Kameraden sind für den Einsatz nötig. Es muss die Drohne gesteuert werden, die Kamera und Spotter halten das Gebiet im Auge. „In zehn Minuten kann die Drohne einsatzbereit sein und dank des Ladekoffers für die Akkus ist sie auch nonstop einsetzbar.“ 120 Meter hoch darf die Drohne fliegen und kann mit der Kamera auf fast zwei Kilometer heranzoomen. Zwölf Kilometer Reichweite wären möglich, jedoch fliegt die Feuerwehr nur auf Sicht.
Katastrophenschutz vernachlässigt
Das neue Stromaggregat dient als Energiequelle am Einsatzort, könnte bei längerem Stromausfall jedoch auch das Gerätehaus in Eldagsen mit Strom versorgen. Auch die Feuerwehr Bennigsen hat so ein Gerät. Für Springe soll noch ein Generator angeschafft werden. Um das Rathaus mit Strom zu versorgen, sei ein doppelt so großes Gerät wie in Eldagsen nötig, so die Feuerwehr. Zuletzt hatte es in den 70er Jahren Diskussionen und die Anschaffung von Technik für den Katastrophenschutz gegeben. Erst die jüngsten Ereignisse mit Flutkatastrophen, Pandemie und Ukraine-Krieg haben das Thema wieder auf die Tagesordnung gebracht. Auch die Diskussionen um Alarmierungsmöglichkeiten per Sirene, wenn Internet und Telefon ausgefallen sind, ist wieder Thema. „Die Feuerwehr wird digitaler, dass zeigt die Entwicklung und selbst Schulungen finden online statt“, so Meyer, „Doch es kann nicht schaden, wenn wir bei allen Fortschritten eine Rückfallsicherung haben.“ Ein Kupferkabel könne im Ernstfall hilfreicher sein als die neueste App.
„Wir haben keine Wünsche, sondern Aufgaben“
Moderne Technik hat ihren Preis, weshalb die Feuerwehr stets im Austausch mit Politik und Verwaltung stehe, um das Budget anzupassen. „Ich würde aber nie von Wünschen sprechen. Wir haben als Feuerwehr einen Auftrag zu erfüllen und dafür müssen wir ausgestattet sein. Es wurde viel investiert und wir sind gerade auf einem guten Stand, den wir in Zukunft halten sollten.“