Region. Biodiversitätskrise, Insektensterben, Artenschwund, solche Begriffe sind weithin bekannt. Seit vielen Jahren nehmen Pflanzen- und Tierbestände rapide ab und einige Arten verschwinden gänzlich. Die Gruppe der Amphibien, zu denen auch Frösche und Kröten, Molche und Salamander zählen, ist besonders stark betroffen. Umso unerklärlicher ist für den NABU Niedersachsen, dass in verschiedenen Medien – darunter am 10. Mai beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und dazugehöriger Zeitungen unter dem Titel „Laute Frösche im Teich: Wie wird man sie los?“ – erklärt wird, wie man diese „Lärmbelästigung“ und damit die gefährdeten Tiere los wird beziehungsweise auf Abstand hält..
Dramatischer Amphibienschwund
Neben langen trockenen Sommern, Nahrungsknappheit (Insektensterben), Vergiftung durch Schadstoffe wie Pestizide und Düngemittel, welche über die empfindliche Haut der Amphibien aufgenommen werden können, sowie durch Fischbesatz in Laichgewässern, führen vor allem die Zerschneidung und der Verlust von Lebensräumen zu drastischen Populationsrückgängen. Aktuelle Schätzungen der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) zeigen, dass über 40 Prozent der bekannten Amphibienarten vom Aussterben bedroht sind, darunter auch unsere heimischen Arten. Von den 21 in Deutschland heimischen Amphibien werden bereits 13 Arten auf der Roten Liste geführt (Vorwarnliste und alle Gefährdungsgrade). Doch was lässt sich dagegen tun? Forscher, Biologen und Ehrenamtliche engagieren sich zum Schutz unserer heimischen Hüpfer. Von gezielter Aufzucht und Aussiedelung bis hin zur Pflege bestehender Laichgewässer und der Schaffung neuer Lebensräume sind viele Projekte auch seitens des NABU umgesetzt worden und noch immer aktiv.
Bedauerlicherweise trifft dies nicht immer auf Verständnis. Zur kalten Jahreszeit meist gut versteckt, zeigen sich einige Arten wie der Laubfrosch und die meist üblichen Vertreter an den Gartenteichen – darunter der Kleine Wasser-, See- und Teichfrosch – zur Paarungszeit im Frühjahr und Sommer von der lauten Seite. Mit ihrem Gequake machen die rufenden Männchen nicht nur potenzielle Partnerinnen auf sich aufmerksam, sondern ziehen auch den Ärger einiger Gartenteichbesitzer auf sich. Dass deswegen die Frösche komplett aus den Gärten verbannt werden sollten, wäre allerdings völlig überzogen. Angesichts der verheerenden Populationseinbrüche sollte der Mensch sich nicht anmaßen, die Amphibien aus ihren letzten Rückzugsorten zu vergrämen.
Paarungszeit der Amphibien nur von kurzer Dauer
Die an Gartenteichen üblichen Frösche nutzen eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne für die Partnersuche und Fortpflanzung, die sich meist auf etwa ein bis zwei Monaten beläuft. Diese zwei Monate Ruffreudigkeit stehen in keinen Verhältnis dazu, die Tiere deshalb ihres Lebensraumes berauben zu wollen. Vor allem wegen der zunehmenden Artenkrise liegt es in der Verantwortung aller, dem Artenrückgang entgegenzuwirken und den noch verbleibenden Kröten, Fröschen, Molchen und Salamandern einen Zufluchtsort in dieser sich ständig verändernden Welt zu bieten.
Eine Umsiedlung der Frösche erscheint zunächst als die einfachste Lösung. Zumindest für die durch das Quaken „geplagten“ Anwohner. Die Frösche werden in ein weit entferntes Gewässer umgesiedelt, fern von Wohngebieten, ein angebliches Paradies für Amphibien. Und die „Lärmbelästigung“ wäre Vergangenheit. Doch so verlockend dies auch klingen mag, eine Umsiedlung ist alles andere als der Goldstandard. Oft sind die Gewässer bereits dicht besiedelt und die ortsansässige Population sowie andere Tier- und Pflanzenarten in ihrem Lebensraum sind perfekt aufeinander abgestimmt. Durch Umsiedlungsaktionen kann diese Gemeinschaft in ein Ungleichgewicht gebracht werden, Krankheiten einschleppen und im schlimmsten Fall die bestehende Population schwächen oder komplett auslöschen. Umsiedlungsmaßnahmen sollten daher nur im äußersten Notfall und ausschließlich unter fachkundiger Begleitung erfolgen.
Amphibienschutz bringt viele Vorteile mit sich
Stattdessen sollte der Schutz der Amphibien und ihres Lebensraumes an erster Stelle stehen. Jeder Gartenteich, jedes Gewässer, das den Lurchen ein Zuhause bietet, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Natur- und Artenschutz.
Ganz nebenbei können die Frösche im eigenen Gartenteich viele Vorteile mit sich bringen. Wer sich mit der Natur verbunden fühlen möchte, dem bieten die kleinen Hüpfer viele interessante Beobachtungen. Und nicht nur das, die Frösche ernähren sich unter anderem von Mücken oder auch Nacktschnecken. So bewahren sie uns Menschen vor blutsaugenden Insekten und das heimische Gemüsebeet vor Schneckenfraß.
Zu guter Letzt empfiehlt sich auch ein Perspektivwechsel: Wo sonst kommt man in lauen Sommernächten auf den Geschmack eines wahren Naturkonzerts – und das völlig umsonst im eigenen Garten?
Der NABU Niedersachsen appelliert daher an alle Gartenbesitzer, sich im eigenen Garten für den Schutz der Amphibien einzusetzen. Für alle Interessierten hält der NABU Niedersachsen ein Infopaket bereit, bestehend aus der Broschüre „Frösche, Kröten und Molche. Leben im Wasser und an Land“ sowie dem „Aktionsleitfaden Lichtteiche“, welche Tipps dazu geben, wie den Tieren geholfen werden kann. Das Infopaket kann angefordert werden gegen Einsendung eines Fünf-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort ‚Amphibienschutz‘, Alleestraße 36, 30167 Hannover.