Ronnenberg.
Die Johanniter bilden Ehrenamtliche aus. Der Ortsverband Deister bereitet Helfer auch mit Anatomieschulungen auf die Einsätze vor.
Vorsichtig schiebt Melissa Kuburic ihr Seziermesser unter die Fettschicht des Herzens, das vor ihr liegt. Es ist das Herz eines Schweins. Und Kuburic, die Ausbildungseinheiten für ehrenamtliche Johanniter im Ortsverband Deister koordiniert, hat Besonderes damit vor. „Das Herz eines Schweins ähnelt dem des Menschen in Größe und Anatomie“, sagt sie den zehn Helfern im Ausbildungssaal der Ronnenberger Johanniter-Dienststelle. Sie haben ebenfalls Tierherzen vor sich und sollen das empfindliche System der Herzkranzgefäße freilegen. Anatomische Kenntnisse sind für Ersthelfer und Menschen im Rettungswesen von Vorteil. Herzerkrankungen können zu Infarkten führen, bei denen Helfer und Rettungsdienst besonders schnell reagieren müssen.
„Ihr müsst zunächst die Strukturen identifizieren“, betont André Gerdes. Er ist ehrenamtlicher Verbandsarzt der Ronnenberger Johanniter und arbeitet als Anästhesist an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Mit Strukturen meint er das, was unter der Fettschicht liegt, durch die sich Melissa Kuburic und die anderen Helfer gerade arbeiten. Gerdes zeigt an „seinem“ Herzen, was er meint. Mit der Kanüle einer Spritze fährt er in ein großes Loch an der Oberseite. Das ist die Aorta, über die Herz und Körper mit frischem Blut versorgt werden. Hinzu kommen feine und immer feinere Verästelungen, die sich netzartig um das Herz winden – die sogenannten Herzkranzgefäße. Gerdes pumpt Wasser in eine Öffnung, das sich sofort in den Arterien verteilt. Genau so funktioniert es mit Blut. Es sei denn, das Gefäß ist verstopft. Dann fehlt es dem Betroffenen an ausreichend Sauerstoff; es kann zu Herz-Kreislauf-Stillstand, Herzrhythmusstörungen oder Schock kommen. Anzeichen dafür sind unter anderem Engegefühl in der Brust, Schmerzen hinter dem Brustbein (mit Ausstrahlung in Schultern, Arm oder Rücken) und Atemnot. Dann heißt es, schnell den Rettungsdienst alarmieren und Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten. Jeder Mensch kann Erste Hilfe leisten; die Johanniter bieten dafür offene Schulungen an.
Die meisten ehrenamtlichen Helfer der Ronnenberger Johanniter sind ausgebildete Ersthelfer oder Sanitätshelfer mit etwas mehr Grundlagenwissen. Kuburic, ehemalige Freiwilligendienstleistende bei den Ronnenberger Johannitern und derzeit in Ausbildung im Rettungsdienst, will das Wissen ihrer Mitstreiter mit möglichst viel Praxis erweitern. Hinzu kommen Einsätze im Sanitätsdienst im gesamten Calenberger Land, aber auch überregional. In dieser Woche sind 16 Freiwillige vom OV Deister beim Deichbrand-Festival in Nordholz bei Cuxhaven dabei. Die Johanniter-Unfall-Hilfe koordiniert den Sanitätsdienst des Open-Airs mit hunderten Einsatzkräften. Für solche und andere Aufgaben trainieren die Ronnenberger Ehrenamtlichen regelmäßig und frischen ihre Kenntnisse auf. Interessierte Einsteiger sind dem OV Deister jederzeit willkommen. Zum Beispiel bei den regelmäßigen Treffen der Ehrenamtlichen in der Ronnenberger Johanniter-Dienststelle am Hagacker 5b. Die starten nach den Sommerferien: Das nächste Treffen findet am Mittwoch, 8. August, um 19 Uhr statt. Informationen gibt es auch via E-Mail deister@johanniter.de.