Ronnenberg. Mehrere Rettungswagen tauchen das Gelände vom Ortsverband Ronnenberg des Technischen Hilfswerks (THW) in grelles Blaulicht. Einsatzkräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) helfen verletzten und traumatisierten Menschen. Es ist, zum Glück, nur eine Übung an diesem sonnigen Frühlingstag. Einen Tag lang trainieren Ehrenamtliche des Johanniter-Ortsverbands Deister verschiedene Einsatzszenarios. Sie lösen Aufgaben, wie sie ihnen bei Sanitätsdiensten, aber auch in einem Katastrophenfall begegnen könnten. Mit Übungen wie dieser stärken die Ronnenberger Johanniter zudem ihre Zusammenarbeit mit Organisationen wie dem THW. Das verbessert die Einsatzfähigkeit der beteiligten Verbände und kommt auch der Nachwuchsförderung zugute..
Rund 30 Johanniter sind an diesem Tag im Einsatz. Die Übungsleiter René Dreier und Patrick Pomiluek sind per Funk mit sechs Einsatzteams verbunden. Diese pendeln abwechselnd zu drei Übungsorten: In der Johanniter-Dienststelle Ronnenberg wird der Sturz von einer Leiter simuliert; der zu „Verletzungen“ führte. Es geht um korrekte Diagnosen und die möglichst schonenende Bergung eines Patienten. Im nahen Lathwehren hat Ortsbrandmeister Rolf Hennies seinen Hof für die Übung zur Verfügung gestellt. Das Szenario dort: Gäste einer Scheunenparty stehen unter Einfluss von Alkohol und Cannabis. Die Ehrenamtlichen üben dort, die medizinischen Folgen einer solchen Mischintoxikation zu erkennen und Notfallmaßnahmen zu ergreifen. Auf dem THW-Gelände in Empelde schließlich findet am Nachmittag ein großes Notfallszenario statt. Die Simulation geht von einer Vielzahl feiernder Menschen auf beengtem Raum aus – und dass Teilnehmende plötzlich Reizgas versprüht hätten. Das ist so natürlich nicht passiert; aber die möglichen Folgen von Panik, Fluchtbewegungen und Stürzen werden von Akteuren aus JUH und THW realitätsnah dargestellt. Diesen Freiwilligen schminkt die RUD-Leiterin Kathrin Blacha passende Schnittverletzungen, Prellungen und Knochenbrüche. RUD steht für Realistische Unfalldarstellung und kommt unter anderem bei der Ausbildung von Rettungskräften zum Zuge. Fachleute wie Blacha sorgen mit Theaterblut, Schminke und vielen Kniffen dafür, dass Übungsszenarien täuschend echt wirken. Pomiluek und Dreier beordern alle Einsatzteams zum THW-Gelände in Empelde und begleiten auch selbst das Geschehen vor Ort. Die Trupps müssen mehrere „Verletzte“ auf einen Schlag versorgen. Auch Olav Grote, lange Zeit im Rettungsdienst tätig und heute Dienststellenleiter des Ortsverbands Deister, beobachtet die Arbeit seiner Helferschaft. „Sie haben die richtigen Maßnahmen ergriffen und die Verletzten wunderbar betreut“, lobt er.
Johanniter, THW und Stadtfeuerwehr trainieren erstmals gemeinsam
Die Ronnenberger Johanniter setzen bei ihren Fortbildungen und Übungen auf einige neue Elemente. Eines davon ist die Jugendunterstützungsgruppe. Jugendliche Nachwuchskräfte mit Erste-Hilfe-Kenntnissen aus der eigenen Ortsjugendgruppe haben die Ehrenamtlichen bei ihrem Trainingstag begleiten dürfen. Und haben unter Anleitung erfahrener Einsatzkräfte auch bei der Versorgung der Übungsverletzten unterstützt. Seit Jahren arbeitet der Ortsverband Deister für Übungseinsätze auch mit einzelnen Feuerwehren im Calenberger Land zusammen. Aber erstmals findet in diesem Herbst ein gemeinsames Übungswochenende für Kinder ab zehn Jahre sowie für Jugendliche aus drei Ronnenberger Organisationen statt: Neben der Johanniter-Jugend sind auch die Jugend der Stadtfeuerwehr Ronnenberg sowie die lokale THW-Jugend dabei. Das THW Ronnenberg ist Ausrichter; gemeinsam entwickeln alle drei Organisationen ein Programm mit Fallbeispielen und Übungseinsätzen. Stattfinden wird das Ganze auf einem Übungsgelände des THW in Bad Nenndorf. Die Fäden laufen unter anderem bei Patrick Pomiluek zusammen, der Ausbildungsbeauftragter beim THW Ronnenberg ist und sich ehrenamtlich bei den Johannitern engagiert. Dass die Organisationen bei der Ausbildung ihrer Freiwilligen stärker kooperieren hat einen einfachen Grund: „Wir wollen voneinder lernen“, sagt Pomiluek. Nicht nur die erwachsene Helferschaft soll davon profitieren. Gerade für die Nachwuchsarbeit sei eine solch lokale Kooperation langfristig sinnvoll, findet er.