Region. Vier Mal pro Woche geht es raus zu den Menschen auf der Straße. Vorher wird eingekauft, frisches Essen gekocht und Tee zubereitet. Jeden Montag, Mittwoch, Freitag und erstmals in dieser Saison auch einmal am Wochenende versorgten die Johanniter in der Wintersaison 2022/23 wieder obdachlose und bedürftige Menschen in Hannover. Verlässlich und seit mehr als 15 Jahren ist die Kältehilfe-Gruppe um Koordinator Michael Jakobson im Einsatz. Die Bilanz für diese Saison, die am 2. November 2022 startete und an diesem Freitag zu Ende geht, fällt positiv aus. Michael Jakobson: „Aufgrund der eher milden Temperaturen war es ein entspannter Winter.“.
Die Zahl der ausgegebenen Essen und der angetroffenen Personen sei dennoch angestiegen. In den vergangenen fünf Monaten mit insgesamt 79 Einsätzen wurden mehr als 5.200 Menschen von den Johannitern versorgt. Es wurden 7.530 Essen und rund 4.300 Getränke an den zwei Standorten Nikolaikapelle und Kröpcke ausgegeben. Mehr als 3.800-mal konnten bedürftige Frauen und Männer mit Hygieneartikeln wie Taschentüchern, Seife oder Zahnbürsten und mit Bekleidung wie Winterjacken, Schuhen oder auch Schlafsäcken und Isomatten ausgestattet werden. Michael Jakobson: „Zu uns kommen Obdachlose und Bedürftige, Menschen mit Fluchtgeschichte oder einfach nur mit wenig Geld. Der Bedarf steigt. Das bekommen wir zu spüren.“
Gleichzeitig steigt die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Das Kältehilfe-Team der Johanniter hat zurzeit 21 aktiv Helfende plus einige Aushilfen. Sie sind eine besondere Mischung, darunter eine Richterin, ein Müllwerker, ein gerade pensionierter Pastor, dazu ein paar Studierende und einige ältere Damen. Eine von ihnen ist Kirsten. Die 70-Jährige kam während der Corona-Einschränkungen zu den Johannitern. „Wir können uns hier einbringen mit eigenen Ideen und lernen darüber hinaus die persönlichen Geschichten unserer Gäste kennen“, erzählt Kirsten. An die großen Portionsmengen, die es zu kochen gilt, habe sie sich zunächst gewöhnen müssen. Inzwischen steht sie aber fast jeden Mittwoch erst in der Küche und fährt danach mit raus und verteilt über die Heckklappe des Wagens Kleidung und Hygieneartikel. Besonders schätzt sie die gute Arbeit im Team und die Gespräche mit den Gästen. Für Lehramtsstudentin Merle sind nicht nur diese Gespräche ein Pluspunkt im Ehrenamt, auch das „mit den Händen arbeiten“ ist für sie eine willkommene Abwechslung von der Schreibtischarbeit. „Ich wollte etwas Neues lernen und neue Erfahrungen sammeln, da bin ich hier genau richtig“, sagt die junge Frau.
„Das Team ist großartig. Wir können uns aufeinander verlassen, haben Freude am ehrenamtlichen Einsatz und Spaß in der Gruppe“, sagt Michael Jakobson. In den kommenden Monaten werden die Helferinnen und Helfer nicht in den Sommerschlaf gehen. Ein Teil von ihnen unterstützt außerhalb der Kältehilfe-Saison die Johanniter-Verpflegungsgruppe und wird bei Großveranstaltungen wie dem Wasserstadt-Triathlon kochen, außerdem stellen sie die Verpflegung im Bereich Katastrophen- und Bevölkerungsschutz bei allen kommenden Einsätzen sicher. Für das gesamte Team bleibt es beim gewohnten Dienstabend einmal in der Woche. Dort werden Weiterbildungen angeboten, Hygieneschulungen absolviert, die Neuzugänge werden zu Sanitätshelferinnen und -helfern ausgebildet. Mit diesem Wissen werden sie in der kommenden Wintersaison kleinere Verletzungen ihrer Kundinnen und Kunden fachgerecht behandeln können.
Die Dienstabende sind auch eine Gelegenheit, um auf gute Ideen zu kommen und neue Rezepte auszuprobieren. „Bei uns wird frisch gekocht. Wir werden von Jahr zu Jahr besser“, sagt Michael Jakobson. Hausmannskost wie Wirsingkohleintopf mit Kasseler oder Leberkäse mit Kartoffelbrei kommt bei den Nutznießenden des Kältehilfebusses besonders gut an. Sehr geschätzt wird auch die heiße Schokolade, die meist freitags ausgegeben wird. Ein Höhepunkt in der Versorgung war in den vergangenen Monaten das Grünkohlessen kurz vor Weihnachten. Diesmal konnten die Ehrenamtlichen außerdem Geschenketüten mit Hygieneartikeln, Süßigkeiten und einer Taschenlampe überreichen. Das kam gut an und Dank kam zurück. Michael Jakobson: „Manchmal kriegen wir Blumen oder Pralinen. Am schönsten war in diesem Winter aber, dass wir extrem viel Lob von unseren Stammkunden bekommen haben.“