Region. Die Verkehrswende voranbringen und der Natur helfen – der Radweg von Neuenkirchen (Landkreis Osnabrück) in Richtung Bardüttingdorf wird beiden Zielen gerecht. Für den ersten Abschnitt wurde ein Wald gepflanzt. Und für den zweiten Abschnitt sollen Tiere und Pflanzen vorerst einen besonderen Lebensraum bekommen, der heute immer seltener zu finden ist: naturnahes Grünland..
Jeder Eingriff in die Umwelt und Natur muss kompensiert werden. Das ist eine der wichtigsten Regeln bei öffentlichen Infrastrukturprojekten. Sie steht bei Bauprojekten der niedersächsischen Landesstraßenbaubehörde ganz oben und gilt auch für den Bau des Radwegs entlang der Landesstraße 701 über Neuenkirchen in Richtung der Landesgrenze. Fünfeinhalb Kilometer sind bereits fertig. Sie führen von Gerden bis zum Kreisverkehr in Neuenkirchen. Für einen weiteren Kilometer wird das Genehmigungsverfahren vorbereitet. Schon der Radweg bringt viele Vorteile: Er schließt die Lücke im Radwegenetz zwischen Neuenkirchen und der Riemsloher Straße (L 91). Dadurch erhöht er die Sicherheit, nicht zuletzt für viele Schülerinnen und Schüler, die täglich nach Neuenkirchen pendeln. Zudem erhalten Alltagsradler eine gute und sichere Verbindung. Und: Der Radweg knüpft an die Niedersächsische Mühlen-Tour an und steigert so den touristischen Mehrwert für die Region.
Doch damit nicht genug. „Zusätzlich zu den Vorteilen für Radlerinnen und Radler freuen wir uns, mit ‚Umweltschutz und Lebenshilfe‘ einen engagierten Partner gefunden zu haben, mit dem wir eine hochwertige Umweltmaßnahme umsetzen können“, sagt Eric Oehlmann, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.
Gemeinsam mit der Gruppe wertet die Landesbehörde eine Wiese ökologisch auf. Die Fläche steht bereits zur Verfügung, die Bewirtschaftung übernimmt die Gruppe, die als gemeinnützige Unternehmergesellschaft firmiert. Behördenchef Eric Oehlmann: „Diese Zusammenarbeit ist beispielgebend für die Landesbehörde: Das Gemeinwohl profitiert von einer zukunftsfähigen Infrastruktur, der Alltagsradverkehr erhält einen nachhaltigen Impuls, und Umweltsachverstand sowie ehrenamtliches Engagement sichern die positive Entwicklung der Fläche.“
Die Fläche ist 3.500 Quadratmeter groß und liegt in der Nähe des Bärenkrugs an der Gerdener Straße zwischen Gerden und Neuenkirchen. „Wir planen, im Mai eine Wildblumenwiese anzulegen, die zwischenzeitlich von Schafen beweidet wird“, erklärt Vorsitzender Dr. Kai Behncke. „Auf einem Nachbargrundstück steht ein herrlicher Alt-Obstbaum-Bestand, der die Fläche sehr gut ergänzt. Wir freuen uns, dass wir dank der Initiative der Landesstraßenbaubehörde den Insekten und vielen andere Arten hier einen hervorragenden neuen Lebensraum einrichten können“. Lukas Ruß, Landschaftspfleger beim regionalen Geschäftsbereich Osnabrück der Landesbehörde, erklärt: „Artenreiches extensiv bewirtschaftetes Grünland wird immer seltener, deshalb ist jede zusätzliche Fläche sehr wertvoll für viele Tier- und Pflanzenarten.“
Die Fläche gehört zu dem Paket an Ausgleichsmaßnahmen, das für den Radwegbau aufgelegt wird. Das Prinzip: Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind möglichst zu vermeiden. Gelingt das nicht, müssen sie ausgeglichen oder ersetzt werden. Ein landschaftspflegerischer Begleitplan und ein Artenschutzbeitrag fassen diese Dinge zusammen.
Schon für den ersten Bauabschnitt waren viele Maßnahmen aufgelegt worden: So wird eine rund 6.900 Quadratmeter große Fläche zum Aufbau eines naturnahen Laubwaldes mit standortgerechten, heimischen Bäumen aufgeforstet. Zusätzlich werden Obstbäume gepflanzt und artenreiche Krautstreifen um die Waldfläche herum angelegt. Die Brücke in der Violenbachaue wurde so gestaltet, dass sie den Lebensraum für Fische und Amphibien nicht zerschneidet und den Violenbach nicht einengt. Ein rund 200 Meter langer Abschnitt eines Buchenwaldrandes wurde mit Büschen und Sträuchern ergänzt, um die Strukturvielfalt zu erhöhen und einen so genannten Waldmantel anzulegen. Angrenzend an den Buchenwald wird außerdem ein fünf Meter breiter Streifen entlang der neuen Grabenböschung mit einer Gehölzpflanzung aus standortgerechten, heimischen Sträuchern aufgeforstet. Entlang der Landesstraße und des Radwegs werten neu gepflanzte Laubbäume das Landschaftsbild auf – zusätzlich zu den kraut- und blütenreichen Steifen entlang des neuen Radwegs.
Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ist mit Niederlassungen in ganz Niedersachsen vertreten: 13 regionale Geschäftsbereiche mit 56 Straßenmeistereien kümmern sich um die heimische Infrastruktur. Das sind rund 16.200 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, mehr als 9.000 Kilometer Radwege und etwa 5.600 Brückenbauwerke. Rund 2.950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die Landesbehörde tätig. Darunter sind rund 50 Landschaftspflegerinnen und Landschaftspfleger. Rund 500 Millionen Euro hat die Landesbehörde im Jahr 2022 in den Bau und Erhalt der Infrastruktur investiert.