Region. Rollrasen ist bei vielen Gartenbesitzern ein beliebtes Material. Innerhalb kürzester Zeit entsteht durch seine Verwendung eine dichtgrüne und einheitliche Rasenfläche. Weniger bekannt ist jedoch, dass der Anbau, Transport und das Verlegen von Rollrasen zum einen problematisch für unsere Böden sind, zum anderen dabei enorme Mengen Wasser verbraucht werden. Dies passt aus Sicht des NABU Niedersachsen in Zeiten von Wasserknappheit, niedrigen Grundwasserständen und Appellen zum Wassersparen nicht zusammen. Der Blick auf den Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt aktuell für weite Teile von Niedersachsen eine außergewöhnliche Dürre. Daher appelliert der NABU Niedersachsen, auf Rollrasen zu verzichten und stattdessen auf natürliche, wassersparende Vegetation zu setzen..
„Rollrasen ist nicht nur eine Biodiversitätswüste und hat damit weder für die Natur noch für uns Menschen einen Nutzen. Für dieses Luxusgut gehen auch die Anbauflächen und die Beregnungskontingente für die Nahrungsmittelproduktion verloren“, sagt Fritz Kaune vom NABU Uelzen. „In Zeiten von Dürre werden vielerorts große Flächen durch ununterbrochene Bewässerung dauergrün gehalten. Gleichzeitig werden die Bürgerinnen und Bürger dazu angehalten, in allen Lebensbereichen möglichst viel Wasser zu sparen – das widerspricht sich“, so Kaune. Denn Rollrasen benötigt auch nach dem Verlegen im eigenen Garten noch extrem viel Wasser: Er muss noch wochenlang mehrmals täglich gewässert werden.
Hinzu kommt, dass der Anbau und das Abtragen des Rollrasens schlecht für die Bodenqualität sind. Beim Anbau werden Pestizide und Düngemittel verwendet und die schweren Maschinen, die zum Abtragen eingesetzt werden, haben Folgen für die Funktionsfähigkeit der Böden. „Die Bodenpartikel werden durch den Reifendruck dichter zusammengedrückt. Durch den Einsatz einer Rüttelwalze vor dem Schnitt wird der Acker noch weiter verdichtet. Diese Technik dient dazu, dass beim Aufrollen des Rasens die Erde nicht zerbröselt“, so Kaune. Für den Zustand des Bodens ist die Verdichtung laut Fritz Kaune jedoch sehr problematisch: Lebensbedingungen für die Bodenorganismen verschlechtern sich und die Versickerung von Regenwasser in den Boden wird eingeschränkt. „Durch den Schnitt im Wurzelbereich wird außerdem die sehr wertvolle Humusschicht mit abgetragen. Kleinstlebewesen im Boden zersetzen organische Materialien zu Humus und machen dadurch die enthaltenen Nährstoffe für Pflanzen verfügbar - ist das Bodenleben zerstört, lässt sich die fruchtbare Schicht nur schwer erneuern“, mahnt der Naturschützer. „Und nicht zuletzt wird der Rasen zum Teil mit Kunststoffgittern oder Vlies versehen, was nicht nur Maulwürfen und Wühlmäusen das Leben schwer macht, sondern auch zur Anreicherung von Mikroplastik in den Böden führt“, kritisiert Kaune. Eine umweltfreundlichere Alternative für den eigenen Garten sind Blühwiesen. Kaune: „Anstatt auf die langweilige Monokultur Rasen zu setzen, sollten lieber bunte Blumenwiesen angelegt werden. Diese brauchen wenig bis gar keine Bewässerung und sind deutlich besser für den Zustand der Böden. Gleichzeitig sind sie kleine Hotspots für die Artenvielfalt, da auch Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten von ihnen profitieren.“