Wennigsen. Am Dienstagabend lud der Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates und die Gemeindeverwaltung Wennigsen ansässige Unternehmer zu der Veranstaltung „Politik und Wirtschaft im Austausch“ ein. Der Dezernent für Wirtschaft, Finanzen und Bildung der Region Hannover, Ulf-Birger Franz, war für einen Vortrag und eine Fragerunde geladen. Dabei zeigten die anwesenden Unternehmer Probleme in Wennigsen auf..
Vor gut 30 Besuchern aus Politik und Verwaltung hielt Ulf-Birger Franz im Bürgersaal des Rathauses einen etwa 20-minütigen Vortrag. Gut 100.000 junge Menschen seien in der Region in irgendeiner Form der Ausbildung – was die Region zu einer sehr „jungen“ Region mache. Jedoch habe es 2023 über 9.000 offene Stellen gegeben, weshalb auch die Region auf Zuwanderer angewiesen sei, um die Lücken zu füllen. Die Region wolle daher mit Partnern auf die vier Säulen Ausbildung, Weiterbildung, Zuwanderung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gerade beim letzten Punkt würden viele gut ausgebildete Frauen den Weg in die Berufswelt nicht schaffen. Auch die Hürden für ausgebildete ausländische Fachkräfte müssten gesenkt werden und deren Aufenthalt in Deutschland positiv gestaltet werden. „Es gibt junge Menschen, die aus dem Ausland kommen – ausgebildet und motiveiert – dann aber überrascht sind von der langen und dunklen Winterzeit und gerade an Weihnachten dann alleine sind“, so Franz, „Die zieht es dann wieder in die Heimat.“ Hier biete die Region neuerdings Maßnahmen an, um die jungen Arbeitskräfte zu vernetzen und entsprechend zu begleiten.
Mach dem Vortrag kamen die Anwesenden ins Gespräch. Die Wennigser Gewerbetreibenden hatten unterschiedliche Erfahrungen mit jungen Bewerbern und Fachkräftemangel, sahen aber andere Probleme in der Region und Wennigsen als gravierender an.
So berichtete ein Unternehmer, dass seine eigenen Söhne in der Region keine Meister-Kurse belegen könnten, da entweder die Kurse nicht angeboten würden oder erst ab einer bestimmten Teilnehmerzahl stattfinden. „Bei dem Mangel an Bewerbern im Handwerk kommen hohe Teilnehmerzahlen doch nie zusammen.“ Ein weiterer Unternehmer zeigte sich glücklich über viele Bewerbungen, jedoch sei der ÖPNV ein großes Problem. „Wenn die merken, wie lange die mit den Öffis nach Wennigsen brauchen, oder dem Schienenersatzverkehr, oder mal nichts fährt, dann ist die Region für die gestorben.“
Ein größeres Problem als der Fachkräftemangel ist für die Wennigser Unternehmer jedoch der Wohnungsmangel in der Gemeinde. „Wenn die hier nicht wohnen können, orientieren die sich auch beruflich irgendwann um.“ Hier habe die Politik zu lange auf den Bau von Eigenheimen gesetzt, anstatt auf günstigen Wohnraum. Hier erwiderten die anwesenden Kommunalpolitiker, dass viele Menschen in die Region ziehen, um eben ein Eigenheim mit Garten im Grünen zu haben. Außerdem gehöre fast alles Land der Klosterkammer und nicht der Gemeinde. Ökologische Baustandards sorgten für hohe Mieten und Wohnungsbaufirmen hätten oft wenig Interesse an sozialem/günstigem Wohnungsbau. „Es ist auch eine Frage von: Was wollen wir und was brauchen wir“, erklärte der anwesende Bürgermeister Ingo Klokemann, „Wir wollen unsere ländliche Gegend nicht zubauen. Bei günstigem Wohnraum rechnet sich der Bau erst ab einer bestimmten Größe.“ In neuen Baugebieten achte die Politik jedoch darauf, auch günstigen Wohnraum anzubieten. In der Diskussion wurden dann auch Ideen zu Tiny-Houses, Mikroapartments und speziellen Wohnheimen für Azubis besprochen.
Fast schon zur Nebensache wurden dabei die hohen Steuern in Wennigsen. Hier wollte die Politik nichts versprechen, sah jedoch für die nahe Zukunft keine weiteren Steuererhöhungen, trotz leerer Gemeindekasse.
Wennigsens Wirtschaftsförderer, Remo Gaubatz, einer der Organisatoren der Veranstaltung, nutzte das Zusammenkommen auch, um seine nächste Veranstaltung anzukündigen. Er plane, gemeinsam mit den umliegenden Kommunen, eine Informationsveranstaltung zur Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) in der Wirtschaft. Diese ist für den März angesetzt.