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Polizeiliche Kriminalstatistik 2021: Straftaten im zweiten Corona-Jahr noch weiter gesunken

Region. Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, hat am 17. März die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2021 vorgestellt. Sechs Jahre infolge sind die Gesamtfallzahlen der polizeilich registrierten Kriminalität gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr waren es noch einmal ca. fünf Prozent weniger Taten: 472.096 Fälle wurden registriert. Die Aufklärungsquote lag wie 2020 bei über 64% und somit weiter auf einem sehr hohen Niveau. .

Minister Pistorius sagt: „Seit dem Beginn der statistischen Auswertung der Zahlen 1990 gab es nie weniger Straftaten als im vergangenen Jahr. Wir sind uns im Klaren darüber, dass das auch mit den Effekten der Corona-Pandemie zusammenhängt. Andererseits ist diese Entwicklung ebenfalls ein Nachweis für die hervorragende Polizeiarbeit in Niedersachsen.“

Noch nie so wenig Wohnungseinbruchdiebstähle wie 2021

Mit 5.175 registrierten Wohnungseinbrüchen gab es noch nie so wenige Taten wie 2021. Im Vergleich zu den Höchstständen 2015 und 2016, als jeweils rund 16.500 Einbrüche registriert wurden, ist dieser Wert um rund zwei Drittel zurückgegangen. Gleichzeitig steigt die Versuchsquote seit mehreren Jahren fortlaufend an und liegt aktuell mit 46,64% nochmals über der Quote des Vorjahres. Dabei konnte die Aufklärungsquote auf 27,85% gesteigert werden.

Minister Pistorius: „Nicht nur die historisch niedrigen Zahlen bei den Einbrüchen sind sehr positiv, sondern auch die Tatsache, dass inzwischen fast jede zweite Tat ein Versuch bleibt. Das zeigt, dass Prävention, nachbarschaftliche Aufmerksamkeit und guter baulicher Schutz an Fenstern und Türen die wirksamsten Mittel gegen Einbrecher sind. Diese sehr niedrigen Zahlen haben sicher auch etwas mit dem Faktor Corona zu tun. Trotzdem gibt es nur wenige Delikte, die sich so stark auf das Sicherheitsgefühl der Menschen auswirken. Darum werden wir die Maßnahmen der vergangenen Jahre weiter konsequent fortsetzen. Dazu gehören die seit Jahren grenzüberschreitenden Kontrollmaßnahmen der Polizei, die immer besser abgestimmte polizeiliche Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene und natürlich offensive Präventionsarbeit.“

Cyberkriminalität steigt auf Zehn-Jahres-Hoch

Im Bereich der Cyberkriminalität sind die Straftaten „unter Nutzung des Tatmittels Internet“ in 2021 um 5,51% auf 45.141 Fälle gestiegen. Das ist ein neuer Höchststand in diesem Bereich im Vergleich der vergangenen zehn Jahre. Besonders stark gestiegen ist die Anzahl der Delikte im Zusammenhang mit der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie, Bedrohungen, sonstigen Betrugsdelikten sowie Beleidigungen. Der im Vorjahr auffällige Anstieg beim Online-Warenbetrug hat sich 2021 dagegen nicht fortgesetzt - es gab einen Rückgang um 15,72% auf 14.316 Fälle. Taten im Bereich der Cybersicherheit, also etwa das Hacken von Datennetzen oder auch der Diebstahl von Daten, haben mit 3.797 Delikten ebenfalls einen Zehn-Jahres-Höchststand erreicht. Im Fokus der Cyberkriminellen stehen dabei neben privaten Netzwerken vor allem Server von Unternehmen und Firmen, Krankenhäusern oder Verwaltungsbereichen.

Minister Pistorius: „Die Kriminalitätsbekämpfung im digitalen Raum wird für die Polizei ein immer elementarerer Teil der Arbeit. In komplexen Cyberverfahren ermittelt die Polizei teils über Jahre hinweg und kooperiert dabei mit nationalen und internationalen Sicherheitsbehörden sowie anderen dafür zuständigen Stellen. Ich erinnere insbesondere an die großartigen Ermittlungserfolge der Kolleginnen und Kollegen der Polizeidirektion Hannover Anfang dieses Jahres, die mit dem ‚Take down‘ eines kriminellen, mutmaßlich russischen VPN-Netzwerks abgeschlossen werden konnten. So etwas kostet sehr viel Zeit und Arbeit. Es ist ein Job für absolute Experten. Es geht bei diesen Angriffen insbesondere auch darum, die notwendigen und passgenauen Maßnahmen einzusetzen, um Schäden auf Servern von Unternehmen, Behörden und Privatpersonen zu verhindern.“

Häusliche Gewalt

Der Begriff der „häuslichen Gewalt“ steht nicht für eine bestimmte Straftat, sondern beschreibt den Rahmen, in dem zum Teil ganz unterschiedliche Delikte begangen werden. Seit Ende letzten Jahres liegt für das Phänomen der häuslichen Gewalt erstmalig eine bundesweite Definition vor, die eine einheitliche statistische Erfassung ermöglicht. Diese umfasst nicht nur im Wesentlichen partnerschaftliche und ex-partnerschaftliche, sondern auch familiäre Gewalt und ist deshalb grundsätzlich nicht ohne Weiteres vergleichbar mit den Werten der Jahre 2020 und früher. Im vergangenen Jahr hat die Polizei in Niedersachsen insgesamt 24.305 Fälle häuslicher Gewalt in Anlehnung an die neu geschaffene Definition registriert. Häusliche Gewalt ist weit überwiegend durch Körperverletzungsdelikte geprägt, im Jahr 2021 betrug der Anteil rund 60,83%. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr 14.784 Körperverletzungen, davon 2.491 gefährliche und schwere Körperverletzungen.

Minister Pistorius: „Jede dieser in der Regel durch Männer begangenen Taten im geschützten familiären Umfeld ist furchtbar und unfassbar. Darunter leiden die Opfer teils ihr Leben lang, ganze Familien leben in Angst vor den nächsten unvorhersehbaren Attacken. Deswegen ist mir sehr wichtig, dass wir alles dafür tun, um die Opfer vor dieser Art der Gewalt - körperlich, psychisch und verbal - so gut wie möglich zu schützen. Die jetzt eingeführte begriffliche Harmonisierung soll dazu führen, dass wir diese Taten künftig genauer und bundesweit vergleichbar abbilden können. Nur wenn man dieses Phänomen detailliert erfasst, kann man wirksame Maßnahmen dagegen treffen. Im Laufe dieses Jahres werden wir die heute vorgestellten ‚Hellfelddaten‘ neben die dann vorliegenden Ergebnisse der ‚Dunkelfeldstudie‘ des LKA legen. Bei der ‚Dunkelfeldstudie‘ haben wir einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema häusliche Gewalt gelegt, auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Ich erhoffe mir davon neue Erkenntnisse zu der Belastung der Menschen in Niedersachsen durch familiäre Gewalt. Denn je mehr wir darüber wissen, desto besser können wir dagegen insbesondere präventiv vorgehen.“

Sprengung von Geldautomaten erreichen 2021 einen Höchstwert

Mit 55 gesprengten Geldautomaten wurde im vergangenen Jahr ein neuer Höchstwert erreicht. In 27 Fällen und somit in nahezu der Hälfte aller Sprengungen wurde Bargeld erbeutet. Seit Sommer 2020 werden bei den Taten immer häufiger Festsprengstoffe eingesetzt, die eine wesentlich höhere Sprengwirkung und damit auch ein nochmals höheres Gefährdungspotential für Menschen, die sich in der Nähe befinden, haben. Die Aufklärungsquote bei Geldautomatensprengungen 2021 besagt, mit Stand 17. März 2022, dass bei acht der 55 Geldautomatensprengungen des Jahres 2021 Tatverdächtige durch die Polizei ermittelt werden konnten. Bei 28 Fällen der oben genannten 55 blieb es lediglich beim Versuch, so die Polizei. 

Minister Pistorius: „Wir machen die Erfahrung, dass die Täter gerade aus den Beneluxländern für diese Taten über die Grenze nach Deutschland kommen. In den Niederlanden und in Belgien gibt es gesetzliche Verpflichtungen für die Banken, die Geldautomaten besser zu schützen, bei uns ist das nicht der Fall. In Niedersachsen wird die Polizei zeitnah alle Geldautomaten genau anschauen und einer gezielten, individuellen Risikobewertung unterziehen. Anschließend werden den Betreibern Empfehlungen für einen besseren Schutz ihrer Automaten mitgeteilt. Parallel werden in Kürze Gespräche mit den Bankenverbänden anberaumt, um sie noch mehr für dieses Phänomen zu sensibilisieren.“