Priorisierung von Gebäuden – Kirchenkreissynode beschließt erste Schritte

„Mein Vortrag ist kein Geschenk“, Fabian Spier von der Landeskirche erläutert die Finanzkraft der Kirche. Foto: Schwier.

Laatzen/Springe. Weniger Mitglieder, sinkende Einnahmen und Klimaneutralität bis 2045 – das sind die Bedingungen, unter denen die Kirchengemeinden und Einrichtungen im Kirchenkreis künftig alle eigenen Gebäude bewerten und priorisieren. Die Delegierten haben bei ihrer Sitzung am Dienstag, 27. Juni, in der Petrus-Kirchengemeinde in Springe mit großer Mehrheit den Einstieg in einen entsprechenden Prozess beschlossen. Sie waren einem Vorschlag des Kirchenkreisvorstands gefolgt, der sich in einer Klausurtagung ausführlich mit dem Thema befasst hat..

Zunächst hatte Fabian Spier, Leiter der Abteilung Finanzwirtschaft und Informationstechnologie in der Landeskirche, eine kurze Einführung in die kirchliche Finanzsituation gegeben. „Mein Vortrag ist kein Geschenk“, sagte er. Durch die sinkenden Mitgliederzahlen und demografische Effekte werde die Finanzkraft der Kirche in den kommenden Jahren weiter sinken. Dem gegenüber stehen steigende Ausgaben und die Lücke werde immer größer. Große Kürzungen seien nur durch Stellenabbau und veränderte Zuweisungen an Kirchenkreise, Gemeinden und Einrichtungen möglich. Es seien auch viele Strukturanpassungen nötig, z.B. bei kirchlichen Gebäuden. Denn „die Anzahl der Mitglieder ist gesunken, die Zahl der Gebäude geblieben“, sagte Spier. Nach dem Personal sei der größte Batzen die Ausgaben für Gebäude. Und da müsse nun sinnvoll herangegangen werde. „Wir könnten bei Personal kürzen und es in die Gebäude stecken, aber damit würden wir unserem Auftrag nicht gerecht“, stimmte Wolf Dietmar Kohlstedt, der Vorsitzender der Kirchenkreissynode, zu.

Superintendent Andreas Brummer erinnerte daran, dass der Gebäudebestand der Kirchen auch aus einer Zeit eines für die Kirchen in Deutschland einzigartigen Baubooms stammt. So habe sich in den westdeutschen Kirchen die Zahl der Kirchengebäude in der Zeit von 1951 bis 1981 um über 25% erhöht, die der Pfarrhäuser um über 50% und die der Gemeindehäuser von 3000 auf 8800 fast verdreifacht: „In diesen drei Jahrzehnten ist praktisch an jedem 2. Tag ein evangelisches Gemeindehaus eröffnet worden“. Diese Phase sei jedoch vorbei, sagte Brummer. Eine Anpassung solle jedoch nicht allein unter finanziellen Aspekten erfolgen. Deshalb sieht der Verfahrensvorschlag, dem die Synodalen ihre Zustimmung erteilten, mehrere „Zielfelder“ vor. Neben den Finanzen kommen hinzu: die Aufgabe „Kirche im Sozialraum“ zu sein– „wie kann die Nutzung kirchlicher Gebäude im und für den Sozialraum erweitert werden“ - sowie die Verantwortung für die „Bewahrung der Schöpfung“ mit Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2045. In diesen Prozess sollen alle kirchlichen Gebäude einbezogen werden. Das Nachdenken über neue und gemeinsame Nutzungsmöglichkeiten im Sozialraum – so einzelne Synodale in der Aussprache – gebe auch die Chance, als Kirche noch näher bei den Menschen zu sein.

Die nächsten Schritte sehen zunächst eine Aktualisierung des bestehenden Gebäudebedarfsplans vor. Dazu kommt die Erhebung von Investitionskosten und Kosten für eine klimaneutrale Ertüchtigung der Kirchen, Gemeindehäuser, Pfarrhäuser, Kapellen und sonstiger kirchlicher Gebäude. In den vier Kirchenregionen (Hemmingen, Laatzen, Pattensen und Springe) werden dann regionale Gebäudekonzepte erarbeitet, die beschreiben, welche Gebäude künftig wie genutzt werden können und sollen. Dieser Prozess soll von Berater*innen von außen moderiert werden. Am Ende des Prozesses wird eine „priorisierte Liste von Gebäuden“ festgelegt, die künftig noch durch den Kirchenkreis bezuschusst werden.

Der Zeitplan ist ambitioniert, schon in diesem Sommer soll es mit der Aktualisierung des Gebäudebedarfsplans los gehen. Bis 2026 könnte dann ein Gesamtkonzept stehen, sagte Superintendent Andreas Brummer. Aber es brauche auf diesem Weg Achtsamkeit und eine offene Kommunikation, gerade wenn sich möglicherweise Nutzungen verändern oder Gebäude aufgegeben werden, denn: „Für viele Menschen in den Gemeinden sind die Gebäude ein Stück Heimat und ein Ankerpunkt im Leben“.