Barsinghausen.
„Ich bin kein Fachmann. Ich habe ein Problem, bin zu Lösungen bereit, mehr kann ich nicht tun“, erklärt Björn Dreßler. Ein bisschen mehr tun wollen an dem Abend aber alle die gekommen sind. Rund zehn Elternteile sind auf dem Gründungstreffen der Bürgerinitiative „Pro KIBA – Pro Kinderbetreuung Barsinghausen“ erschienen. Es eint sie die Sorge um ihre Kinder, denn keiner von ihnen hat einen Kita Platz bekommen.
Das Problem mag bei jedem gleich sein, aber die Auswirkungen auf die Familien sind ganz individuell. Es gibt die alleinerziehende Mutter, die ohne Kitaplatz ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen kann. Es gibt Familien, denen ein Einkommen wegbricht, da ein Elternteil zuhause bleiben muss. An diesem Abend ebenfalls dabei ist Norbert Wiegand, Stadtverbandsvorsitzender der FDP. Er möchte den Eltern einige Tipps geben und gibt auch zu bedenken, „Das Gehalt der Eltern lässt sich womöglich als Schaden aufgrund der fehlenden Kitaplätze einklagen. Doch was ist mit dem Förderbedarf der Kinder, der lässt sich doch nur ganz schwer wieder aufholen.“.
Was viele Eltern belastet, ist die Kommunikation mit der Stadt. Es sind viele Fragen offen. Warum konnte es so weit kommen, dass nun fast 100 Kita Plätze fehlen? Wie geht es weiter? Wann geht es weiter?
Die Initiative fordert nicht weniger von der Stadt, als dass es möglichst schnell angemessene Einrichtungen für die Kinder geben soll. Gerade auch langfristig. Rany Ishak, Vater und Gründungsmitglied, wäre mit einer Notlösung zufrieden, vorerst. „Aber Notlösung soll nur Notlösung bleiben, dauerhaft möchten wir einfach einen Kitaplatz für unsere Kinder.“.
Fragende Gesichter entstehen auch, warum die Stadt überhaupt mit weniger Plätzen geplant hat. Eine junge Mutter wirft ein, „Es gibt überall Neubaugebiete, was glaubt die Stadt,wer dahinzieht? Natürlich Familien mit Kindern. Außerdem kam die gebührenfreie Kita. Warum plant die Stadt da mit weniger als 100% der Kinder in Barsinghausen?“.
Eine der Forderungen lautet daher auch, dass die Stadt in Zukunft mit 105% der gemeldeten Kinder in Barsinghausen kalkulieren soll. „So haben einfach alle Kinder einen Platz. Die Flexi- Kinder können gepuffert werden. Außerdem würde es Barsinghausen doch noch attraktiver für Familien machen, wenn klar wird, dort bekomme ich einen Kitaplatz. Auch Kommunen in der Umgebung könnten dann auf Barsinghausen ausweichen. Und wenn die Kitas mal nicht zu 100% ausgelastet sind, haben wir kleinere Gruppen, welcher Erzieher beschwert sich darüber?“, erklärt Björn Dreßler den Forderungskatalog. Außerdem fänden die Eltern es hilfreich, wenn die Stadt frühzeitig Trends erkennen könnte und regelmäßig Zahlen erheben würde. Damit es nicht kurzfristig zu bösen Überraschungen kommt, wie jetzt.
Die genaue Zukunft der Bürgerinitiative ist noch ungewiss. Bleibt sie Initiative, oder wird sie ein Verein? Was bringt der Informationsabend der Stadt am Mittwoch, 19. Juni um 18 Uhr? Zu diesem hat 1. Stadtrat Thomas Wolf die Pro Kiba eingeladen, um sich dort noch einmal vorzustellen.
Sarah & Björn Dreßler sind sich einig, dass sie in einen konstruktiven Dialog mit der Stadt treten wollen. Benjamin von Berckefeldt ergänzt: „Natürlich wollen wir einen Dialog, aber wir haben eben auch Rechte, die die Stadt einfach erfüllen muss.“. Man sei nicht Anti-Stadt, aber eben pro Kind: Da meinen wir alle Kinder, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, oder sonstigen Umständen.“
Die gesamte Gruppe um die Gründer Sarah & Björn Dressler, Nadine Dunz, Rany Ishak und Benjamin von Berckefeldt, ist dankbar über die Unterstützung auf Facebook. Aber auch, dass es schon Gespräche mit den Grünen und, wie an diesem Abend, mit der FDP gab.
„Es ist viel Arbeit und hat uns einige Nächte gekostet,“ blickt Dreßler auf die letzten Wochen zurück, „aber ich fühle mich besser. Spaß wäre zu viel gesagt, aber es fühlt sich gut an etwas zu tun.“.
Die ersten Schritte der Bürgerinitiative sind gemacht. Nun warten die Eltern die Ergebnisse von Mittwochabend ab.