Region. Unter dem Motto „Was können wir uns noch leisten?“ stellt die kommende Aktionswoche der Schuldnerberatung vom 12. bis 16. Juni das Überschuldungsrisiko aufgrund der hohen Inflation in den Mittelpunkt. Anhaltend hohe Preise stellen viele Menschen vor große Herausforderungen, mit dem zur Verfügung stehenden Geld über die Runden zu kommen und nicht in die Schuldenspirale, im schlimmsten Fall in die Privatinsolvenz, zu geraten..
Damit es nicht so weit kommt, macht Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi gemeinsam mit der LAG FW auf die niedersachsenweiten Angebote der Schuldnerberatungsstellen aufmerksam:
„Insbesondere Geringverdiener, Bezieher von Sozialleistungen, Pendler sowie Familien im Flächenland Niedersachsen trifft das anhaltend hohe Preisniveaus vor allem bei Lebensmitteln und im Energiebereich besonders hart. In den Schuldnerberatungsstellen erhalten Privatpersonen kostenfrei und vertraulich fachkundigen Rat. Die Überwindung ist für viele Menschen sicher groß und doch kann ich nur dazu raten, die Hilfe der Schuldnerberatungsstellen in Anspruch zu nehmen. In herausfordernden Zeiten sind die Schuldnerberatungen unverzichtbare Partner für Menschen in finanziell schwieriger Lage. Ihr Einsatz kann nicht hoch genug geschätzt werden. Darum stärken wir die soziale Schuldnerberatung über den Nachtragshaushalt 2022/23 mit zusätzlichen 5 Millionen Euro.“
Ralf Selbach, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen sieht aufgrund des großen Zulaufs eine wachsende Verunsicherung bei Verbrauchern: „Wir sind dankbar, dass das Land Niedersachsen in dieser Situation sehr zügig gehandelt und durch eine erhöhte Landesfinanzierung 69 Schuldnerberatungsstellen die Möglichkeit gegeben hat, zusätzliche Beratungskapazitäten zu schaffen.“ Zugleich mahnt er: „Inflation und hohe Energiepreise werden die Menschen auch über das Jahr 2023 hinaus weiter belasten. Unsere Schuldnerberatungsstellen benötigen daher eine dauerhaft auskömmliche Finanzierung, um der weiterhin steigenden Anzahl von rat- und hilfesuchenden Menschen die notwendige Beratung und Unterstützung geben zu können.“
Die soziale Schuldnerberatung der Wohlfahrtsverbände ist ganzheitlich und präventiv ausgerichtet und verfolgt das Ziel, in einer drohenden oder bereits eingetretenen Überschuldungssituation mit den Betroffenen möglichst Lösungen zu finden und eine Insolvenz abzuwenden. Vielen Menschen sind ihre sozialrechtlichen Ansprüche nicht bekannt. Hier informieren die Beratungsstellen. Sie unterstützen dabei, Härtefallmittel in Anspruch zu nehmen, helfen bei der Budgetplanung und verhandeln bei Bedarf mit Gläubigern.
Mit der Gas- und Wärmepreisbremse der Bundesregierung wurden die Menschen spürbar entlastet, die bei geringen Haushaltseinkommen dennoch hohe Energiekosten zu bewältigen haben. Drohen trotzdem Energiesperren, helfen die Schuldnerberatungen auch dabei, entsprechende Abwendungsvereinbarungen mit den Energieversorgern zu schließen.
Zusätzlich zur freiwilligen Förderung der sozialen Schuldnerberatung mit 5 Millionen Euro stellt das Land Niedersachsen für die gesetzliche Schuldnerberatung einen Betrag von etwa 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Hintergrundinformationen:
Die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung wird jährlich von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) durchgeführt.
Die Schuldnerberatung in Niedersachsen untergliedert sich in eine Insolvenzberatung, die auf einer gesetzlichen Grundlage vom Land gefördert wird, und eine soziale Schuldnerberatung, die von den Kommunen vorgehalten wird. Zu dieser sozialen Schuldnerberatung leistet das Land Niedersachsen einen freiwilligen Finanzierungsbeitrag, der aufgrund der gestiegenen Beratungsbedarfe infolge der Teuerungswelle, die durch den Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöst wurde, erheblich aufgestockt wurde. Soziale Schuldnerberatung dient dem Ziel, einer Überschuldung entgegenzuwirken und ein Insolvenzverfahren abzuwenden. Im Jahr 2021 haben 84 101 Menschen eine Schuldnerberatung in einer der insgesamt 262 anerkannten Beratungsstellen in Niedersachsen in Anspruch genommen. Der Anteil der Personen in Privatinsolvenz betrug im letzten Jahr rund 11,9 pro 10.000 Einwohner.