Springe. Christian Springfeld, Bürgermeister Springe, stellt sich zur Wiederwahl am 12. September. Der leine.on- Redaktion hat er einige Fragen beantwortet. Dabei schaute der amtierende Bürgermeister auf die vergangenen Jahre, in die Zukunft, aber auch auf Dinge, die nicht so gut liefen. .
Herr Springfeld, Sie wurden am 31. Januar 2016 zum Bürgermeister der Stadt Springe gewählt. Gut fünfeinhalb Jahre sind Sie im Amt. Worauf sind Sie besonders stolz?
Stolz bin ich, dass wir in dieser Stadt in vielen Bereichen im wahrsten Wortsinn das Ruder herumgerissen haben. Endlich arbeiten wir den über Jahrzehnte entstandenen Investitionsstau Stück für Stück mit allen Mitteln, die wir haben und mit aller Kraft ab. Schulen, Feuerwehrhäuser, Kindergärten, Baugebiete, Nachverdichtung – wann wurde in dieser Stadt das letzte Mal so viel gebaut? Springe boomt. Das freut mich sehr und dass dieser Umschwung gelungen ist, macht mich auch stolz, ja, aber am Ende ist es natürlich immer eine Teamleistung. Einer alleine – und sei er noch so engagiert – reißt da ohne ein starkes Team nicht viel. So ein starkes Team habe ich zum Glück mit meinen Leuten in der Stadtverwaltung Springe und auf diese Stadtverwaltung und deren Leistungen in den letzten Jahren bin ich besonders stolz. Keine einzige Baustelle wäre vorangegangen ohne eine Stadtverwaltung, die sich als attraktiver Arbeitgeber ständig selbst optimiert, verjüngt und weiterentwickelt.
Das hört sich ja toll an! Gibt es konkrete Beispiele?
Ja, natürlich. Nehmen Sie allein die Baustellen der Grundschule Bennigsen und der IGS Springe – da setzen wir Maßstäbe. Diese Qualität wollen wir am Otto Hahn Gymnasium auch liefern. Die Planungen laufen, die umfangreiche Machbarkeitsstudie für das größte Bauprojekt in der Geschichte der Stadt wird noch in diesem Jahr Entscheidungsgrundlage für den weiteren baulichen Weg am Otto Hahn Gymnasium. Genauso sieht es mit den Feuerwehrhäusern in Eldagsen und Altenhagen I aus – was dort in Kürze gebaut wird, hat es so in Springe noch nicht gegeben. Eine ganz neue Dimension. Und was die Verwaltung selbst angeht: Schauen Sie sich mal die Internetseite www.springe.de an und vergleichen Sie die mit der Seite vor meiner Zeit – so geht Verwaltung heute. Digitalisierung ist bei uns Chefsache und das merkt man. Ein schönes Beispiel unter vielen ist auch das Traugespräch per Skype – nur zum Heiraten müssen Sie noch persönlich kommen. In Sachen Digitalisierung haben wir noch so viele spannende Projekte – es bleibt viel zu tun. Da will ich unbedingt dranbleiben.
Gibt es denn auch Dinge, die nicht so gut gelaufen sind?
Naja, es dauert halt alles furchtbar lange. Die Rahmenbedingungen für ungeduldige Menschen wie mich sind in Deutschland denkbar schlecht. Es gibt so unendlich viele Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, Dinge die wir vor Ort gar nicht beeinflussen können, sondern nur parieren müssen. Bis in Deutschland auf einer Wiese gebaut werden darf schreiben Sie erstmal hunderte, wenn nicht tausende Seiten Papier voll. Bauplanungsrecht, Umweltrecht, Bauordnungsrecht, Vergaberecht – alles dicke Bretter die gebohrt werden wollen, bevor auch nur der erste Spatenstich gemacht wird.
Hört sich schwierig an, was heißt das konkret?
Naja, das heißt zum Beispiel konkret, dass Sie locker einige Jahre verlieren wenn auch nur der Verdacht besteht, dass auf der unbeplanten Fläche, auf der Sie eine Schule, einen Kindergarten, eine Feuerwehr oder ein Wohngebiet bauen wollen ein Feldhamster lebt. Für den müssen Sie dann in der Nähe einen attraktiveren Lebensraum schaffen, damit der von alleine umzieht. Schön für den Hamster, schlecht für die schnelle Umsetzung von Bauprojekten. Ist der Hamster weg, dürfen Sie den nächsten Schritt machen und die Archäologen aufs Feld lassen, die dann die Erdoberfläche alle paar Meter abkratzen, um mögliche Bodenfunde zu sichern. Schön für die Archäologie, schlecht für die zügige Umsetzung von Bauprojekten. Das geht dann gefühlt endlos so weiter, denn es werden so ziemlich alle Behörden und die Öffentlichkeit um Stellungnahme gebeten, es gibt mehrere öffentliche Auslegungen der Pläne. Ach, das alles zu erläutern ist ein abendfüllendes Programm, aber es vergehen eben schnell Jahre, bevor überhaupt ein Architekt das konkrete Bauwerk unter Beachtung aller Gesetze und Vorschriften planen kann – ich sage nur Brandschutz - und der Bauantrag gestellt werden kann. Dann kommt noch das Vergaberecht ins Spiel, bevor auch nur eine Firma einen Auftrag erhält. Das Bauen selbst ist immer nur die Spitze des Eisberges.
Wenn das alles so schwierig ist, warum wollen Sie überhaupt noch mal kandidieren?
Na, weil ich die letzten fünfeinhalb Jahre meines Lebens in die vielen Projekte investiert habe, die jetzt laufen. Ich möchte die Dinge nicht nur anschieben. Ich will sie auch fertig machen und die Ergebnisse der Arbeit der letzten Jahre selbst als Bürgermeister sehen und darauf aufbauen. Tut mir ja leid für meine Mitbewerber und die Mitbewerberin, aber ich gönne niemandem, dass er oder sie sich jetzt ins gemachte Nest setzt und in den nächsten Jahren die Früchte meiner Arbeit erntet.
Und welche konkreten Ziele haben Sie sich für eine mögliche zweite Amtszeit gesteckt?
Ganz klar: Den Mangel an Kitaplätzen möchte ich ein für allemal beenden. Ich bin gemeinsam mit den vielen Familien ziemlich angenervt, dass Kitaplätze unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht schneller zu schaffen sind. Wir sprachen ja darüber. Wenn geeignete Grundstücke fehlen, geht halt nichts voran. Nirgendwo. Diese Nuss zu knacken war harte Arbeit in den letzten Jahren, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen: In Springe, Völksen und Bennigsen wird jeweils eine neue Kita entstehen. In Springe steht die Auftragsvergabe für den Bau und den Betrieb einer Kita an der Harmsmühlenstraße unmittelbar bevor, in Völksen läuft das Vergabeverfahren derzeit mit mehreren Bewerbern, in Bennigsen werden wir die ehemalige Peter-Härtling-Schule zur Kita umbauen. Weitere Projekte werden folgen und zwar – wenn es nach mir geht – so lange, bis jede Familie wohnortnah die Kinderbetreuung bekommt, die sie braucht.
Nächste Baustelle, die parallel läuft: Unser Schulen. Wie gesagt, die Grundschule Bennigsen und die Erweiterung der IGS Springe setzen die Maßstäbe für die bauliche Zukunft des Otto Hahn Gymnasiums und aller anderen Schulen. Insgesamt eine Riesenaufgabe für die kommenden Jahrzehnte.
Ebenfalls parallel laufen die Neubauten für unsere Feuerwehren. Die neuen Feuerwehrhäuser Eldagsen und Altenhagen I möchte ich 2023 gerne selbst eröffnen und Alferde in nicht allzu ferner Zukunft auch und ich würde mich riesig freuen, wenn wir auch in Völksen spürbar vorankämen. Die Voraussetzungen sind gut.
Richtig spannend wird auch die Arbeit am Stadtentwicklungskonzept, das wir hoffentlich auf alle Ortsteile ausweiten können. Da freue ich mich auf die zahlreichen Beteiligungsformate. Endlich können online oder in Workshops alle mitmachen, die wollen – das ist in den formaleren Gremien ja eher schwierig.
Ach ja: In einer zweiten Amtszeit will ich endlich in einem (fast) papierlosen Büro mit elektronischen Akten arbeiten. Soft- und Hardware dazu stehen. Wir gehen gerade an die Einführung. Noch so ein Projekt, dessen Fertigstellung ich auf keinen Fall verpassen will.
Gibt es etwas, dass Sie rückblickend anders machen würden?
Klar! Fünfeinhalb Jahre Erfahrung sind ja doch ganz praktisch und im Grunde lerne ich jeden Tag noch weiter dazu. Ich gehe heute offener und klarer in Auseinandersetzungen und Diskussionen. Als alles neu war, musste ich mich erstmal orientieren, um die Dinge zu bewerten. Jetzt stecke ich mitten drin und kann schneller zu guten und fundierten Entscheidungen kommen.
Ich setzte heute noch viel mehr auf den offenen und direkten Dialog. Anfangs dachte ich, es reicht eine gute Drucksache für den Rat zu schreiben und dann liefe das schon. Weit gefehlt. Persönliche Gespräche zählen – am besten mit allen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern einzeln. Geht auch nicht immer, aber ich wünsche mir für unsere Stadt, dass solche Dramen wie die Straßenausbaubeiträge oder die Nutzungsentgelte für die Sportstätten sich in Zukunft verhindern lassen. Durch mehr Sachorientierung und weniger Schaulaufen. Gemeinsam an der Sache orientiert kommen wir einfach schneller zum Ziel: Springe noch lebenswerter zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Ich habe zu danken!