Laatzen. Vertreter von Stadt und Kirchengemeinden haben sich am 2. November zum alljährlichen Austausch getroffen – in diesem Jahr erstmals im neuen Nachbarschaftshaus. Neben den Gebäudekonzepten der unterschiedlichen Gemeinden sowie der Stadt thematisierten Laatzens Bürgermeister Kai Eggert, Pastorin Ilka Straeck, Pfarrer Thomas Kellner, Pastor Burkhard Straeck und die weiteren rund 12 Teilnehmenden, unter denen sich auch Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr befand, vor allem den Umgang mit Krisen einschließlich ihrer sozialen Herausforderungen..
Eggert fand für die Beschreibung der derzeitigen Situation in den Teams der Stadtverwaltung, die sich vor allem um die sozialen Belange kümmern, eindringliche Worte: „Derzeit wird die Krise zur Daueraufgabe. Wir benötigen von Bund und Land nicht nur finanzielle Unterstützung, etwa um Unterkünfte für Geflüchtete bereitzustellen, sondern auch, um unsere personellen Ressourcen aufzustocken in Form zusätzlicher Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, die sich um den steigenden Bedarf von Flüchtlingen, der mit steigenden Quoten einhergeht, kümmern.“ Den meisten Gesprächsstoff aber lieferte der Vorschlag der Stadt, ein Notfallnetzwerk im Kinderschutz aufzubauen – mit Unterstützung der Kirchen.
Arne Bungeroth, Teamleiter der städtischen Kinder- und Jugendhilfe informierte die Gesprächsrunde über „unauflösbare Probleme“ im Kinderschutz: „Bei akuter Kindeswohlgefährdung ist eine sofortige Inobhutnahme unausweichlich, da zeigen sich auch die Erziehungsberechtigten einsichtig. Allerdings gibt es landesweit immer weniger Träger, die diese Kinder und Jugendlichen kurzfristig aufnehmen können. Insbesondere vor dem Wochenende kommt es vor, dass wir ganz Norddeutschland abtelefonieren müssen.“ Weiter warnt Bungeroth, dass der Tag komme, an dem für ein akut gefährdetes Kind keine Unterbringung gefunden werde. Deshalb wirbt er für die Idee, präventiv eine „zivilgesellschaftliche freiwillige Notfallstruktur“ ins Leben zu rufen, in der Familien in solchen
Fällen für eine Nacht oder ein Wochenende, ein Kind bei sich aufnehmen können. Glücklicherweise kämen solche Härtefälle aber nicht allzu häufig vor, beschwichtigt Bungeroth, „eher ein- bis zweimal im Jahr“, und bringt es auf den Punkt: „Beim Kinderschutz gibt es keine Alternativen“. Da sind sich auch alle am Gespräch Beteiligten einig. Wie geht es nun mit dem Vorstoß der Stadt weiter? Kellner schlägt vor, gemeinschaftlich eine Veranstaltung in den Kirchengemeinden durchzuführen und darin zu informieren, welche Auflagen an derartige Notfall-Pflegestellen gestellt würden, was auf die Familien im Detail zukäme und forderte die Entwicklung eines konkreten Ablaufplans für den Fall der Fälle.
Weitere Themen seitens der Stadt waren die Investitionen in neue Schulgebäude, die Schul-entwicklungsplanung, das Haushaltssicherungskonzept, die Leine VHS sowie die Gewinnung von Fachkräften.
Superintendent Andreas Brummer sprach über die Herausforderungen des Kirchenkreises Laatzen-Springe: „Der Kirchenkreis stellt sich der Aufgabe, den derzeitigen Gebäudebestand zu konzentrieren. Hintergrund ist, dass wir diesen Bestand nicht dauerhaft unterhalten und energetisch so ertüchtigen können, dass die Klimaziele der Evangelischen Kirche für 2035 erreicht werden. In diesem Zusammenhang werden die Kirchengemeinden in den vier Kommunen des Kirchenkreises regionale Konzepte entwickeln, welche Gebäude künftig für die kirchlich-diakonische Arbeit vorgehalten werden und wo eventuell auf alternative Nutzungen zugegangen werden soll.“ Von ähnlichen anstehenden Entscheidungen berichtet auch Pfarrer Thomas Kellner aus den katholischen Gemeinden, die von der Ankündigung des Bistums Hildesheim, jedes zweite Gebäude zu veräußern, betroffen sind. Außerdem lobte Kellner das wieder wachsende Interesse von gefirmten Jugendlichen und Firmbewerbern am Glauben.
Die evangelischen Gemeinden, über die Pastor Burkard Straeck informierte, befassten sich derzeit mit der anstehenden Gründung der Gesamtkirchengemeinde zum 1. Januar 2024 und der damit verbundenen Umstrukturierung des Kirchenvorstands. Pastorin Ilka Straeck beschäftige sich intensiv mit der Frage, wie die Kirche für die Menschen in Laatzen wieder attraktiver würde und lobte die Vielfalt und Kreativität bei der Schaffung neuer Formate des Gottesdienstes wie etwa des Musikgottesdienstes. Außerdem stellte sich die Sozialarbeiterin des Kirchenkreises Laatzen-Springe Jennifer Schewell vor, die seit wenigen Wochen für den Kreis tätig ist.
Nach zwei Stunden endete das Kirche-Stadt-Gespräch planmäßig und alle Teilnehmenden bedankten sich für den Austausch, lobten die wertvollen Impulse und die geplanten Projekte.